Anton Samsonov

Psychologische Hilfe & Coaching

a.samsonov@thepsychologist.de

Schlagwort: Sportpsychologie

  • Teams, die Unmögliches vollbringen – Entwicklung von Hochleistungsteams

    Teams, die Unmögliches vollbringen – Entwicklung von Hochleistungsteams

    Zusammenfassung

    Teams bestehen aus mehreren Menschen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen. Hochleistungsteams, die das Unmögliche erreichen wollen, müssen in einem Klima des Vertrauens arbeiten, die die Leader schaffen. Der Großteil der Teamentwicklung besteht aus gemeinsamen Aktivitäten, die das Team zusammenschweißen.

    „If you want to go fast, go alone. If you want to go far, you need a team.” John Wooden

    Teams können Unmögliches vollbringen. Aber nur dann, wenn Sie aufeinander eingespielt sind. Sie entstehen nicht einfach so. Um zu einem Hochleistungsteam zu werden, muss sich das Team erst entwickeln. Wir sehen uns an, wie solche Teams entstehen.

    Wie baut man den längsten Tunnel der Welt?

    Die Dunkelheit verschleiert die unfassbare Länge des Tunnels in den Schweizer Alpen. Da, wo die Luft seltsam trocken und kühl ist. Mehr als 57 Kilometer lang. Der längste Eisenbahntunnel der Welt – der Gotthard-Tunnel. Wie kann man so etwas schaffen?

    Mithilfe von mehr als 6.000 Menschen, die daran Tag und Nacht gearbeitet haben. Dabei wurden mehr als 20 Millionen Tonnen Material abgebaut. Unzählige Teams haben daran mehr als 17 Jahre gearbeitet (Link).

    Für das Unmögliche brauchen wir Teams

    Das ist einer der größten Projekte und Erfolge der Menschheit. Einzelne Personen schaffen so etwas nicht, denn für ein solches Projekt werden die unterschiedlichsten Fähigkeiten benötigt. Um die Finanzierung und das Management kümmerten sich die Führungsteams.

    Mit dem Abbau des Materials beschäftigten sich die Architekten und Teams von Handwerkern. Für das Sprengen waren Spezialistenteams zuständig. Für das Unmögliche brauchen wir eben Teams und deshalb finden wir sie auch fast in allen Bereichen unserer Welt wieder.

    Teams sind überall

    Teams finden wir in Büros, wo sie an neuen Produkten und Dienstleistungen arbeiten. Teams arbeiten in Restaurants, die wir besuchen – dort kochen und servieren sie unser Essen.

    Teams operieren uns im Krankenhaus. Entwickeln Medizin. Beschützen unsere Freiheit. Stellen Geräte her, die wir täglich benutzen. Um große und kleine Aufgaben zu lösen, arbeiten wir in Teams.




    Handwerk
    Pharma

    Was ist ein Team?

    Ein Team entsteht, wenn zwei oder mehr Personen an etwas arbeiten. Sie verfolgen ein gemeinsames Ziel – versuchen etwas zu erreichen. Gemeinsame Ziele und Aufgaben machen ein Team aus.

    Es kann ein zeitlich begrenztes, kurzfristiges und/oder ein langfristiges Miteinander sein. Die Ingenieure, die am Plan des Gotthard-Tunnels gearbeitet haben, waren z.B. ein Team, das miteinander langfristig gearbeitet hat.

    Vorteile von Teams

    Der Einsatz von Teams kann eine Reihe von Vorteilen haben:

    • Kosten werden gesenkt – Aufgaben werden schneller erledigt
    • Innovative Lösungen für Probleme geschaffen
    • Probleme werden schnell erkannt und gelöst
    • Die Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit wird gesteigert

    Wie Teams entstehen

    Ein Team entsteht, sobald mehrere Personen versuchen ein Ziel zu erreichen. Das Phasenmodell von Tuckman (1965) beschreibt wie sich die meisten Teams entwickeln. Diese Phasen werden aber nicht von allen Teams durchlaufen – der Prozess unterscheidet sich von Team zu Team.

