Anton Samsonov

Psychologische Hilfe & Coaching

a.samsonov@thepsychologist.de

Kategorie: Alltagspsychologie

Psychologische Themen, die das alltägliche Leben betreffen und jeden von uns berühren.

  • Warum ich Burnout hasse und was ich dagegen tue

    Ich hasse Burnout. Es ist nichts Persönliches. Für mich ist es „Just Business“. Ich finde es so traurig, dass Menschen sich in den Abgrund hineinarbeiten. Als Psychologe versuche ich zu helfen, dafür zu sorgen, dass Menschen in Zufriedenheit arbeiten und leben können.

    Hast du eine Vorstellung davon, wie sehr die Menschen leiden, die einen Zusammenbruch erleben? Wie lange sie daran knacken müssen, bis sie wieder gesundheitlich halbwegs fit sind und so etwas wie ein normales Leben führen können? Es dauert lange und sie leiden sehr daran.

    In diesem Handelsblatt-Artikel äußern sich einige Führungskräfte zu ihrem Burnout.

    Es gibt da eine Auffälligkeit. Wie kann es sein, dass Millionen von Menschen sich in den emotionalen Ruin treiben (lassen), ohne es vorherzusehen? Das ist ganz schön heftig, vor allem wenn wir bedenken, dass es auch Wiederholungstäter gibt. Es gibt also Menschen, die bereits einen Burnout erlebt haben und trotz ihrer Erfahrung und was sie daraus gelernt haben, nochmal in einen Burnout hineinfahren.

    Diese Doku ist ein wahrer Klassiker. Es geht um Arbeit und was mit uns passiert, wenn wir sie als sinnlos erleben.

    Ich finde es furchtbar. Ich wünsche mir, dass immer weniger Menschen dahin kommen. Und dass immer mehr Menschen bereits vorher die Einsicht haben und etwas dagegen tun, bevor sie am harten Boden der Niedergeschlagenheit zerschellen müssen.

    Was tue ich dagegen?

    Na, zum einen versuche ich selbst keinen Burnout zu bekommen. Denn wenn ich hilfsbedürftig bin, dann kann ich schließlich auch niemand anderem mehr helfen.

    Das Prinzip von Gelassenheit ist einfach. Es ist aber nicht einfach, es umzusetzen.

    Zum anderen arbeite ich in einem Unternehmen und versuche den Führungskräften zu helfen. Wie mache ich das? Ich versuche eine tragfähige Arbeitsbeziehung aufzubauen, sodass wir zugleich über einfache und schwierige Themen sprechen können. Mal ist es ein entspanntes Thema und mal ist es ein kritisches Thema. Wenn ich das geschafft habe, für sie wertvoll und nützlich zu sein, dann können wir über fachliche Themen sprechen (Der jährliche Performance Dialog mit den Mitarbeitenden) und mal einen Austausch zu Werten, Überzeugungen, Einstellungen zu haben.

    In diesem Podcast coacht eine Muriel Wilkins eine Führungskraft, die bereits zwei mal einem Burnout nahe kam.

    Das setzt ein Vertrauensverhältnis voraus. Nur wenn sich die Person wirklich wohl fühlt und das Gefühl hat, dass sie mir vertrauen kann, wird sie über solche persönlichen Themen sprechen. Das geht schon sehr tief. Was viele z.B. haben, ist der Wunsch Erwartungen zu erfüllen und hohe Standards, die sie sich selbst auferlegen und die sie auch auf andere projizieren. Damit können viele Probleme verbunden sein, die nicht nur die Führungskraft belasten (Auch am Wochenende muss ich arbeiten, um alles zu schaffen und ein guter Manager zu sein), genauso wie für die Mitarbeitenden (Der Mitarbeiter weiß zwar nicht, dass ich hohe Erwartungen habe, aber er bekommt es schon mit, wenn ich wieder verärgert bin, weil die Ergebnisse, die er mir abgeliefert hat, richtig richtig schlecht sind).

    Burnout ist kein Problem des Körpers.

    Wenn der Körper müde wird, dann ist man müde. Burnout ist ein Problem des „Kopfes“. Der Kopf erlaubt dem müden Körper nicht zu entspannen, sich zu erholen, sich um sich selbst zu kümmern. Es jagt vielleicht dem nächsten Kick hinterher (Noch größeres Projekt, neue Aufgabe, neue Position, neue Herausforderung).

