Man sagt, dass das Leben an dem Punkt beginnt, an dem die eigene Komfortzone endet. Doch an genau diesem Punkt finden wir auch unsere Angst.
Es gibt viele Gründe dafür, Angst zu haben und in der eigenen Komfortzone zu bleiben. Dieses unangenehme Gefühl ist ein Teil unserer genetischen Ausstattung und versucht uns sicher durch das Leben zu bringen. Doch wenn Angst die Überhand gewinnt, kann sie unsere Entwicklung hindern und uns lähmen.
Das müssen wir uns nicht gefallen lassen. Vor einiger Zeit erschien das Buch „Feel The Fear And Do It Anyway“ von Susan Jeffers und stellte Techniken zum Umgang mit Angst vor. Sieh dir das Buch hier an.
Kleine Schritte für mehr Lebensqualität
Wer seine Lebensqualität wiedergewinnen möchte, sollte sich den eigenen Herausforderungen stellen. Wer die lähmende Angst besiegen möchte, sollte seine Komfortzone verlassen. So wie beim Dehnen und Stretchen – ein Stückchen vor und ein Stückchen zurück. So tasten wir uns langsam an die Grenze unserer persönlichen Komfortzone heran, um sie dann zu überwinden.
Wir merken schnell wo es zieht und zunächst ist es unangenehm. Doch wir können davon ausgehen, dass wir uns durch dieses Dehnen entwickeln.
In der Arbeitswelt gibt es spezielle Stretch Assignments, wo Arbeitnehmer sich beruflichen Herausforderungen stellen, die ihnen bei der Entwicklung helfen sollen. Sie probieren neue Rollen und Aufgaben aus und überwinden ihre Grenzen. Nicht selten unterstützen Coaches die Personen dabei, ihre Komfortzonen zu verlassen. Doch nur wir selbst können die nötigen Schritte gehen.
Erweitere deine Komfortzone
Meistern wir Herausforderungen, dann trägt das zu unserer Entwicklung bei. Erfreulich, denn aus Forschungsarbeiten wissen wir, dass daraus nicht nur persönliches Wachstum resultiert, sondern sich auch psychologische Verbesserungen einstellen.
Im Rahmen eines schulischen „Challenge Projects“ mussten sich Jugendliche neun Tage durch die Alpen schlagen und wurden von den Forschern stark gefordert. Sie versuchten die jungen Erwachsenen außerhalb ihrer Komfortzone zu bringen, ohne sie in die Panikzone zu treiben (Mutz & Müller, 2016).
Sie konnten zeigen, dass die neuntägige Wanderung die Komfortzone der Jugendlichen erweitern konnte. Danach waren sie zufriedener mit ihrem Leben, hatten ein gestärktes Glauben an die eigenen Fähigkeiten, zeigten mehr positive Gefühle und waren weniger gestresst. Diese Effekte verblassen mit der Zeit, tragen allerdings trotzdem zu unserer Entwicklung bei.
Eine Neubewertung ist jederzeit möglich
Solche Herausforderungen können uns zu bewussten und unbewussten Neubewertungen bewegen. Was vor der Wanderung noch beängstigend war, könnte danach kaum mehr der Rede wert sein. Diese Neubewertung findet natürlich nicht nur nach Alpenüberquerungen statt. Sie ist jederzeit möglich. Mit jedem noch so kleinen Schritt in eine unbekannte Richtung wenn wir unsere Komfortzone überwinden.
Das Verlassen der eigenen Komfortzone trägt nicht nur zur persönlichen Entwicklung, sondern auch zur positiven Veränderung unserer psychologischen Gesundheit bei.
Quellen
Jeffers, S. (2012). Feel the fear and do it anyway. Random House. Mutz, M., & Müller, J. (2016). Mental health benefits of outdoor adventures: Results from two pilot studies. Journal of adolescence, 49, 105-114.
Die Wichtigen und Mächtigen sind lausige Empathisanten (Galinsky et al., 2006). Sie tun sich schwer damit, die Perspektive der anderen einzunehmen und sind weniger empathisch.
Warum auch? Wenn sie doch die wertvollen Ressourcen kontrollieren und eher damit beschäftigt sind, die Perspektiven und Richtungen zu bestimmen und zu führen.
Je mächtiger sie sind, desto schlechter scheint es ihnen zu gelingen, sich in andere hineinzuversetzen, Gesichtszüge zu interpretieren. Sie neigen auch zur Annahme, dass andere ein ähnliches Wissen haben müssen, wie sie selbst (Galinsky et al., 2006).
Mächtig sind nur die anderen
Bevor wir uns jetzt selbst ausklammern und sagen: „Na, ich bin damit ja nicht gemeint. Ich bin der empathischste Mensch, den ich kenne“, könnten wir uns vor Augen führen, was Macht eigentlich ist. Man muss nicht ein Volk regieren oder ein Unternehmen leiten, um Macht auszuüben.
Einfach gesprochen ist Macht die Möglichkeit, andere Menschen zu beeinflussen (Keltner et al., 2003). Entscheidend für das Gefühl der Macht ist – das eigene Gefühl. Ich kann mich sehr mächtig fühlen, ohne es tatsächlich zu sein.
Die Wichtigen und Mächtigen sind also nicht nur da oben, sondern überall. Wenn dich jemand auf der Autobahn mit der Lichthupe einschüchtert, versucht derjenige Macht auszuüben. Auch du hast die Möglichkeit (also die Macht), mit der Lichthupe Terror zu verbreiten. Machst du das auch?
Jede Handlung zählt
Täglich üben wir Macht aus und beeinflussen andere Menschen. Mit unseren Handlungen, indem wir andere vor vollendete Tatsachen stellen. Mit unserer Sprache, indem wir eine Bitte oder eine Aufforderung äußern. Auch mit unseren Gesten, E-Mails und Gesichtsausdrücken.
Das Gefühl der Macht, macht uns weniger empathisch – sagt uns die Wissenschaft. Was machen wir mit dieser Erkenntnis? Vielleicht können wir diese Erkenntnis berücksichtigen, wenn wir das nächste Mal jemanden mit unserem Verhalten oder unseren Worten, E-Mails oder Gesten beeinflussen möchten.
Quellen
Galinsky, A. D., Magee, J. C., Inesi, M. E., & Gruenfeld, D. H. (2006). Power and perspectives not taken. Psychological science, 17(12), 1068-1074.
Keltner, D., Gruenfeld, D. H., & Anderson, C. (2003). Power, approach, and inhibition. Psychological review, 110(2), 265.
Wie viele Kilometer legst du in einem Jahr zurück? Wanderst du gerne? Bewegung, ob nun wandern, laufen oder walken, ist gesund. Das wird wohl kaum überraschen. Wissen wir alle. Wissen und Machen ist aber nicht dasselbe. Die größten Unterschiede liegen nicht im vorhandenen Wissen, sondern in den zurückgelegten Kilometern.