    Nach der Bestimmung von Teammitgliedern lernen sich alle zunächst kennen und erfahren über ihre Ziele (Forming). Sie beginnen miteinander zu arbeiten. Sie gewöhnen sich aneinander, passen sich an und streiten sich. Über die Zeit verfeinern sie so ihre Zusammenarbeit (Storming).

    Irgendwann kristallisieren sich Normen heraus, die dem Team erleichtern, miteinander zu arbeiten (Norming). Bestimmte Regeln und Umgangsformen geben dem Team Struktur und Orientierung. Mit der Zeit entwickelt sich das Team zu einer Einheit, die Leistung erbringt (Performing).

    Normales Team oder ein Hochleistungsteam?

    Ein Team ist schnell geschaffen – es entsteht mit einem Ziel: Baut den längsten Tunnel der Welt. Dann beginnt die Entwicklung des Teams. Die Entwicklung sollte daran angepasst werden, was das Team können muss.

    Soll ein normales Team entstehen, das normale Aufgaben löst? Oder soll ein Hochleistungsteam entstehen, das Unmögliches vollbringt?

    Der Prozess ist mit der Wahl eines Autos vergleichbar. Brauche ich ein bequemes Auto für den Alltag, um einkaufen zu gehen? Oder muss es eine Hochleistungsmaschine sein, mit der ich Unmögliches vollbringen möchte?

    Hochleistungsteam?

    Normales Team?

    Diese Frage sollte klar beantwortet sein, bevor die Entwicklung des Teams beginnt, denn der Entwicklungsprozess für diese Teams sieht unterschiedlich aus.

    Normale Teams mit einfachen Aufgaben müssen keine langen Entwicklungsprozesse durchlaufen, so wie es bei den Hochleistungsteams zu empfehlen ist.

    In diesem Beitrag geht es in erster Linie um Hochleistungsteams und um dessen Entwicklung. Hier findest du grundlegende Infos zur Entwicklung von normalen Teams und zu Teamerfolg.

    Ein Team ist keine Maschine

    Natürlich ist ein Team keine Maschine, die man zusammensetzen, reparieren oder in Form bringen kann. Ein Team kann man nicht dazu zwingen, sich zu entwickeln.

    Entwicklung benötigt Zeit und geschickte Führung. Ein Leader, der sich den Erfolg des Teams wünscht, muss die Entwicklung des Teams ernst nehmen.

    Teams bestehen aus Personen, die ihre Persönlichkeit, Erfahrungen, Werte, persönlichen Ziele, Erwartungen, Ängste und Hoffnungen mitbringen. Es lässt sich zwar zusammenstellen aber man kann es nicht zu Höchstleistungen zwingen.

    Ein Team ist wie eine Pflanze –

    es braucht Aufmerksamkeit wenn es gedeihen soll. Früchte der Teamarbeit erntet nur der, der für den Wachstum sorgt.

    Darf ich alles sagen?

    Kein Vertrauen – kein Hochleistungsteam. Der Leader muss dafür sorgen, dass jeder das Gefühl hat, alles sagen zu dürfen – wir nennen es psychologische Sicherheit. Wenn im Team Angst herrscht, belächelt oder bestraft zu werden, dann kann ein Team nicht optimal funktionieren.

    Welche gravierenden Folgen das Klima der Angst haben kann (Gegenteil von psychologischer Sicherheit), zeigte sich bei der Firma Boeing. 2018 starben mehr als 300 Menschen bei zwei Abstürzen der Boeing Maschinen (Link).

    Im Unternehmen herrschte eine Kultur der Vertuschung und Angst, Fehler einzugestehen. Von psychologischer Sicherheit kann da keine Rede sein. Der große Leistungsdruck führte zu Fehlern, die zu technischen Defekten in den Flugzeugen beitrug. 

    Ein Hochleistungsteam kann das Unmögliche nur dann erreichen, wenn jeder seine Ideen einbringen und seine Bedenken frei äußern kann. Leader sind dafür verantwortlich, ein Klima des Vertrauens zu schaffen.