    Ich hasse Burnout und irgendwie ist es für mich doch etwas Persönliches. Es gibt wenige bis gar keine Gründe dafür, sich selbst oder andere in die emotionale Katastrophe zu treiben. Und ich finde es schockierend, furchtbar, traurig, herzzrreißend, dass es immer noch so vielen passiert. Und auch in diesem Jahr werde ich versuchen, dieser Plage entgegenzuarbeiten.

    Das Ärzteblatt veröffentlicht einige Zahlen zum Burnout. Viele fürchten sich vor dem Burnout.

    Fürchte dich nicht. Informiere dich zu dem Thema. Priorisiere deine körperliche und mentale Gesundheit. Sprich mit Menschen, die dir helfen können.

    https://thepsychologist.de/warum-wir-mit-stress-leben-muessen: Warum ich Burnout hasse und was ich dagegen tue
  • Sprich über Gefühle und entschärfe Konflikte

    Vielen fällt es schwer über ihre Gefühle zu sprechen. Noch mehr Menschen haben Schwierigkeiten damit, über die Gefühle anderer zu sprechen. Kein Wunder – wenn ich nicht einmal weiß, was ich fühle, wie kann ich dann nachvollziehen was andere fühlen?

    Emotionen, Gefühle, Stimmungen. Das sind nicht nur unangenehme Produkte der Psyche, die im Weg stehen. Das sind auch hilfreiche Signale, die du bei dir selbst und bei anderen wahrnehmen kannst. Wütende Menschen können zum Beispiel noch wütender werden, wenn sie sich nicht ernst genommen fühlen. Nimm Gefühle ernst.

  • Ein Leben voller Sinn und Bedeutung

    Wie sieht ein Leben voller Sinn und Bedeutung aus? Das ist eine sehr persönliche Frage. Was für mich sinnvoll ist, kann für jemand anderen völlig sinnlos erscheinen. In seinem TED-Talk nimmt uns Brian mit in seine Gedankenwelt und zeigt, warum Beziehungen und andere Menschen unser Leben bedeutungsvoll machen können.

    Er ist überzeugt, dass Sinn oft in den Verbindungen zu den Menschen um uns herum liegt. Durch unsere Beziehungen gewinnen wir ein tieferes Verständnis für uns selbst und unsere Rolle in der Welt.

  • Der Sog des Alltags

    Ein Zitat aus dem Buch: „Der Sog des Alltags kann uns dazu verführen, das Leben nicht nach unseren Träumen und Zielen zu gestalten.

    Stattdessen warten wir. Auf den perfekten Moment, der irgendwann kommen wird.

    Das Warten ist komfortabel. Aber er wird nicht kommen, denn der perfekte Moment beginnt dann, wenn wir uns dafür entscheiden. Es beginnt dann, wenn wir uns weigern, auf morgen zu warten und sofort zu beginnen.

  • Ist es zu spät, etwas Neues zu lernen?


    Ist es zu spät, etwas Neues zu lernen? Ich würde sagen: Nein. Es ist nie zu spät. Jeder Tag bietet die Möglichkeit, etwas neu anzufangen oder etwas fortzusetzen.

    Glaubst du vielleicht, dass du zu alt bist, um ein schönes Stück auf dem Klavier zu spielen oder eine neue Sprache zu sprechen? Um den Job zu wechseln? Um dich einer Gruppe anzuschließen, die dir Halt und Motivation gibt?

    Gibt es eine Stimme in deinem Kopf, die dir sagt, dass es schon zu spät ist, um mit dem Rauchen aufzuhören? Etwas Neues auszuprobieren? Mit einer neuen Sportart anzufangen?

    Diese Stimme hält dich zurück. Es ist die Stimme der Angst. Heute habe ich bei Facebook dieses Zitat von Julia Cameron entdeckt und möchte es mit dir teilen:

    https://www.facebook.com/philo.thoughtspage/

    Often, when we say it is „too late“ for us to begin something, what we are really saying is that we aren’t willing to be a beginner. But when we are willing to dip our toe in, even just a little, we are rewarded with a sense of youthful wonder. Never give in, never give in, never, never, never, never.

    Oftmals, wenn wir sagen, es sei „zu spät“ für uns, etwas zu beginnen, meinen wir eigentlich, dass wir nicht bereit sind, Anfänger zu sein. Aber wenn wir bereit sind, wenigstens ein kleines bisschen den ersten Schritt zu wagen, werden wir mit einem Gefühl jugendlicher Neugier belohnt. Gib niemals auf, gib niemals auf, niemals, niemals, niemals, niemals.