Bewegungsmangel ist ein Thema in Deutschland und anderen entwickelten Ländern, wo viele Menschen an Bewegungsarmut leiden (WHO, 2015). Wobei das vielleicht nicht ganz glücklich ausgedrückt ist. Die Menschen, die sich sehr wenig bewegen, leiden an ganz anderen Dingen.
Übergewicht, Diabetes, Muskel- und Gelenkschmerzen, emotionale Verstimmungen. Und die Liste ist noch nicht zu Ende.
Bewegung ist gesund und macht glücklich. Dass Bewegung guttun kann, weiß jeder. Doch wenn es darum geht, rauszugehen, wird es für viele schwierig. Nicht körperlich schwierig, sondern geistig. Denn der physische Aufwand einer zehnminütigen Bewegungspause ist klein. Doch der Kopf will manchmal nicht so, wie es für einen gut wäre.
Es kann helfen, sich die eigenen Vorlieben bewusst zu machen, um die eigene Motivation anzuzapfen. Möchte man sich ganz alleine bewegen – dann wäre eine kurze Einheit am frühen Morgen oder am späten Abend denkbar. Will man eher durch die Stadt flanieren, ein wenig gaffen oder eher in der Natur sein? Begleitet oder alleine? Mit Musik und Hörbuch oder ohne Ohrstöpsel?
Den einen lockt der lauwarme sonnige Tag. Dem anderen ist ein kühler, verschneiter Morgen lieber. Die Vorlieben sind verschieden – wer sie kennt, steigert die eigene Motivation und macht die nächste Bewegungspause wahrscheinlicher.
Das Fundament haben wir im ersten Teil des Beitrags bereits gelegt. Menschliche Persönlichkeiten bestehen aus fünf großen Eigenschaften. Die Ausprägung dieser Eigenschaften unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Unsere Persönlichkeit kann sich verändern, tut es aber meist widerwillig und nur in geringem Maße. Offenheit für Erfahrungen ist eine von diesen fünf Eigenschaften.
Offen und intelligent?
Jeder von uns besitzt eine gewisse Offenheit, die einen mehr, die anderen weniger. Denjenigen, die mehr davon haben, könnte der nächste Satz gefallen. Studien zeigen, dass Offenheit mit Intelligenz zusammenhängt (z.B. Moutafi, Furnham & Crump, 2006). Heißt natürlich nicht, dass Offenheit zu mehr Intelligenz führt. Könnte ja auch andersherum sein.
Wir wissen also, dass es einen Zusammenhang gibt. Wenn du also einen Menschen kennst, den du als besonders aufgeschlossen und neugierig erlebst, dann stehen die Chancen gut, dass er auch überdurchschnittlich intelligent ist (was auch immer an dieser Stelle „überdurchschnittlich“ bedeutet).
… und gut bei der Arbeit?
Langjährige Forschung zeigt, dass intelligente Menschen ihren Job gut machen, weil sie Inhalte schnell erlernen und anwenden können. Intelligenz ist einer der besten Prädiktoren von Arbeitsleistung die wir kennen, dicht gefolgt von Gewissenhaftigkeit (Schmidt & Hunter, 1996). Wenn intelligente Menschen also gute Arbeit machen und Intelligenz stark mit Offenheit zusammenhängt, dann müsste auch Offenheit zu besserer Arbeitsleistung beitragen. Nicht wahr?
Sehen wir uns dazu die wissenschaftlichen Befunde an, die uns überraschen könnten, weil Offenheit einer der schlechtesten Prädiktoren von Arbeitsleistung ist (siehe Metaanalyse von Barrick & Mount, 1991). Der Zusammenhang zwischen Arbeitsleistung und Offenheit lag bei r = -.02. Diese Zahl sagt uns, dass eine ausgeprägte Offenheit scheinbar nichts darüber aussagt, wie gut jemand seinen Job macht (Griffin & Hesketh, 2004).
Aber wie kann das sein? Wenn Offenheit und Intelligenz doch irgendwie zusammenhängen, dann müssten die intelligenten Menschen ihren Job doch eigentlich besser als die anderen machen?
Es kommt darauf an…
Um den Zusammenhang zwischen Arbeitsleistung und Offenheit zu verstehen, müssen wir das Ganze etwas differenzierter sehen. Zum einen kommt es auf die Art der Arbeit an. Wir können annehmen, dass Arbeiten, die Innovation und Gestaltung erfordern, mehr von Offenheit der Person profitieren, als Arbeiten, die einer mechanischen Ausführung bedürfen. Doch selbst in einem innovativen Job scheinen die Personen nicht unbedingt bessere Leistung zu erbringen (Griffin & Hesketh, 2004).
Die Lösung scheint in der Definition von Offenheit zu liegen. Denn die Forschung zeigt, dass Offenheit eine Dimension ist, die von internal bis external reicht (Jang et al., 2002). Manche Menschen tendieren eher zu einer internalen Offenheit und sind gegenüber Fantasien, Ästhetik und Gefühlen aufgeschlossen. Diese Art von Offenheit ist eher nach innen gerichtet und reflektierend.
Andere könnte man als external Neugierige bezeichnen, denn sie sehnen sich nach neuen Handlungen, Werten und Ideen. Ihre Offenheit ist eher nach außen gerichtet und nimmt die Umwelt in ihren Fokus. Das konnten Forscher anhand genetischer Analysen anhand tausender TeilnehmerInnen zeigen, in sehr aufwendigen und langjährigen Untersuchungen (Jang et al., 2002). Jetzt kommt die Preisfrage. Welche Art von Offenheit trägt eher zu Arbeitsleistung bei der Arbeit bei – die internale oder die externale?
Innen oder außen?
Die Studien deuten in Richtung der externalen Offenheit (Griffin & Hesketh, 2004). External offene Individuen sind gegenüber ihrer Umwelt (u.a. bei der Arbeit) aufgeschlossen und bemerken eher Informationen, Möglichkeiten und Situationen, in die sie sich mit ihren Ideen, ihrer Kreativität und Intelligenz einbringen können. Die internale Offenheit trägt eher dazu bei, dass sich der Fokus nach innen richtet und reflektierend ist. Die unmittelbare Umwelt ist für diese Pesonen nicht so interessant – sie ruhen eher in sich selbst. Der internale Fokus dieser Personen ist eine Stärke, die, wenn man sie richtig einsetzt, ebenfalls zur besseren Arbeitsleistung beitragen kann.
Führen wir uns nochmal vor Augen, dass es nicht nur unsere Persönlichkeit ist, die unsere Arbeitsleistung und Produktivität beeinflusst, sondern natürlich auch die Wahl unserer Arbeit.
Wir sind alle Entdecker
Jeder von uns hat eine gewisse Offenheit gegenüber der Welt in der wir leben. Wir unterscheiden uns in dieser Hinsicht und das ist gut so. Einige von uns sehnen sich nach schönen Sonnenaufgängen und flanieren durch die Städte, andere zieht es in phantasievolle Umgebungen von literarischen Meisterwerken. Diese Unterschiede machen die Vielfalt unserer Welt aus. Doch in einem sind wir gleich – wir sind alle Entdecker. Entdecker neuer Ideen, Aktivitäten, Möglichkeiten, Arbeitsweisen, Menschen und Ressourcen.