    Geheimnisse von Hochleistungsteams

    Zeit, die man zusammen verbringt, ist das Wasser und Licht der Pflanze, die wir Team nennen. Die Entwicklung des Teams beginnt und endet mit gemeinsamen Aktivitäten. Hochleistungsteams haben folgendes gemeinsam:

      • Jeder kennt die Teamziele und Vision – Was wollen wir erreichen?
      • Die Rollen und Verantwortlichkeiten sind geregelt – Wer arbeitet mit wem an was?
      • Kundenorientierung wird von jedem gelebt – Wie gehen wir mit unseren Kunden um?
      • Klare Regeln der Zusammenarbeit sind ausgearbeitet – Wie wollen wir miteinander umgehen?
      • Die Teammitglieder sprechen regelmäßig miteinander – Was will ich dir sagen?
      • Die Aufgaben des Einzelnen sind präzise definiert – Was wird genau von mir erwartet?
      • Diskussionen können unbesorgt geführt werden – Darf ich sagen, was ich denke?
      • Besprechen unterschiedlicher Sichtweisen und Konflikte – Lassen wir mehrere Standpunkte und Sichtweisen zu?
      • Teammitglieder vertrauen einander – Machst du das, was du sagst?
      • Vereinbarungen werden als verbindlich gesehen – Muss das wirklich gemacht werden?
      • Unvorhergesehenes wird flexibel aufgenommen – Wie offen sind wir für Neues?

    Die dem Tod trotzen

    Im Militär hat Teamarbeit Priorität. Nur Teams, die miteinander funktionieren, würden im Ernstfall überleben. Aus einem Haufen von Fremden soll ein Team entstehen, das einheitlich handelt, denkt und einander vertraut.  

    Ab dem ersten Tag werden neue Soldaten dafür ausgebildet, im Team zu arbeiten. Sie verbringen Zeit miteinander, lösen Probleme im Team und fügen sich den Teamzielen.

    Auch im Militär müssen wir zwischen normalen Teams und Hochleistungsteams unterscheiden. Soldaten, die für grundlegende Aufgaben geplant sind, durchlaufen nicht dieselbe Teamentwicklung wie Spezialkräfte.

    Die Spezialkräfte verbringen wesentlich mehr Zeit in Ausbildung, müssen häufiger, intensiver und präziser im Team arbeiten, um für den schlimmsten Ernstfall gewappnet zu sein. Die Methoden zielen darauf ab, Hochleistungsteams zu entwickeln.

    Um Hochleistungsteams zu entwickeln, können Methoden und Erkenntnisse der Spezialkräfte genutzt werden, um Teams zu einer Einheit zu formen, die Unmögliches vollbringt.

    Was können Leader tun?

    Leader werden dafür bezahlt, Menschen zu führen. Nicht alle von ihnen sind der Aufgabe gewachsen, Hochleistungsteams eigenständig zu entwickeln. Das ist keine Schande – jedes Team, das Unmögliches erreichen muss, ist ein Unikat.

    Dafür gibt es keine Vorlage, die aus der Schublade rausgeholt werden könnte. Mithilfe einer durchschnittlichen Schablone entsteht kein überdurchschnittliches Team. Leader, die ein Hochleistungsteam entwickeln möchten, sollten Unterstützung holen und einen Plan für die Entwicklung ihres Teams erstellen.

    Zusammenfassung

    Teams bestehen aus mehreren Menschen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen. Hochleistungsteams, die das Unmögliche erreichen wollen, müssen in einem Klima des Vertrauens arbeiten, die die Leader schaffen. Der Großteil der Teamentwicklung besteht aus gemeinsamen Aktivitäten, die das Team zusammenschweißen.

    Hochleistungsteams entwickeln

    Brauchst du Unterstützung, um ein Hochleistungsteam zu entwickeln?

    Nimm Kontakt auf

    Quellen

    Hofert, S., Visbal, T. (2021). Teams & Teamentwicklung. München: Vahlen.