    Julia Cameron

    It’s Never Too Late to Begin Again – English Book

    Es ist nie zu spät, neu anzufangen – Buch auf Deutsch

    Als ich 2024 beim Polyglot Gathering in Prag (Tschechien) war, besuchte ich Workshops und Vorträge wo es um Sprachen ging. Ich konnte meine Spanisch- und Portugiesischkentnisse in Gesprächen entwickeln und Menschen kennenlernen, die mehr als 10 Sprachen fließend sprechen konnten!

    Erfahre dazu mehr unter:

    https://www.polyglotgathering.com/2024/de/

    Ich musste meine Komfortzone verlassen und durfte mit über 800 Menschen an einem mehrtägigen Event teilnehmen. Besonders beeindruckend waren für mich Menschen, die älter als 50 waren und neue Sprachen lernen wollten. Sie sagten nicht, dass sie zu alt sind, um etwas Neues zu lernen. Sie gaben nicht der kritischen Stimme nach. Sie lernten. Sie taten einfach das, was sie wollten.

  • Warum reden wir eigentlich so wenig über Motivation

    Als Psychologe ärgert es mich, dass wir bei der Arbeit sehr wenig über Motivation reden und dafür tun.

    Oder bilde ich mir das nur ein?

    Man könnte ja sagen: Man denkt und redet wenig über Motivation, weil man sehr beschäftigt ist zu arbeiten. Und fürs Arbeiten wird man schließlich bezahlt und nicht für das Nachdenken über Motivation.

    Für so einen Psycho-Krimskrams hat man einfach keine Zeit. Könnte man sagen.

    Könnte man.

    Man könnte sich aber auch kurz vor Augen führen, wie viel Geld und Krankheitstage unmotivierte, zynische und hoffnungslose Mitarbeitende kosten.

    Ein paar Zahlen zum Thema kommen aus einer Studie von EY: „71 % der befragten Beschäftigten geben an, motiviert bei der Arbeit zu sein.“ EY hat 1.555 Menschen in Deutschland zu ihrer Arbeit befragt und 2023 eine Studie veröffentlicht. 

    Gar nicht so schlechte Nachrichten, oder?

    Motivierte Menschen sind eine Bereicherung für unsere Unternehmen und unsere Gesellschaft.

    Es lohnt sich, nach der eigenen Motivation zu suchen und vielleicht in Gesprächen mit anderen zu fragen: „Was motiviert oder demotiviert dich eigentlich bei der Arbeit?“

  • Wie viel hast du und wie viel brauchst du

    „Es kommt nicht darauf an, wie viel man hat, sondern darauf, wie wenig man braucht.“

    Dieses Zitat habe ich in einer Zeitschrift gelesen, als ich meinen ersten Job hatte. Es war 2015, und obwohl sich seitdem in unserer Arbeitswelt (und auch bei uns in Düsseldorf) viel verändert hat, bleibt die Botschaft aktuell.

    Nicht die Quantität ist entscheidend, sondern wie wir damit umgehen und was wir damit machen. Ich erlebe bei meiner Arbeit immer wieder, wie Menschen sich selbst und auch andere überfordern, und möchte mit meiner Arbeit dazu beitragen, dass dies seltener passiert.

    Ich arbeite darauf hin, dass jeder von uns in einer produktiven, gesunden und motivierten Arbeitswelt lebt. Der Beginn kann einfach sein – wir beginnen bei uns selbst. Indem wir dafür sorgen, dass wir ungestresst und ruhig sind, helfen wir auch den anderen.

  • Perfektionismus – Der erste Shitty Schritt

    Über Perfektionismus wird gerne gesprochen. Viele halten es für eine Art Auszeichnung, eine Ehrenmedaille, die man stolz den anderen zeigen darf. Diese Tendenz kann zu einer schweren Last werden, die einem selbst und anderen schadet.

    “Perfectionism is the voice of the oppressor, the enemy of the people. It will keep you cramped and insane your whole life, and it is the main obstacle between you and a shitty first draft. I think perfectionism is based on the obsessive belief that if you run carefully enough, hitting each stepping-stone just right, you won’t have to die. The truth is that you will die anyway and that a lot of people who aren’t even looking at their feet are going to do a whole lot better than you, and have a lot more fun while they’re doing it.”
    ― Anne Lamott, Bird by Bird

    Es perfekt machen zu wollen, kann Kreativität und Originalität im Keim ersticken. Es sofort richtig machen zu wollen, tötet Motivation. Wenn man es schon nicht perfekt machen kann, warum soll man es dann überhaupt machen?

