Anton Samsonov

Psychologische Hilfe & Coaching

a.samsonov@thepsychologist.de

Monat: Oktober 2022

  • Trainingsdesign – Vielseitigkeit schmeckt

    Als ich diese Woche darüber nachgedacht habe, wie ich mit neuen Kollegen über Trainingskonzeption spreche, kam mir der Gedanke:

    Ist effektives Training nicht wie eine Schale Müsli?

    Wer an einem Seminar oder Training teilnimmt, möchte etwas lernen, eigene Fähigkeiten trainieren, sich mit anderen austauschen und bitte… BITTE! … keine Langeweile. Dafür benötigen Trainer verschiedene Zutaten:

    – Übungssequenzen mit relevanten Beispielen

    – Metaphern für einen Perspektivwechsel

    – Ausreichend Kaffee

    – Diszipliniert eingehaltene Pausen

    – Input, Theorie, Modelle

    –  Medien wie Podcast, Artikel, Videos, Cartoons

    Eigentlich ist es nicht schwer, eine Schale mit leckeren Zutaten zusammenzustellen, die nicht nur gut aussieht, sondern auch nahrhaft ist: Hafer, Banane, Yoghurt, Kokosstreusel, Nüsse, Schokostückchen.

    Und eigentlich ist es auch nicht schwer, eine Trainingssitzung mit abwechslungs- und hilfreichen Elementen zusammenzustellen.

    Doch zum einen muss der Anspruch an sich selbst stimmen – Soll es ein geiles Training werden oder reicht ein durchschnittliches Produkt?

    Und zum anderen – ist die Einkaufsliste im Voraus erstellt und durchdacht, sodass die Zutaten griffbereit sind, wenn sie gebraucht werden?

    Eins ist klar – Vielseitigkeit schmeckt.

  • Extreme Ownership in Leadership – Mit extremer Beteiligung zum Erfolg

    Sprechen wir über Transformation und Change eines Unternehmens, dann beginnt das Gespräch meist in der Führungsriege. Die Umsetzung der Veränderungsprozesse und die Kursänderung der Organisation erfolgt aber in erster Linie durch Mitarbeitende.

    Nicht immer gelingt es dem Leadership, alle zu beteiligen und so mitzunehmen, dass alle mit anpacken. Eine interessante Perspektive auf dieses Thema bringen Navy-Seals in ihrem Buch „Extreme Ownership“.

    „Taking ownership for mistakes and failures is hard. But doing so is key to learning, to developing solutions, and, ultimately, to victory”.  

    Die Führungskraft, die führt, muss als Vorbild agieren und zu eigenen Fehlern stehen, um glaubhaft zu sein. Der Leader ist dafür verantwortlich, dass jeder die Mission und Ziele der Vorhaben versteht, die das Team (Unternehmen) zu erfüllen hat.

    Keine Zeit ist da eine ganz schlechte Ausrede. Das Big-Picture muss jedem Einzelnen klar sein, damit das Vorhaben gelingt. Jeder sollte daran glauben.

    „It is paramount that that senior leaders explain to their junior leaders and troops executing the mission how their role contributes to big picture success.”

  • Voller Moderationskoffer – Gute Reise

    Im Leben eines Trainers in der Personalentwicklung gibt es viele schöne Momente. Die ersten aufregenden Momente, während sich der Raum mit unbekannten Gesichtern füllt, die von Minute zu Minute vertrauter werden.

    Der Moment, wenn eine Frage kommt, auf die man sich freut. Der rauschende Austausch der Teilnehmenden. Und auch der kurze, stille Moment, den nur der Trainer erlebt, wenn er in den Raum kommt.

    Der Moment, an dem der Moderationskoffer dort steht, wo man ihn sich wünscht. Geschlossen und glänzend steht er geduldig da und wartet auf seinen Einsatz.

    Der Koffer ist voll von Moderationskarten, Stiften verschiedenster Größen, Farben und Beschaffenheit. Kreppband zum Befestigen, Nadeln zum Pinnen, Post-Its zum Kleben. Tools zum Visualisieren – wohin die Reise auch geht, das Werkzeug ist da.

    Ein Basic. Ein Must-Have. Und dennoch keine Selbstverständlichkeit, dass er dort steht. Von den Helfern im Hintergrund genau geprüft, aufgefüllt und an den Platz zu dem Zeitpunkt hingestellt, an dem man ihn braucht.


  • Gesprächsführung aus Gewohnheit

    Jeden Tag führen wir Gespräche und viele davon richten sich nach unserem Gefühl. Nicht für jede Unterhaltung haben wir ein Schema oder sind uns bewusst, wohin sich das Gespräch verläuft.

    In Trainings, wo es um Gesprächsführung geht, fällt mir auf, dass wir von Gewohnheiten getrieben werden. Auch in Konversationen haben wir unsere gewohnten Sätze, Pausen, Fragen, Muster. Steuern wir die Gespräche oder steuern die Gespräche uns?

    Nicht jedes Wort sollte man auf die Goldwaage legen, so viel ist klar. Es kann sich aber lohnen, sich der eigenen Gewohnheiten bewusst zu werden. Bringt mich die Gesprächsführung zum Ziel?

    Welche Gesprächsgewohnheiten hindern meinen Gesprächspartner daran, sich zu entwickeln, sich zu reflektieren, sich um eine eigene Lösungsfindung zu bemühen?