Wonach wir uns auch sehnen, jeder Tag ist eine neue Chance.
Bist du an einem Buch mit Ideen und Arbeitsweisen erfolgreicher Personen interessiert? Link
Quellen
Barrick, M. R., & Mount, M. K. (1991). The big five personality dimensions and job performance: a meta‐analysis. Personnel psychology, 44(1), 1-26.
Hunter, J. E., & Schmidt, F. L. (1996). Intelligence and job performance: Economic and social implications. Psychology, Public Policy, and Law, 2(3-4), 447.
Jang, K. L., Livesley, W. J., Angleitner, A., Riemann, R., & Vernon, P. A. (2002). Genetic and environmental influences on the covariance of facets defining the domains of the five-factor model of personality. Personality and individual Differences, 33(1), 83-101.
Moutafi, J., Furnham, A., & Crump, J. (2006). What facets of openness and conscientiousness predict fluid intelligence score?. Learning and Individual Differences, 16(1), 31-42.
Bist du offen für neue Erfahrungen? Die Antwort auf diese Frage liefert einen kleinen Einblick in deine Persönlichkeit und damit auch in dein Leben. In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit der Persönlichkeitseigenschaft Offenheit, die jeder von uns hat. Doch bevor wir uns gänzlich der Offenheit widmen – eine kurze Frage. Wie viel weißt du über Persönlichkeit?
Wusstest du, dass es aus fünf großen Eigenschaften besteht, die dein Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen und damit auch dein ganzes Leben gestalten?
Fünf Eigenschaften jeder Persönlichkeit
Neurotizismus
Extraversion
Offenheit für
Erfahrungen
Verträglichkeit
Gewissenhaftigkeit
Vielleicht eine kurze und plakative Erläuterung der Eigenschaften? Neurotizismus kann man als emotionale Labilität bezeichnen, beschreibt also Menschen, die emotional verletzlich sind. Extraversion kann man sich als Geselligkeit vorstellen. Offenheit für Erfahrungen ist die Aufgeschlossenheit gegenüber der Welt und neuen Erfahrungen. Unter Verträglichkeit versteht man kooperationsbereitschafte und empathische Züge des Menschen. Gewissenhafte Menschen können wir auch als organisiert und effizient betiteln.
Diese Eigenschaften werden im Schnitt bis zu 50% von den Eltern vererbt – mit anderen Worten, ca. die Hälfte unserer Persönlichkeit bekommen wir von unseren Eltern geschenkt (Bouchard & McGue, 2003). Unsere Persönlichkeit ist zudem ziemlich stabil, verändert sich im Laufe der Zeit also nur geringfügig. Wenn du mehr über Persönlichkeitsänderung über Jahrzehnte erfahren möchtest – Link.
Persönlichkeit ist kein Trend
Wenn du also gesellig bist, dann wirst du dein Leben lang auch gesellig bleiben. Scheust du den Kontakt zu Menschen, dann ist es wahrscheinlich, dass auch das sich nicht verändert. Die Tendenzen, die du schon als Kind hattest, werden dich voraussichtlich dein Leben lang begleiten (Costa & McCrae, 1985; McCrae & Costa, 1989). Unter diesem Link findest du weitere Informationen – Link. Verwechseln wir Persönlichkeitseigenschaften nicht mit Kompetenzen oder Fähigkeiten, die wir aufbauen und entwickeln können. Eine Veränderung der eigenen Reaktionen, des eigenen Verhaltens ist mit Training möglich. Die stabilen Züge unserer Persönlichkeit sind da wesentlich starrer.
Anders als Trends, verändert sich unsere Persönlichkeit nur geringfügig
Fokus auf Offenheit
Nun aber zum eigentlichen Ziel des Beitrags. In diesem Beitrag zoomen wir auf die Eigenschaft, die von den Persönlichkeitsforschern als eine der komplexesten angesehen wird (Silvia & Christensen, 2020). Es widersetzt sich der Kartografierung wie ein Ozean, den wir in Tiefe, Breite und Länge zwar vermessen, aber nicht in all seiner Vielfalt begreifen können.
In einem ist man sich immerhin einig, Offenheit sei eine universelle Eigenschaft, die allen Menschen eigen ist. Diskutiert werden eher die einzelnen Bestandteile dieser sehr umfassenden Eigenschaft (Silvia & Christensen, 2020). Einzelne Facetten von Offenheit sind beispielsweise: Neugier, Fantasie, Ideenreichtum, Vorliebe für Kunst, Musik und philosophische Themen. Diese Facetten hängen miteinander zusammen – Menschen also, die eine besondere Vorliebe für Musik haben, sind auch sonst relativ neugierig und erkunden gerne ihre Umwelt.
Wie offen?
Bedenken wir dabei folgendes – jeder Mensch hat eine gewisse Offenheit für Erfahrungen. Der Unterschied liegt vor allem darin, für welche Erfahrungen man offen und wie stark die Offenheit ausgeprägt ist. Intellektuell neugierig und motiviert, Neues kennenzulernen – so kann man sich den Menschen vorstellen, der eine hohe Offenheit hat. Menschen mit niedrigen Ausprägungen könnte man als traditionell und konservativ bezeichnen – sie ziehen ihre Routinen vor und setzen sich nicht gerne neuen Erfahrungen aus. Sie haben ein begrenztes Spektrum an Interessen und fühlen sich dort wohl, wo sie sich auskennen.
Vergleiche die folgenden Bilder. Erkennst du den möglichen Unterschied in der Offenheit dieser Charaktere?
Dem Mann auf dem linken Bild könnte man hier die niedrigere Offenheit der beiden bescheinigen, oder? Natürlich könnte es auch derselbe Mann sein – einmal während der normalen Zeit (links) und einmal im Urlaub (rechts). Die Auswahl der Bilder selbst ist auch schon eine Verzerrung, aber an sich sind wir ziemlich gut darin, Persönlichkeitseigenschaften von uns komplett unbekannten Menschen richtig einzuschätzen.
Es gibt einen eigenen Forschungszweig, der sich damit beschäftigt, wie akkurat wir unbekannte Menschen einschätzen können. Anhand folgender Informationen ist eine relativ akkurate Einschätzung einiger Eigenschaften von völlig Fremden möglich: Gesichtsfotos, kurze Videos in der die Person einen einfachen Text vorliest, lautlose Videos und Fotos von Wohnzimmern der Personen (z.B. Kenny, Albright, Malloy & Kashy, 1994; Zebrowitz & Collins, 1997).