    Mach es trotzdem. Mach es, wie Anne Lamott empfiehlt: „Embrace your shitty first draft“. Mach den ersten Entwurf, egal wie schlecht er wird. Gönn dir einen ersten shitty Schritt. Das ist okay. Nutze ihn, um einen etwas besseren zweiten Versuch zu machen. Ob es nun um das Schreiben geht (worüber Anne schreibt), um einen Pitch, Vortrag oder ein neues Hobby. Erlaube dir den ersten shitty Schritt zu machen und trickse deinen Perfektionismus aus.

  • Walk & Talk – Gelassener durch Bewegung

    Weißt du, wie du deine Gelassenheit steigern kannst? Geh raus an die frische Luft und verbringe Zeit im Freien. Und weil die meisten Teilnehmer meiner Seminare zum Thema „Stressbewältigung“ diese Zeit nicht für sich genommen haben, habe ich sie dazu ermutigt.

    Es ist schwer vorstellbar, während der Arbeitszeit „spazieren zu gehen“. Als Trainer habe ich die meisten meiner Seminargruppen nach der Mittagspause hinausgeführt, um das Mittagstief zu überwinden. Ich fragte sie, warum sie glauben, dass wir eine „Walk & Talk“-Runde machen. 

    Das Mittagstief war die am häufigsten genannte Antwort. Weniger offensichtlich ist, dass viele Menschen sich nicht ausreichend bewegen und sich dadurch noch gestresster fühlen. In diesen „Walk & Talk“-Runden haben wir über Gelassenheit und unsere Bewertungen gesprochen.

    Neben der Überwindung des Mittagstiefs und Stressbewältigung trug dies meiner Ansicht nach auch zur Veränderung der Unternehmenskultur bei. Denn irgendwann war die Frage nicht mehr: „Gehen wir raus?“ Sondern nur noch: „Wann machen wir heute eine ‚Walk & Talk‘-Runde?“

    Mehr zum Thema findest du in meinem neuen Buch.

    Möchtest du mehr Freude und Gelassenheit in deinem Leben spüren?




    Blick ins Buch

  • Was willst du wirklich wirklich tun? – Die Suche nach Glück

    Wenn ich in meinen Gesprächen mit Klienten lang genug hinschaue, dann geht es fast immer um die Frage: „Wie kann ich glücklicher leben?“ Anfangs geht es vielleicht um die Konflikte mit anderen, die einem den Frieden (und das Glück) rauben. Häufig muss die Arbeit als Bösewicht herhalten, die endlosen Aufträge, die Stress auslösen und die Person überfordern. 

    Das sind legitime Herausforderungen. Doch manchmal sind es einfach nur Symptome eines Problems, das viel tiefer reicht als uns bewusst ist. Vor Kurzem fragte ich einen Klienten: „Was ist für dich ein glückliches Leben?“ Es fiel ihm schwer, es zu beantworten. Und das ist gut, denn das heißt, dass die Suche nach der Antwort begonnen hat. Diese Suche braucht Zeit, die wir uns manchmal nicht nehmen. 

    Diese Suche kann mit einer einfachen Frage beginnen. Was will ich wirklich wirklich tun? Was lässt mich vor Freude strahlen und leuchten? Was würde ich auch morgens um 4 Uhr tun? Was könnte ich in meine Woche einbauen, um mehr Lebensfreude und Glück zu spüren? Wenn du dich auch auf die Suche machen willst, empfehle ich dieses Buch:

    Link zum Buch – Glücklicher


  • Orte, die wir besuchen

    Somewhere in Portugal

    Du reist an Orte, die du vielleicht kennst oder noch nie gesehen hast. Es sind helle Orte, dunkle Orte, Städte voller Menschen oder Hotels mitten auf Feldern. Dort sind viele freundliche Menschen oder überhaupt keine Menschen und manchmal sind da alle abstoßend und du wünschst dir, da wäre keiner.

