Anton Samsonov

Psychologische Hilfe & Coaching

a.samsonov@thepsychologist.de

Monat: Dezember 2017

  • Konzentration trainieren

    Konzentration trainieren

    In diesem Beitrag erfährst du, wie du die eigene Konzentration trainieren kannst. In der Sportpsychologie gibt es dazu viele Techniken, wir probieren ein paar davon aus. Versuche zunächst die folgende Frage zu beantworten:

    Welche mentale Fähigkeit spielt im Eishockey die wichtigste Rolle?

    A – Verarbeitungsgeschwindigkeit – Kognitive Fähigkeit

    B – Konzentrationsfähigkeit

    C – Fähigkeit eigene Aufregung zu regulieren

    Antworten A B C sind alle korrekt. Alle sind wichtig und es ist meines Wissens bislang nicht möglich zu sagen, was wichtiger ist, weil alle Faktoren ihren Teil zur Leistung beitragen. Warum stelle ich dann die Frage, wenn es keine eindeutige Antwort gibt? Nun, es ist schon ein Erkenntnisgewinn darüber nachzudenken, welche mentalen Faktoren es überhaupt gibt. Wie gut kannst du dich konzentrieren? Und wie oft denkst du darüber nach, wie gut du dich konzentrieren kannst? Was könntest du tun, um deine Konzentrationsfähigkeit zu steigern?

    Übung 1

    Zähle lautlos bis 50. Achte bitte dabei, dass du die Zahlen innerlich aussprichst und den Abstand zwischen den Zahlen gleich hältst. Los!

    Wie war es? Leicht? Schwer? Normal? … Nimm dir bitte die Zeit und probiere die Übung wirklich aus. Jetzt machen wir die Übung etwas schwieriger, sodass du die Grenzen deiner Konzentrationsfähigkeit testen kannst.

    Übung 2

    Setze dir Kopfhörer auf oder mach deine Musikanlage an. Schalte dir ein beliebiges Lied ein. Zähle anschließend, während das Lied läuft, lautlos bis 50. Achte bitte dabei, dass du die Zahlen innerlich aussprichst und den Abstand zwischen den Zahlen gleich hältst.

    War der Unterschied zwischen den Übungen für dich bemerkbar? Ist es dir schwieriger gefallen, aufmerksam und konzentriert zu zählen, ohne dich ablenken zu lassen? Mit der letzten Übung hast du deine selektive Aufmerksamkeit getestet, also die Fähigkeit, bestimmte Stimuli zu ignorieren, um mit anderen Stimuli effektiv umzugehen. Bedenke, dass Lernfortschritte vor allem aus Situationen resultieren, in denen du über deine persönlichen Grenzen hinausgehst und Dinge trainierst, die dich fordern. Wenn die Übung für dich keine Herausforderung war, dann brauchst du andere, die dich stärker fordern.

    Lass uns nun die Konzentrationsfähigkeit aus einer anderen Perspektive betrachten, indem wir uns über eine Sportart unterhalten, die in Deutschland nicht weit verbreitet ist. Baseball. Ich gehe nicht auf die Regeln und Details der Sportart ein, nähere Informationen findest du unter diesem Link. Besonders spannend sind für uns die Duelle zwischen dem Pitcher (Werfer) und dem Batter (Schläger).

    Im Durchschnitt erreichen die Fastballs (Würfe) eines Pitchers 90 mp/h, also 145 km/h (Mehr über die Technik und Geschwindigkeit eines Fastballs). Auch ohne die Meinung eines Wissenschaftlers können wir nachvollziehen, dass solche Bälle verdammt schnell sind. Sieh dir das Video an, um einen kurzen Einblick in die Welt von Baseball zu erhalten und um zu sehen wie Pitches ausgeführt werden.

    https://www.youtube.com/watch?v=v5oDTxcex0k

    Eine kurze Ablenkung und man hat den Ball verpasst. Ein Moment der Unaufmerksamkeit und es ist bereits zu spät den Schläger zu bewegen. Wie schafft man es, solch schnellen Bälle zu sehen und auf sie zu reagieren? Mark Williams, der seit Jahrzehnten im Bereich der visuellen Wahrnehmung im Sport forscht, schrieb darüber in seinem Buch über exzellente Leistung im Baseball (Williams, Davids & Williams, 1999). Er folgerte, dass exzellente Leistung als Batter (Schläger), nur dann erreicht werden kann, wenn extensive Erfahrung und gute visuelle Fähigkeiten vorliegen.