Spieglein Spieglein …
Würde es dich schockieren, wenn ich behaupte, dass deine Offenheit alles beeinflusst, was dich umgibt? Es bestimmt über deine Motivation Dinge zu tun, zu sehen und auszuprobieren. Es beeinflusst was du lernst, was du isst, welche Freunde und Hobbies du hast. Kennt man deine Offenheit, so kann man auch gut vorhersagen, was dir gefallen wird und welchen Partner du bevorzugen würdest. Es beeinflusst deine politische Haltung, die Wahl deiner Freunde und deiner Arbeit.
Offenheit geht mit erhöhter Kreativität einher und ist häufig bei Künstlern, Musikern und Forschern besonders ausgeprägt (Feist, 1998). Zusätzlich steht es im Zusammenhang mit ausgeprägter Fähigkeit Emotionen und Gesichtsausdrücke zu lesen, also einer ausgeprägten emotionalen Intelligenz. Es gibt auch einen Zusammenhang (.30-.45) zu Intelligenz (z.B. Moutafi, Furnham & Crump, 2006).
Beer, A., & Watson, D. (2008). Personality judgment at zero acquaintance: Agreement, assumed similarity, and implicit simplicity. Journal of Personality Assessment, 90(3), 250-260.
Bouchard Jr, T. J., & McGue, M. (2003). Genetic and environmental influences on human psychological differences. Journal of neurobiology, 54(1), 4-45.
Costa, P. T., & McCrae, R. R. (1985). The NEO personality inventory. Odessa, FL: Psychological Assessment Resources.
Feist, G. J. (1998). A meta-analysis of personality in scientific and artistic creativity. Personality and social psychology review, 2(4), 290-309.
Kenny, D. A., Albright, L., Malloy, T. E., & Kashy, D. A. (1994). Consensus in interpersonal perception: Acquaintance and the big five. Psychological bulletin, 116(2), 245.
McCrae, R. R., & Costa, P. T. (1989). The structure of interpersonal traits: Wiggins’s circumplex and the five-factor model. Journal of personality and social psychology, 56(4), 586.
Silvia, P. J., & Christensen, A. P. (2020). Looking up at the curious personality: Individual differences in curiosity and Openness to Experience. Current Opinion in Behavioral Sciences, 35, 1-6.
Zebrowitz, L. A., & Collins, M. A. (1997). Accurate social perception at zero acquaintance: The affordances of a Gibsonian approach. Personality and social psychology review, 1(3), 204-223.
„Die Erdoberfläche befindet sich 400 Kilometer unter mir und huscht mit 28 000 Stundenkilometern an meinem Gesicht vorbei. In meinem Raumanzug fühle ich mich eher wie in einem Miniraumschiff als in einem Kleidungsstück.
Fast so lange, wie der Mensch in den Weltraum fliegt, ist er entschlossen, aus dem Raumfahrzeug zu klettern. Teilweise, um die Fantasien wahr zu machen, dass ein Mensch allein durch die unermessliche Weite des Kosmos schwebt, wobei ihn allein eine Art Nabelschnur mit dem Mutterschiff verbindet.“ (S. 357, 359; Kelly, 2017).
Allein durch die Weite des Kosmos zu schweben – tun wir das nicht alle? Schweben wir nicht täglich durch unseren eigenen Kosmos des Lebens? Von Familie, Freunden, Kollegen und Fremden umgeben, aber schlussendlich doch jeder für sich.
Jeder in seinem eigenen Miniraumschiff aus Werten, Überzeugungen, Einstellungen, Persönlichkeitszügen. Jeder von uns – ein Komponist seines eigenen Handelns und Lebens.
Einige Zeit unseres Lebens verbringen wir in Stille. Nur mit uns selbst. Wenn niemand zuschaut. Wer das Alleinsein zunächst mit etwas Negativem verbindet, ist keineswegs alleine – auch die Forschung legte ihren Schwerpunkt auf Einsamkeit, wie man im Review von Hawkley und Cacioppo (2010) nachlesen kann.
Nur, um das Thema kurz anzuschneiden – Einsamkeit ist keine objektive persönliche Bewertung der eigenen sozialen Eingebundenheit, sondern eine persönliche Interpretation der Umstände. Im Klartext – was für den einen Einsamkeit bedeutet, ist für den anderen ein ausgelassenes Sozialleben. Es kommt auf deine Bewertung an.
Das Thema ist von großer Bedeutung, denn einige Studien schätzen, dass zwischen 15 und 30% der Bevölkerung den Zustand der Einsamkeit dauerhaft erleben, also ein chronisches Gefühl von Einsamkeit haben (Heinrich, & Gullone, 2006). Eine beunruhigende Zahl, an deren Reduktion wir mitwirken können, indem wir z.B. Sport machen.
Sport ist die Universalwaffe des Menschen, denn physische Aktivität sorgt dafür, dass wir körperlich gesund bleiben und trägt zur psychischen Gesundheit (Reduktion der Einsamkeitsgefühle) und zur Schärfung des Verstands bei (Penedo & Dahn, 2005).
SELBSTVERSTÄNDNIS, REFLEXION, KREATIVITÄT
Doch das Alleinsein bedeutet nicht Einsamkeit. Der Astronaut Scott Kelly erlebte seinen alleinigen Spaziergang im Weltall als unglaublich. Auch die 175 befragten Astronauten in der Studie von Ihle, Ritsher und Kanas (2006) haben angegeben, dass Sie Ihren Aufenthalt im Weltraum als positiv bewerten.
Viele Denker und Künstler nutzten die stillen Stunden des Morgens und der Nacht, um kreativ zu sein. Franz Kafka schrieb zwischen 22 und 1 Uhr nachts, um sich in Ruhe zu konzentrieren. Der Komponist Gustav Mahler begab sich zu seinen Zeiten in eine von seinem Haus abgelegene Hütte, um in Ruhe zu denken und zu arbeiten. Seine Frau spielte während dieser Zeit sogar kein Klavier, um ihn nicht beim Denken zu stören (S.41, Currey, 2013).
Es gibt eine Reihe positiver Effekte, die durch das Alleinsein entstehen, die auch durch Forschungsarbeiten bestätigt werden (Long, Seburn, Averill, & More, 2003). Personen berichten, dass sich ihr Selbstverständnis steigert und sie kreativ sind, wenn sie alleine sind. Auch das Reflektieren über das eigene Leben und Nachdenken über die eigenen Ziele gehören zu den positiven Bestandteilen von Alleinsein.
WER BIST DU, WENN NIEMAND ZUSCHAUT?
QUELLEN:
Currey, M. (Ed.). (2013). Daily rituals: How artists work. Knopf.
Hawkley, L. C., & Cacioppo, J. T. (2010). Loneliness matters: A theoretical and empirical review of consequences and mechanisms. Annals of behavioral medicine, 40(2), 218-227.
Heinrich, L. M., & Gullone, E. (2006). The clinical significance of loneliness: A literature review. Clinical psychology review, 26(6), 695-718.
Ihle, E. C., Ritsher, J. B., & Kanas, N. (2006). Positive psychological outcomes of spaceflight: an empirical study. Aviation, space, and environmental medicine, 77(2), 93-101.