    Und manchmal wünschst du dir, da wäre jemand, mit dem du deinen Lunch teilen könntest. Eine inspirierende Unterhaltung bei deinem schwarzen Kaffee mit Zucker ohne Milch und deinen Gedanken. Jemand, der dich ansieht und dich wahrnimmt. Ein Mensch, der sich in diesen Momenten für dich interessiert – mitten in den anonymen Labyrinthen des Ortes, an dem du performen musst.

    Orte, die wir besuchen, haben Potenziale uns zu inspirieren, zu schockieren, zu lähmen oder anzuregen. Nun wäre es zu einfach, zu sagen, der Ort sorgt dafür, dass du motiviert bist (angenehme Gerüche, frische Bettwäsche und saubere Seeluft), dich unvorbereitet fühlst (der Hotelgast nebenan trieb es bis spät in die Nacht mit lautem Gusto). Damit würden wir es uns zu einfach machen und uns ganz aus der Verantwortung nehmen. „Ich konnte nichts dafür, das war der Nachbar, das Hotel, der Regen, die Klimaanlage, der Zug, die schmutzige Straße.“

    Orte, die wir besuchen, machen etwas mit uns. Aber auch wir machen etwas mit den Orten, die wir besuchen. Wir bringen uns mit und können den Vibe und die Mitmenschen bewegen, die um uns herum sind. Schenke ein Lächeln der Person, die an dir vorbeigeht. Selbstlos und ohne Erwartung, nur weil du es willst und weil du es kannst.

    Freue dich, dass die Person zurücklächelt und es annimmt. Ihr geht aneinander vorbei. Die Neugier dreht euch um und ihr seht euch nochmal an. Noch ein Lächeln. 10 Minuten später sitzt ihr beieinander und redet über den Tag und das Leben. Über das, was euch wichtig ist, was euch enttäuscht und worauf ihr euch freut.

    Dieses unsichtbare Band verbindet und schafft eine Gravitation zwischen euch, die so stark ist, dass ihr euch nicht mehr lösen könnt und nicht einmal wollt. Noch nicht.

    Aus eigener Erfahrung und der Forschung wissen wir, dass der Kontakt zu anderen Menschen lebensnotwendig ist. Glücklich sind wir dann, wenn wir sinnvolle, vertraute Beziehungen in unseren Leben hegen, die uns Kraft geben (Link zum Buch – Happier). Und obwohl soziale Interaktion für uns wie Nahrung ist, die wir regelmäßig brauchen, gibt es viele Menschen, die diese Einsicht nicht haben, oder nicht wissen, wie sie sich dieses Paket sozialer, angenehmer Interaktion beschaffen können.

    Einige sind überfragt und überfordert, wenn es darum geht, mit anderen zu sprechen – dabei wissen wir, dass selbst minimale soziale Interaktionen unser Wohlbefinden und unsere Lebenszufriedenheit steigern können (Link zur Studie – Minimal Social Interactions with Strangers). Heißt, dass der kurze Smalltalk an der Kaffeetheke schon etwas bewirken kann: „Wissen Sie, ob hier die Tagespresse ausliegt?“.  

    Orte, die wir besuchen, können uns zum Verzweifeln bringen, uns isolieren und in die Einsamkeit treiben. Sie können uns aber auch inspirieren, bewegen und zum Nachdenken bringen. Doch es sind nicht allein die Orte, die das anrichten, sondern wir gestalten diese Erfahrungen aktiv mit, mit unserer Einstellung, unseren Erwartungen, unseren Gefühlen und Ideen, mit dem was wir sind und mit dem, was wir tun.

  • Die vielen Seiten von Motivation – Podcast #1

    Foto – Lissabon – LX Factory

    Der Originaltext ist am 12 April 2022 erschienen:

    Die vielen Seiten von Motivation – Das Big-Picture

  • Der psychologische Erste Hilfe Koffer – Wie helfe ich jemanden, dem es psychologisch schlecht geht?

    Bei einem Gespräch mit einem Freund kam die Frage auf, wie man jemanden helfen kann, dem es sehr schlecht geht – eine chronische Krankheit, ein Todesfall. Was sagt man da? Wie hilft man einer Person, der es sehr schlecht geht? So leistest du psychologische Erste Hilfe:

    Wechsle die Perspektive

    Führe dir vor Augen, dass es nicht um dich geht. Es geht um die Person. Denke nicht darüber nach welchen Satz du sagen oder welche Frage du stellen könntest – denn dann bist du in Gedanken bei dir und nicht bei der Person. Lasse diese Gedanken weiterziehen und spüre, dass du helfen willst. Das ist deine Eintrittskarte für das Gespräch.