  • Es reicht, wenn du nicht demotivierst – Training für Leader

    In den Motivationstrainings mit Führungskräften habe ich den Eindruck, dass Motivation wie ein Hut gesehen wird. Um motiviert zu sein, muss man den anderen einen Hut aufsetzen oder irgendwelche Tricks lernen.

    Du brauchst keine Tricks. Deine Mitarbeitenden sind schon motiviert – die einen weniger und die anderen mehr. Es hilft, die Mitarbeitenden nicht zu demotivieren und die Demotivatoren abzubauen.

    Möglichkeiten, um die Demotivation zu vertreiben:

    – Eliminiere mit deinen Mitarbeitenden unnötige Meetings, die vom Arbeiten abhalten

    – Distanziert euch gemeinsam von „nice-to-have“ Projekten, bei denen man eigentlich nichts zu suchen hat

    – Frage deine Mitarbeitenden und verstehe, wie sie am liebsten arbeiten (und bloß weil du fragst, bedeutet das noch nicht, dass du diese Wünsche in Erfüllung bringen musst)

    – Lerne kurze und (für Mitarbeitende) wertvolle Rückmeldungen zu geben, die deine Mitarbeitenden antreibt und nicht demotiviert

    – Kenne ihre Fähigkeiten und verborgene Kompetenzen und setze sie nach ihren eigenen Stärken ein


    Mehr zum Thema Motivation

    Die vielen Seiten von Motivation – Das Big-Picture

    Motivation – Was treibt uns an

    Vergiss Motivation – Übernimm Verantwortung

    Photo credit – Jonathan Borba

  • Coachingelemente in der Führung

    Sie möchten die Motivation Ihrer Mitarbeitenden wecken und das Engagement bei der Lösungsfindung steigern? Sie sind entschlossen, den Mitarbeitenden regelmäßig Wertschätzung zu geben?

    Elemente aus dem Coaching in Ihrem Führungsalltag können ein Werkzeug sein. Darum ging es in einem Führungskräfte-Workshop.

    Welche Elemente von Coaching setzen Sie in Ihrer Führungsrolle ein? Und wie setzen Sie diese ein?

    Viele tun sich schwer damit, einen Schritt zurückzugehen und aus der Lösungsfindung herauszutreten. Die Zügel aus der Hand zu geben und die Verantwortung des Gesprächsverlaufs mit den Mitarbeitenden zu teilen.

    Eine Frage zu stellen, statt eine Lösung vorzuschlagen.

    Keine leichte Aufgabe, denn man ist gewohnt, die Richtung zu bestimmen, Verantwortung zu übernehmen und proaktiv zu denken und zu handeln. Natürlich – manchmal muss man einfach entscheiden und informieren.

    Manchmal kann es aber auch sinnvoll sein, Fragen zu stellen, Stille auszuhalten und aktiv zuzuhören. Die Lösungsfindung mit Ihrem Mitarbeiter gemeinsam zu gestalten, indem Sie Fragen stellen, statt automatisch Ihre eigene Lösung vorzugeben > Coachingelemente in der Führung.


  • Hope your road is a long one

    Im August flog ich in den Urlaub, um 75 km zu Fuß zu laufen. Für viele klingt das wie der Anfang eines Witzes. Doch Rota Vicentina ist kein Witz, sondern eine der schönsten Herausforderungen, die man sich vorstellen kann.

    Ich gehe meine ersten Schritte des Fischerwegs in Porto Covo, 170 Kilometer südlich von von Lissabon, und verirre mich schon auf den ersten 200 Metern.

    In meinem Rucksack trage ich nicht nur T-Shirts und zu viele Socken mit, sondern auch Fragen, die mich im Leben gerade beschäftigen. Das Wandern ist Teil meines Lebens, Teil meiner Gesundheit und Inspiration. Die Wanderung ist mein Mittel, um eingefahrene Gedanken und Überzeugungen zu lösen, die sich in meinem Kopf verfestigt haben.

    Beim Flug nach Portugal lerne ich einen portugiesischen Ingenieur und Piloten kennen, der seit Jahrzehnten an militärischen Flugzeugen arbeitet und er erzählt mir, warum er mit seinen über 50 Jahren immer noch nach einer beruflichen Herausforderung sucht.

    Die Menschen, denen ich auf staubigen Pfaden Portugals begegne, lehren mich „Sono tornato“ auf Italienisch und „Quisuit“ auf Französisch zu sagen. Ich kann den wunderschönen Strand #PraiaDoTonel lebendig besuchen und auch wieder verlassen, zu dem man sich gefährlich abseilen muss.

    Ich spreche mit einem Menschen aus Italien, der sich nach langjähriger Psychotherapie von den mächtigen Griffen seiner Zwangsstörung befreien kann. Bei einem Abendessen mit einer US-Architektin stelle ich fest, dass es wenige öffentliche Orte für ruhige Kontemplation gibt. Auf dieser Reise lerne ich von anderen und hoffe, dass unser Weg ein langer sein wird:

    Hope your road is a long one.
    May there be many summer mornings when,
    with what pleasure, what joy,
    you enter harbors you’re seeing for the first time;[…]

    Keep Ithaka always in your mind.
    Arriving there is what you’re destined for.
    But don’t hurry the journey at all.
    Better if it lasts for years,

    so you’re old by the time you reach the island,
    wealthy with all you’ve gained on the way,
    not expecting Ithaka to make you rich.

    ITHAKA by C.P. Cavafy

    Link zum Gedicht

    Link zur Wanderroute – Fischerweg