Long, C. R., Seburn, M., Averill, J. R., & More, T. A. (2003). Solitude experiences: Varieties, settings, and individual differences. Personality and Social Psychology Bulletin, 29(5), 578-583.
Penedo, F. J., & Dahn, J. R. (2005). Exercise and well-being: a review of mental and physical health benefits associated with physical activity. Current opinion in psychiatry, 18(2), 189-193.
SÄULEN DER GLÜCKSELIGKEIT UND ZUFRIEDENHEIT – FOLGE 9
Dinge, die wir kennen, langweilen uns. Deshalb suchen wir. Im Internet. In Zeitschriften. In Büchern. In Gesprächen. In unserer Arbeit. Aber wonach suchen wir? Das ist eine Frage, die kein Experte für uns beantworten kann. Die Suche nach der Antwort ist die Hauptaufgabe unserer Existenz.
LÜCKENTEXT DES LEBENS
Das Leben ist wie ein Lückentext – man kann sich nie sicher sein, was in die Lücken soll, denn so viel ist möglich. Einige schreiben vom Nachbar ab und leben in fremden Welten mit fremden Wünschen. Einige trauen sich in eigenen Welten zu leben und nach ihren eigenen Antworten zu suchen. Wie würdest du die Lücken füllen?
Ich bin auf der Suche nach und glaube, dass ich dadurch erreiche, obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich vielleicht lieber nach suchen will.
Hast du den Text ausgefüllt? Oder einfach drüber weg gelesen? Hast du diesen Widerstand gefühlt und gedacht: „Ne, das mach ich jetzt nich“. In solchen Momenten sträubt sich etwas in uns. Dieser Widerstand ist an und für sich gesund und sorgt dafür, dass wir auf unserem Kurs bleiben. Nicht ständig etwas Neues ausprobieren und die komfortablen Pfade verlassen.
Schlussendlich ist es deine persönliche Entscheidung, ob du deinen aktuellen Kurs beibehalten oder ändern möchtest. Willst du die Antworten in deinem Lückentext verändern oder bist du damit zufrieden?
All diese Fragen und Gedanken zielen auf Selbsterkenntnis ab. Dieser Beitrag versucht dich anzuregen, mehr über dich selbst erfahren zu wollen. Wie gut kennst du dich selbst? Weißt du, was dir gut tut? Weißt du, was dir Schmerzen bereitet? Wir sprechen über Selbsterkenntnis.
KONTROLLE UND SELBSTERKENNTNIS
Wir sind in einer Welt, die zugleich unglaublich schön und unfassbar hässlich ist. Eine Welt, die keine Garantien bietet und zu jeder Zeit unser Glück und unser Leben beenden kann, ohne, dass wir dagegen etwas tun könnten. Vieles in diesem Leben können wir nicht kontrollieren.
Was wir allerdings zum größten Teil kontrollieren können, sind wir selbst. Das, worüber wir uns täglich Gedanken machen. Das, worüber wir uns Sorgen machen. Das, worüber wir uns täglich aufregen. Das, was wir täglich tun. All das liegt in unserer Macht.
Selbsterkenntnis ist das Fundament unseres Glücks und unserer Zufriedenheit. Wenn du dich selbst und deine Bedürfnisse nicht kennst, wie kannst du oder jemand anders, dich dann glücklich machen?
Ein Zitat von Jon Kabat-Zinn spiegelt wider, worüber wir hier sprechen: „Wherever you go, there you are.“ Wohin du auch gehst – da bist du. Du bist das Zentrum deines eigenen Universums. Du bist das Zentrum deines Glückes und deiner Probleme. Dein Glück und dein Unglück beginnen mit dir und hören mit dir auf.
Lerne dich selbst besser kennen. Bemühe dich um eine tiefere Selbsterkenntnis. Kenne deine Schwächen. Setze auf deine Stärken. Wir können nicht kontrollieren was uns widerfährt, aber wir können immer entscheiden, wie wir damit umgehen.
QUELLEN:
Fordyce, M. W. (1981). The psychology of happiness: A brief version of the fourteen fundamentals.
ERFAHRE MEHR ÜBER DICH SELBST
Nutze den verlinkten Fragebogen, um dich besser kennenzulernen
Die Momente unseres Lebens ziehen unwiederbringlich an uns vorbei. Manchmal sind diese Momente schön. Manchmal sind sie hässlich. Doch eines haben sie gemeinsam, sie ziehen alle vorüber.
„Immer wieder verfallen wir in die Gewohnheit, irgendwohin zu eilen. Mehr oder weniger unterliegen wir alle dem Glauben, dass wir erst etwas erreichen müssen, um glücklich zu sein. Und so eilen wir dem Leben davon.“
Vergessen wir manchmal in der Eile unserer Tage zu atmen, zu leben und einfach da zu sein? Denn was ist schlussendlich das, was uns bleibt, wenn alles andere verschwindet? Es sind die einzelnen Momente, die an uns vorbeiziehen.
QUELLEN
Kabat-Zinn, J. (2013). Im Alltag Ruhe finden: Meditationen für ein gelassenes Leben. Knaur Taschenbuchverlag.
Kabat-Zinn, J. (2018). The healing power of mindfulness: A new way of being. Hachette UK.
Warum glauben wir an ungewöhnliche Dinge? Geister, Verschwörungstheorien, Schicksalsdeutungen von Wahrsagern, Astrologie? Wir treffen sie nicht im Alltag an und vielleicht glauben wir auch deshalb an sie, weil sie nicht Teil unserer täglichen Wirklichkeit sind.
SPIEGLEIN, SPIEGLEIN AN DER WAND
… wer ist die Schönste im ganzen Land?
Einen besonderen Reiz übt die Astrologie aus. Dabei beschäftigt man sich hauptsächlich mit der eigenen Person. Die Konstellationen der Sterne und andere pseudowissenschaftliche Interpretationen des Sternenhimmels werden dann eher am Rande erwähnt, als Beilage zum Hauptgericht.
Neugierig und erwartungsvoll lässt man sich die verträglichen Seiten eigener Persönlichkeit zurückspiegeln und kann für eine kurze Zeit seine Stärken bewundern. Gerne schluckt man das leckere und schmeichelnde Hauptgericht herunter, hungrig nach Wertschätzung und Anerkennung.
Bei der Vorhersage der Zukunft ist die Astrologie auch nicht sonderlich bescheiden und gibt uns das Gefühl von Kontrolle. In einer Welt, wo Vieles unkontrollierbar und unvorhersehbar ist, ist das großartig.
Ein wundervolles Gefühl durchströmt einen, während man liest oder hört, dass man stark, stolz, agil, stabil, sensibel, anpassungsfähig ist und dass der März ein produktiver und erfolgreicher Monat sein wird. Bis jetzt ist mir noch kein erfolgreicher Astrologe bekannt, der seinen Zuhörern verkündet, dass sie geizig und egoistisch sind und dass sie nur noch ein paar Jahren zu leben haben.