    Stelle eine Frage

    Wie kann ich dir helfen?“ oder „Was kann ich für dich tun?“ Stelle diese einfache Frage. Denn, wenn du nicht sicher bist, wie du helfen kannst, warum nicht einfach die Person fragen? Lasse sie selbst entscheiden, wie ihr geholfen werden kann und ob sie überhaupt Hilfe haben möchte. Viel zu oft meinen wir zu wissen, was andere brauchen. Tun wir nicht. Fragen statt sagen.

    Übe dich in Schweigen

    Sei still und höre zu. Verstehst du, was dein Gegenüber dir sagen will? Oder tust du aus Gewohnheit nur so, als wüsstest du, wie er/sie sich fühlt „Ich weiß, wie du dich fühlst“. Nein, das tust du nicht. Streiche diesen Satz aus deinem Repertoire: „Ich weiß, wie du dich fühlst“. Übe dich in solchen Momenten lieber in Schweigen und gebe deinem Gegenüber Freiraum für eigenen Gedanken, Gefühle und Ideen.

  • Gesprächsführung aus Gewohnheit

    Jeden Tag führen wir Gespräche und viele davon richten sich nach unserem Gefühl. Nicht für jede Unterhaltung haben wir ein Schema oder sind uns bewusst, wohin sich das Gespräch verläuft.

    In Trainings, wo es um Gesprächsführung geht, fällt mir auf, dass wir von Gewohnheiten getrieben werden. Auch in Konversationen haben wir unsere gewohnten Sätze, Pausen, Fragen, Muster. Steuern wir die Gespräche oder steuern die Gespräche uns?

    Nicht jedes Wort sollte man auf die Goldwaage legen, so viel ist klar. Es kann sich aber lohnen, sich der eigenen Gewohnheiten bewusst zu werden. Bringt mich die Gesprächsführung zum Ziel?

    Welche Gesprächsgewohnheiten hindern meinen Gesprächspartner daran, sich zu entwickeln, sich zu reflektieren, sich um eine eigene Lösungsfindung zu bemühen?

  • Stress loslassen – Warum es uns an Gelassenheit fehlt

    Stress loslassen – Warum es uns an Gelassenheit fehlt

    Ein Gespräch über Gelassenheit mit einem Klienten. Eine Person, die loslassen möchte – ihre Vergangenheit, ihre belastenden Erfahrungen, möchte es, kann es aber nicht.

    Es ist schwer, gelassener zu leben und zu arbeiten. Aber es ist auch ganz leicht. Wir müssen das Loslassen lernen. Es ist wie ein Muskel, den man trainieren kann. Übe loszulassen und werde besser darin.

    In dieser Sekunde, während du diesen Text liest, kannst du loslassen. Lass die Spannung in deinem Körper los. Lass für eine Sekunde deine Ziele, Aufgaben und Ideen los. Lass alles los und lies diesen Text, der versucht zu dir zu sprechen.

    Warum gibt es so viele Menschen, die nicht einschlafen können? Sie halten sich an ihrem Tag fest. In Gedanken klammern sie sich an die Dinge, die sie schon getan haben oder die sie noch tun müssen. In der Stille und Dunkelheit ihres Schlafzimmers ist es in ihrem Gehirn laut und hell.

    Was man dafür braucht? Übung. Nicht nur ein Gespräch mit einem Berater oder Freund. Nicht nur das Nachdenken über ein Problem und eine Lösung. Das Üben. Nicht, das „Ich möchte ja üben, aber ich habe keine Zeit.“ Sondern, das „Okay, ich nehme mir Zeit und übe Gelassenheit.“

    Wir sind gewohnt zuzupacken. Zuzugreifen. Festzuhalten. An unserem Eigentum. An unseren Ideen. An unseren Vorstellungen über das Leben. Wir haben es über Jahre trainiert, zu argumentierten, recht zu haben und recht zu bekommen. Die Wenigsten von uns haben das Loslassen gelernt. Etwas einfach loszulassen und die Aufmerksamkeit zu verlagern.

    Loslassen bedeutet nicht weglaufen. Das Loslassen ist keine Flucht – es ist eine Einsicht. Nicht verändern zu wollen, was nicht veränderbar ist. Zu erkennen, was beweglich ist und was nicht. Ist es nicht das, was Gelassenheit ist? Das Unbewegliche unbeweglich zu lassen?