    Nerdinger, F. W., Blickle, G., Schaper, N., & Schaper, N. (2008). Arbeits-und Organisationspsychologie (Vol. 429). Heidelberg: Springer.

    https://www.houseofswitzerland.org/de/swissstories/geschichte/das-gotthard-maerchen

    https://rework.withgoogle.com/print/guides/5721312655835136/

    https://www.bbc.com/news/business-54174223

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  • Canyoning Selbsterfahrung – Extremsport in den Alpen

    Canyoning Selbsterfahrung – Extremsport in den Alpen

    Ein Selbstversuch mit professioneller Anleitung. Ein Action-Club in Österreich. Helme an. Wasserschuhe. Dicke Neoprenanzüge, auf den Hintern dicke Plastikfolien – zum Rutschen. Ein Hüftgurt mit Haken und Karabinern.

    Die Einweisung – No No

    Der Guide versucht gegen die lauten Ströme des Wassers anzureden. Noch ahnen wir nicht, was uns erwartet. Die Einweisung ist kurz. Genau zuhören. Dorthin treten, wo der Guide hintritt. Grüne, nasse Steine sind glatt – no no. Graue, trockene Steine sind besser – yes yes. Falls man weggerissen wird – nicht gegen das Wasser kämpfen, mit dem Strom schwimmen und Kräfte sparen.

    Plötzlich. In diesem Moment kommt die Einsicht. Weggerissen? Ist Canyoning etwa gefährlich? Wird es doch kein Spaziergang an einer idyllischen Steinpromenade sein? Man beginnt zu realisieren, dass es gleich spannend wird.

    Brennende Augen

    Warum macht man sowas? Die Reaktionen der Zuhörer sind verschieden. In einigen Augen fängt es an zu brennen und man kann die Lust erkennen. Andere spüren die Angst, ohne da gewesen zu sein.

    Hand aufs beunruhigte Herz – Angst war im Spiel. Obwohl man mit einem Guide ist. Obwohl an Steinen Sicherungshaken angebracht sind. Obwohl man mitten in Europa ist. Mitten in Österreich.

    Der erste Sprung ist leicht. Voller Kraft ins Wasser. Beine zusammen. Schön weit springen, gel? Man kommt weich auf, spürt das Aufkommen nur schwach in den Beinen, die Schuhe federn gut ab. Man geht runter wie ein Stein. Schnell auftauchen – das Gesicht und die Hände frieren, es ist kalt.

    Ohne zu zögern waten wir durch das Wasser zum Guide. Er scheint die Gegend so gut zu kennen, dass er vergisst, dass wir das erste Mal hier sind. Wenige Sekunden haben wir, um die unglaubliche Natur um uns herum aufzusaugen – fühlt sich wie ein zauberhaftes Frühstück an, das man reinstopfen muss.

    Zu schnell für Angst

    Die Kälte spüren wir nicht mehr. Das Adrenalin heizt uns ein. Wir gehen einfach weiter. Von einem trockenen Stein, yes yes, zu nassen kleinen Steinen unter Wasser, no no, eilen wir vorwärts.

    Schon nach den ersten Minuten haben wir unsere Ängste und Sorgen irgendwo hinter uns gelassen. Die Angst, nicht mitgekommen, bei dem schnellen Tempo des Guides. Der vielleicht auch deshalb so schnell war, um uns nicht die Gelegenheit zu geben, darüber nachzudenken, was gerade passiert.

    Abseilen. Karabiner auf. Etwas Drehen, dann etwas lockern. An die Wand. Schön zurücklehnen und an der Wand runter spazieren. Dem Seil und dem Guide vertrauen.

    Das Wort ist nicht einmal gefallen und doch vertrauen wir unser Leben und unsere Gesundheit einem Menschen an, den wir nicht einmal 30 Minuten lang kennen.

    Einem Mann, der eine große Schramme auf der linken Schulter hat, die so aussieht, als hätte ihm einer den Arm absägen wollen. Der Guide wirkt routiniert und selbstsicher. Das flößt uns Vertrauen ein.

    Ausstieg über Trampelpfade mit Steigung

    Alles in Ordnung. Erleichterung. Man steht auf der Erde mit dem Seil in der Hand, zwar halb unter Wasser aber man steht. Unten angekommen. Karabiner auf. Seil weg. Warten auf andere.

    120 Minuten dauert dieses Abenteuer. Krass. Einfach nur krass. Unglaubliche Natur. Gefahr. Bewegung. Frische Luft. Frisches Wasser in den Schuhen. Mehr Action geht kaum, denke ich mir.