WERTSCHÄTZUNG – KUNSTVOLL AUFBEREITET
Es können wertvolle Momente im Alltag sein, in dem sich alles nur noch um die eigene Person dreht, wenn man das eigene Horoskop liest. In einer Zeit, in dem die Einsamkeit die Regel und nicht die Ausnahme ist, sehnen sich die Menschen nach mehr Zuneigung und Wertschätzung. Ein Astrologe oder ein Horoskop spenden ebendies – kunstvoll aufbereitete Wertschätzung.
Möchtest du mehr über den psychologischen Effekt erfahren, der dafür verantwortlich ist, dass wir an Astrologie glauben? Dann sieh dir den Barnum Effekt an – https://de.wikipedia.org/wiki/Barnum-Effekt
Und wenn du noch mehr über das Thema wissen möchtest, empfehle ich dir das Buch von Michael Shermer – Why people believe weird things, leider nur in Englisch verfügbar.
Irgendwie glauben wir, dass unser Glück immer erst in der Zukunft liegt. Warum können wir nicht schon jetzt glücklich sein? Glück ist nicht an Zeit gebunden – es kann jetzt, gleich oder erst in zwei Jahren auftreten. Aber häufig versprechen wir es uns erst in der Zukunft, wenn wir weit weg auf einer Urlaubsinsel sind oder wenn wir mehr Geld, mehr Platz, mehr Einfluss, mehr Kinder oder mehr Freunde haben.
Damit kommen wir zu der Frage, was Glück und Glückseligkeit eigentlich bedeuten. Bereits im Titel ist angedeutet, dass wir hier über Glück als eine Form von Zufriedenheit und innerem Wohlbefinden sprechen. Wie fühle ich mich also morgens nach dem Aufstehen oder wenn ich bei der Arbeit bin? Bin ich da glücklich und zufrieden mit mir und meinem Leben? Und wie kann ich glückseliger und zufriedener werden?
Es geht hier also weniger um den ekstatischen Rausch nach dem Sport, beim Sex oder wenn wir ein anderes persönliches Ziel erreichen, das uns für kurze Zeit in Ekstase versetzt. Diese Momente sind intensiv und schön, vergehen häufig aber genauso schnell wie sie entstehen.
Glück, Glückseligkeit und Zufriedenheit über die wir hier nachdenken, sind langfristige Begleiter unseres Lebens und sind sehr individuell. Und dennoch lassen sich einige fundamentale Säulen des Glücks benennen, die sich jeder von uns zunutze machen kann.
GLÜCK IST NICHT AN ZEIT UND LEISTUNG GEBUNDEN
In stillen Momenten merken wir vielleicht, dass die Jagd nach dem Glück nicht das erhoffte Ergebnis gebracht hat. Vielleicht wird uns dann bewusst, dass das persönliche Glück, wie die Sonne, schon immer da war und für uns immer da sein wird. Wir haben uns selbst getäuscht, als wir geglaubt haben, dass wir es suchen oder es uns verdienen müssen. Anders als für uns, spielt Zeit für Glück keine Rolle. Jeder Moment und jeder Atemzug kann ein Glücksmoment sein.
Warum fällt es uns dann so schwer, glücklich zu sein? Ich glaube, weil wir gelernt haben, dass wir nur dann etwas bekommen, wenn wir dafür etwas tun. Wenn du etwas Gutes tust, dann bekommst du Aufmerksamkeit. Wenn du glücklich sein willst, dann musst du 30 Jahre hart arbeiten oder eine Familie haben oder an Gott glauben oder ein guter Mensch sein oder Geld haben. Häufig übernehmen wir diese Wenn-Dann-Verbindungen von unserer Umwelt, ohne sie zu hinterfragen. Das Ergebnis: Ich kann also erst glücklich sein, wenn ich …
BESTELLT, ABER NICHT BEKOMMEN
Das Leben und das Glück ist aber keine Wenn-Dann-Gleichung. Man mag denken, dass wenn man fleißig, geduldig, gewissenhaft und tugendhaft ist, dass man ein schönes Leben haben und glücklich sein wird. Doch die Realität sieht manchmal anders aus. Manchmal kriegen wir das, was wir nicht bestellt haben.
Glück muss man sich nicht verdienen. Glück und Zufriedenheit sind in jedem Moment möglich. Es mag eigenartig klingen, aber das ist eine Erkenntnis, die schon seit Generationen weitergegeben wird. Darüber schreibt Laozi in seinen Schriften des Tao Te King 400 v.C.
Er wünscht Wunschlosigkeit.
Er hält nicht wert schwer zu erlangende Güter.
Er lernt das Nichtlernen.
Er wendet sich zu dem zurück, an dem die Menge vorübergeht.
Dadurch fördert er den natürlichen Lauf der Dinge.
Was ist mit den Sätzen gemeint: „Er wünscht sich Wunschlosigkeit…Er wagt nicht zu handeln“? Ich finde diese Zeilen beschreiben die Essenz von dem, was Millionen von Menschen täglich praktizieren, um sich zu zentrieren, sich selbst näher zu kommen und um glücklicher zu sein.
Meditation, Yoga, Achtsamkeit, Tai-Chi, Qi Gong und Autogenes Training fokussieren sich auf das Nicht-Handeln und auf Wunschlosigkeit. Denn erst in der Stille merken wir, wie laut unser Leben ist. Erst in schlechten Zeiten merken wir, dass unser Leben schön war. Erst nachher merken wir, dass das das Glück im Jetzt lag.
QUELLE
Fordyce, M. W. (1981). The psychology of happiness: A brief version of the fourteen fundamentals.
Den Turbulenzen des Lebens zu trotzen und dabei positiv und optimistisch zu bleiben, ist eine wertvolle Fähigkeit. Wer positiv und optimistisch ist, lebt länger und gesünder. Jeder kann es lernen. Positives Denken ist wie eine gerade Körperhaltung, es braucht nicht viel Aufwand, um sie einzunehmen. Schwierig ist es, sie beizubehalten. Doch wenn man regelmäßig übt, ist es eine Gewohnheit, die leicht zu erlernen ist – und das Üben lohnt sich. Warum es sich lohnt, verrate ich dir nach der folgenden Übung.
SUCHE NACH DEM GUTEM
Schreibe dir drei Dinge auf, die an diesem Tag gut gelaufen sind. Schnapp dir einen Zettel und Stift. Komm schon, probiere es aus. Es ist wie beim Führerschein, nur die Theorie zu hören, ist nur der halbe Spaß. Um zu lernen, muss man auch mal Gas geben. Also – gib Gas! Wenn du es gemacht hast, dann klopfe dir auf die Schulter, denn viele machen es nicht. Sie lesen und informieren sich, ohne etwas zu tun. Sei einer von denen, die etwas dafür tun. Mache es zu deiner Gewohnheit. Schreibe dir täglich drei Dinge auf, für die du dankbar bist oder die du schön findest. Nach einigen Wochen entwickelst du eine Gewohnheit, nach dem Positiven zu suchen.