    Es ist nicht allein die Reaktionsgeschwindigkeit, die darüber bestimmt, ob ein Batter gut ist, sondern es ist vielmehr die visuelle und mentale Fähigkeit die Laufbahn des Balles zu erkennen und zu rekonstruieren. Der Job des Batters besteht also nicht nur darin, den Schläger mit großer Kraft zu führen, sondern auch darin, sich zu konzentrieren und mental vorbereitet zu sein. Und genau die Fähigkeit der mentalen Bereitschaft und Konzentration trainieren wir mit den hier vorgestellten Übungen.

    Übung 3

    Du siehst ein Konzentrationsgitter. Wenn es für dich möglich ist, dann drucke dieses Gitter ein paar Mal aus. Wenn du es nicht ausdrucken kannst, dann machst du die Übung einfach am Monitor – es ist allerdings etwas schwieriger. Halte eine Stoppuhr bereit, um deine Zeit zu stoppen. Deine Aufgabe besteht darin, die Zahlen in aufsteigender Reihenfolge durchzustreichen oder auf dem Monitor zu finden (00, 01, 02, 03 etc.).

    Du kannst die Übung einige Tage nacheinander wiederholen. Deine Leistung sollte sich in den nächsten Tagen verbessern, nicht nur wegen deiner Konzentrationsfähigkeit, sondern auch deshalb, weil du dich an einige Zahlen erinnerst.

    Wie jede andere Fähigkeit lässt sich auch die Konzentrationsfähigkeit trainieren. Mit den drei Übungen wollte ich dir die Gelegenheit bieten, sich auszuprobieren und deine Konzentration zu testen.

    Quellen

    Williams, A. M., Davids, K., & Williams, J. G. P. (1999). Visual perception and action in sport. Taylor & Francis.https://de.wikipedia.org/wiki/Baseballhttps://de.wikipedia.org/wiki/Fastball

  • Coaching for Performance – Bewusstsein und Autonomie

    Coaching for Performance – Bewusstsein und Autonomie

     Nelka

    Coaching for Performance lautet der Titel des Buches von John Whitmore, das sich mit Bewusstsein und Autonomie im Sportkontext beschäftigt. Das ist keine wissenschaftliche Arbeit und er war auch kein Wissenschaftler. Er war die Schlüsselfigur im Coaching und prägte mit seinen Ideen und Büchern das Vorgehen der nachfolgenden Coaches im Business- und im Sportbereich.

    Norm des Sportsystems

    Im Sportkontext weist er daraufhin, dass Trainer die Athleten unterweisen und mit Informationen versorgen. Das ist so gewöhnlich, dass der Satz kurios erscheint. Natürlich unterweist der Trainer den Sportler. Denn man geht davon aus, dass der Trainer weiß was man braucht und was man tun soll. Er sagt es und man tut es. Das ist die Norm unseres Sportsystems. Das System ist gut, aber es könnte noch zusätzlich angereichert werden, mit zwei Prinzipien.

    1. Steigerung des Bewusstseins
    2. Steigerung der Autonomie der Athleten (Selbstbestimmung)

    Statt das Wissen sofort zur Verfügung zu stellen, könnte der Trainer zuerst das Bewusstsein dafür steigern. Wenn der Trainer mit einem Boxer an der Fußarbeit arbeiten möchte, dann könnte er ihn fragen, wie groß die Schritte beim Sparring ausfallen. „Wie viele Zentimeter ist dein Ausfallschritt mit dem rechten Bein? Und mit dem linken?“ Höchstwahrscheinlich kann der Boxer die Frage nicht sofort beantworten und muss seine Aufmerksamkeit auf die Fußarbeit richten.

    Selbstbestimmung gesteigert

    Voilá! Das Bewusstsein für die Fußarbeit wurde geweckt und zwar ohne eine direkte Anweisung „Achte auf deine Fußarbeit!“. Zusätzlich wurde die Selbstbestimmung teilweise in die Hände des Sportlers gelegt. Für eine Leistungssteigerung reicht es häufig nicht aus, zu wissen, was man tun sollte.

    Man weiß es, macht es aber trotzdem nicht oder macht es nicht ausreichend. Durch die systematische Steigerung des Bewusstseins und der Autonomie, schafft man eine solide Grundlage, um Leistung langfristig zu verbessern. Durch die Hinzunahme von Bewusstsein + Verantwortung, lässt sich die Leistung von Sportlern langfristig steigern.

    Quellen

    Whitmore, J. (2010). Coaching for performance: growing human potential and purpose: the principles and practice of coaching and leadership. Nicholas brealey publishing.