In meinen Beratungsgesprächen berichteten die Leute häufig, dass es anfangs gar nicht so einfach ist. Erst mit der Zeit fällt einem die Übung leichter, wenn sie gewohnheitsmäßig Dinge bemerken, die positiv sind. Dinge, für die man dankbar sein kann. Frische Luft, eine Wohnung, fließendes Wasser, ausreichend Nahrung, Familie, Freunde, Arbeit, Bildungsmöglichkeiten, Sportmöglichkeiten, Möglichkeit zu reisen. Man findet, wenn man sucht.
VORTEILE POSITIVER HALTUNG AUF KÖRPER UND PSYCHE
Positiv und optimistisch zu sein lohnt sich. Die Vorteile einer optimistischen und positiven Haltung sind durch zahlreiche Forschungsarbeiten bestätigt. Naseem und Khalid (2010) zeigen in ihrem Review auf, dass positives Denken zu einer Reihe gesundheitlicher Vorteile beiträgt. Positives Denken wirkt sich vorteilhaft auf die körperliche und geistige Gesundheit von Menschen mit Herz-und-Kreislauf Erkrankungen aus und verbessert die Lebensqualität von Krebserkrankten.
Optimistisches Denken hängt mit einem stärkeren Immunsystem zusammen, steigert die Aktivität der natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) und macht den Körper widerstandsfähiger gegen Viren und andere Erreger. Von der positiven Lebenshaltung profitiert auch die Lebensspanne – Optimisten leben im Schnitt ein längeres und glücklicheres Leben als Pessimisten.
Nicht überraschend, dass eine positive Haltung sich auch förderlich auf die Psyche auswirkt. Scheier und Carver (1993) sprechen von höherer Lebenszufriedenheit derjenigen Menschen, die sich für Optimisten halten. Solche Menschen haben weniger Angst und verfügen über eine positive Grundhaltung, die ihnen erlaubt, aus Problemen etwas Positives zu ziehen.
OHNE SCHATTEN KEIN LICHT
Das bedeutet natürlich nicht, dass man über alles Puderzucker streut und versucht, alles schön zu denken. Alles im Leben sollte in Balance sein. Positives Denken ist da keine Ausnahme. Es ist völlig in Ordnung, schlecht drauf zu sein und das Leben nicht in bunten Farben zu sehen. Unser Leben wird von Extremen bestimmt, zwischen denen wir unseren Weg suchen. Wir dürfen nicht zu viel und nicht zu wenig Wasser trinken. Zu viel und zu wenig Arbeit ist schädlich. Zu viel und zu wenig Gesellschaft ist unangenehm. Zu viel und zu wenig Bewegung ist ungesund. Zu viel und zu wenig Positivität ist ungünstig.
Schlechte Dinge passieren. Verbrechen geschehen. Die Dunkelheit ist ein Bestandteil des Lichts. Doch wir können entscheiden, wie wir auf Ereignisse reagieren. Erst unser Denken macht ein Ereignis zu einem Problem. Und so bestimmt unser Denken wesentlich mit, wie wir das tägliche Geschehen deuten und damit umgehen. Positives Denken ist ein aktiver Prozess ist, der in jedem Moment starten und aufhören kann. Entwickle dein positives und optimistisches Denken indem du es zu einer Gewohnheit werden lässt.
Lächle morgens 3 Personen an. Schreib positive Briefe an deine Freunde. Spreche 3 Minuten mit jemanden über etwas, das positiv ist. Du hast dein Glück selbst in der Hand.
QUELLEN
Naseem, Z., & Khalid, R. (2010). Positive Thinking in Coping with Stress and Health outcomes: Literature Review. Journal of Research & Reflections in Education (JRRE), 4(1).
Scheier, M. F., & Carver, C. S. (1993). On the power of positive thinking: The benefits of being optimistic. Current directions in psychological science, 2(1), 26-30.
Erwartungen bestimmen dein Leben. Und du bestimmst deine Erwartungen. Bestimmst du also über dein Leben? Erwarte viel und du bekommst viel. Erwarte wenig und du bekommst wenig. Nicht immer ist die Rechnung so einfach, doch die Tendenz stimmt. Wenn du nichts forderst, bekommst du auch nichts.
Die objektiven Zustände im Leben werden durch deine Erwartungen geformt. Erwartest du, dass das Dasein voller Gefahren ist, dann wirst du genügend Beweise dafür finden. Diese Gedanken nähren Angst und Zweifel. Du versuchst den Gefahren zu umgehen, meidest Situationen, Menschengruppen und Gelegenheiten. Die Erwartungen haben dich dann in ein Leben gezwängt, das von Angst und Missmut bestimmt ist.
WELCHE ERWARTUNGEN BESTIMMEN DEIN LEBEN?
Erwartest du, dass das Leben voller Schönheit ist, dann wirst du auch dafür Beispiele finden. Das wird dich motivieren, neue Herausforderungen aufzusuchen, Kontakt zu Menschen aufzunehmen und Gelegenheiten als Möglichkeiten für Wachstum zu sehen.
Solche Erwartungen haben dir dann ein Leben ermöglicht, das von Neugier und Zuversicht bestimmt ist. Welche von den beiden Erwartungen bevorzugst du – die mit den Gefahren oder die mit der Schönheit?
Und von welchen Erwartungen wird dein Leben zurzeit bestimmt?
BESTIMME DEINE ERWARTUNGEN
Es ist mir wert, den Anfangssatz zu wiederholen. Erwartungen bestimmen dein Leben. Und du bestimmst deine Erwartungen. Setze sie zu hoch und du kannst enttäuscht werden, wenn das Erwartete nicht eintrifft. Setze sie zu niedrig und du lebst ein Leben, das dich nicht erfüllt. Sich selbst zu fordern ohne sich zu überfordern ist wohl eine Kunst, die kein Richtig und Falsch kennt. Es ist eine Balance, die jeder für sich finden muss. Diese Sätze zu schreiben ist leicht. Und sie zu lesen noch leichter. Erst mit der Umsetzung beginnen die Abenteuer.
QUELLE
Fordyce, M. W. (1981). The psychology of happiness: A brief version of the fourteen fundamentals.
Aus der Forschung von Dr. Fordyce (1981) wissen wir, dass glückselige Menschen weniger Zeit mit Grübeln verbringen und sich weniger Sorgen machen. Sie wissen, dass Sorgen keine Probleme lösen. Stattdessen nutzen sie die Zeit, um etwas zu tun, das ihre Probleme lösen kann. Und falls das Problem nicht lösbar ist, so lenken sie sich wenigstens mit Aktivitäten ab, die ihnen Spaß machen.
Sorgen lösen keine Probleme. Gedanken lösen keine Probleme. Häufig sind Probleme nichts anderes als Sorgen und Gedanken, die ungefiltert in unserem Bewusstsein schwirren. Werde dir deiner Sorgen bewusst, um sie zu neutralisieren und der Glückseligkeit näherzukommen.
DRÜCKE DEINE SORGEN AUS
Wie? Nutze diesen Augenblick – das Jetzt. Blicke deinen Sorgen ins Auge. Sprich aus, was dich bedrückt. Schreibe deine Sorgen auf ein Blatt Papier. Erkenne an, was dich stört. Und verlagere deine Aufmerksamkeit schließlich auf Dinge, die du ändern kannst.
Ein sorgenfreies Leben existiert nicht. Sorgen sind wie schlechtes Wetter, früher oder später tauchen sie auf. Wir müssen lernen, damit umzugehen.
QUELLE
Fordyce, M. W. (1981). The psychology of happiness: A brief version of the fourteen fundamentals.
Aus der Forschung von Dr. Fordyce (1981) wissen wir, dass glückselige Menschen wissen, was sie wollen und planen ihre Zeit und Zukunft im Voraus. Sie erstellen Pläne und verfolgen diese diszipliniert. Es mag nicht sonderlich sexy klingen, aber Glück und Zufriedenheit sind bis zu einem gewissen Grad planbar.
Nicht alle von uns sind begnadete Zeitmanager, die das Jahr organisiert haben, um ihrer Ordnungsliebe zu frönen und ihrem Glück auf die Sprünge zu helfen. Doch wir können von ihnen lernen. Sie fangen z.B. rechtzeitig an für den Urlaub zu sparen, buchen frühzeitig ihre Reisen und erhalten somit preisgünstige und gute Angebote.
Sie vereinbaren Termine mit ihren Freunden und haben regelmäßige Treffen mit ihrer Familie. Daher sind sie nicht darauf angewiesen, dass jemand spontan Zeit für sie hat. Die geschickte Planung der eigenen Zeit ermöglicht uns die bestmögliche Einteilung unserer Ressourcen.
Zusätzlich haben wir auch das Gefühl, unser Leben im Griff zu haben. Selbstbestimmung ist das Wort, das wir dafür verwenden können. Es gibt uns ein gutes Gefühl – man ist der Kapitän des eigenen Lebens.
UNGEPLANTE ENTTÄUSCHUNGEN
Vielleicht gehörst du zu den Menschen, die sehr viel Wert auf Spontaneität legen und nicht viel davon halten, Dinge zu planen, weil „es eh immer anders kommt, als man denkt“. Doch selbst dann musst du gestehen, dass einige Dinge spontan nicht klappen.
Der Tourist, der sich den Louvre ansehen möchte und dort gegen Mittag aufschlägt, wird sich wundern. Denn er ist nicht der einzige, der auf diese Idee gekommen ist und muss mit langer Wartezeit rechnen. Der spontane Besuch einiger Länder ist nicht ohne Weiteres möglich. Einige Aktivitäten, die uns glücklich machen können, müssen rechtzeitig geplant werden.
BESTIMME DIE RICHTUNG DEINES LEBENS
Dabei soll es nicht darum gehen, dass du deine Ausflüge zum Kühlschrank dokumentierst, sondern, dass du weißt und eigenverantwortlich entscheidest, welche Richtung dein Leben nimmt.
QUELLE
Fordyce, M. W. (1981). The psychology of happiness: A brief version of the fourteen fundamentals.
Glückliche Menschen suchen Nähe zu anderen (Fordyce, 1981). Intuitiv wissen sie, dass der Kontakt zu anderen gut für sie ist. Welchen Wert haben Häuser, Autos, Geld, Fotos und Handys, wenn man es nicht teilen kann?
Die Antwort liegt auf der Hand – an und für sich sind diese Dinge gar nicht so wertvoll. Wenn du der letzte Mensch auf diesem Planeten wärst, hätte dein Handy und dein Geld gar keine Bedeutung mehr. Sie wären wertlos.
SOZIALE WESEN
Auf der Suche nach beruflichem, sportlichem und persönlichem Erfolg vergessen wir manchmal, warum wir das eigentlich machen. Um es mit anderen teilen zu können, um Siege gemeinsam zu feiern, um Anerkennung zu bekommen.
Diejenigen, die selten darüber nachdenken, wissen natürlich auch, dass wir soziale Wesen sind. Körperliche und emotionale Nähe anderer Menschen sind für uns essentiell.
Wir benötigen Wertschätzung und Zuneigung, um gesund und glücklich zu sein. Spätestens nach den Experimenten von Harlow mit Babyäffchen, denen Zuneigung und sozialer Kontakt entzogen wurde, wissen wir, dass Isolation uns wortwörtlich verkrüppeln kann. Sieh dir das Video an, um mehr zu erfahren.
https://www.youtube.com/watch?v=_O60TYAIgC4
Einsamkeit fühlt sich nicht nur schlecht an, sie kann zu Krankheit führen. Einsamkeit ist schädlich. Doch muss jemand, der alleine ist, einsam sein? Und anders – kann jemand, der nicht alleine ist, sich einsam fühlen?
Einsamkeit beschreibt nicht die objektive Wirklichkeit, sondern die persönliche Empfindung. Es kommt darauf an, wie wir unsere Welt interpretieren und nicht, was uns widerfährt. Wir kennen diejenigen, die sehr viel Zeit alleine verbringen, ohne sich einsam zu fühlen.
Auf der anderen Seite kennen wir aber auch die, die sich über Einsamkeit beklagen, obwohl sie augenscheinlich viele Verwandte und Freunde haben. Es ist nicht logisch. Es ist psychologisch.
DU entscheidest, ob du glücklich bist. DU entscheidest, ob du dich einsam fühlst. Nur DU kannst entscheiden, wie du deine Situation interpretierst.
UMGEBE DICH MIT MENSCHEN, DIE DU MAGST
Mit welchen Personen verbringst du gerne deine Zeit? In welcher Gesellschaft fühlst du dich wohl und mit wem möchtest du mehr von deiner Zeit verbringen? Glückselige verbringen gerne Zeit in Gesellschaft, die ihnen gut tut – schließe dich uns an.
QUELLE
Fordyce, M. W. (1981). The psychology of happiness: A brief version of the fourteen fundamentals.
Verwalte deine Privatsphäre
Wir verwenden Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wir tun dies, um das Browsing-Erlebnis zu verbessern und um (nicht) personalisierte Werbung anzuzeigen. Wenn du nicht zustimmst oder die Zustimmung widerrufst, kann dies bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigen.
Klicke unten, um dem oben Gesagten zuzustimmen oder eine detaillierte Auswahl zu treffen. Deine Auswahl wird nur auf dieser Seite angewendet. Du kannst deine Einstellungen jederzeit ändern, einschließlich des Widerrufs deiner Einwilligung, indem du die Schaltflächen in der Cookie-Richtlinie verwendest oder auf die Schaltfläche "Einwilligung verwalten" am unteren Bildschirmrand klickst.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.