    Dann beginnt der Ausstieg. Warum sagt man Ausstieg? Warum nicht: Wir sind da? Wie lange kanns denn dauern bis man wieder an der Base ist? Minuten vergehen. Wir steigen auf. Halten uns an Baumwurzeln fest, die an den Hängen der Alpen wachsen. Die Wege sind keine richtigen Wege. Gefährliche Trampelpfade mit Steigung wäre die passende Beschreibung.

    Völlig egal. Nach unseren Wasserabenteuern ist es fast wie ein Spaziergang an der Kö – Meter für Meter kämpft man sich durch. Rechts von uns ist ein tiefer Abgrund. Irgendwo dort unten hören und sehen wir Wasser. Fallen sollte man nicht. Könnte gefährlich werden.

    Alle am noch am Leben?

    Und dann ist es vorbei. Wir sind an einer Straße. In voller Montur. Werden von den vorbeifahrenden Autos begafft. Wie Höhlenforscher sehen wir aus, mit unseren Anzügen und Helmen. Im Auto sitzen wir geschafft. Körperlich und mental sehr erschöpft.

    Unglaubliche Erfahrung. Kein Debriefing von unserem Guide. Keine Ansprache und keine Glückwünsche, dass wir es alle überlebt haben. Keiner ist unkontrolliert gestürzt. Ertrunken. Irgendwo stecken geblieben.

    Warum auch. Zu gewohnt ist das Ganze für unseren Guide, dessen Namen ich vor lauter Aufregung nicht bei mir halten konnte.

    Zu schnell ist es vorbei. Ist es auch so schnell vorbei, wenn etwas passieren sollte, frage ich mich und lasse die Frage unbeantwortet.

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    Besiege die Angst – Das Leben beginnt außerhalb deiner Komfortzone

    Man sagt, dass das Leben an dem Punkt beginnt, an dem die eigene Komfortzone endet. Doch an genau diesem Punkt finden wir auch unsere Angst.

    Es gibt viele Gründe dafür, Angst zu haben und in der eigenen Komfortzone zu bleiben. Dieses unangenehme Gefühl ist ein Teil unserer genetischen Ausstattung und versucht uns sicher durch das Leben zu bringen. Doch wenn Angst die Überhand gewinnt, kann sie unsere Entwicklung hindern und uns lähmen.

    Das müssen wir uns nicht gefallen lassen. Vor einiger Zeit erschien das Buch „Feel The Fear And Do It Anyway“ von Susan Jeffers und stellte Techniken zum Umgang mit Angst vor. Sieh dir das Buch hier an.

    Kleine Schritte für mehr Lebensqualität

    Wer seine Lebensqualität wiedergewinnen möchte, sollte sich den eigenen Herausforderungen stellen. Wer die lähmende Angst besiegen möchte, sollte seine Komfortzone verlassen. So wie beim Dehnen und Stretchen – ein Stückchen vor und ein Stückchen zurück. So tasten wir uns langsam an die Grenze unserer persönlichen Komfortzone heran, um sie dann zu überwinden.

    Wir merken schnell wo es zieht und zunächst ist es unangenehm. Doch wir können davon ausgehen, dass wir uns durch dieses Dehnen entwickeln.

    In der Arbeitswelt gibt es spezielle Stretch Assignments, wo Arbeitnehmer sich beruflichen Herausforderungen stellen, die ihnen bei der Entwicklung helfen sollen. Sie probieren neue Rollen und Aufgaben aus und überwinden ihre Grenzen. Nicht selten unterstützen Coaches die Personen dabei, ihre Komfortzonen zu verlassen. Doch nur wir selbst können die nötigen Schritte gehen.

    Erweitere deine Komfortzone

    Meistern wir Herausforderungen, dann trägt das zu unserer Entwicklung bei. Erfreulich, denn aus Forschungsarbeiten wissen wir, dass daraus nicht nur persönliches Wachstum resultiert, sondern sich auch psychologische Verbesserungen einstellen.

    Im Rahmen eines schulischen „Challenge Projects“ mussten sich Jugendliche neun Tage durch die Alpen schlagen und wurden von den Forschern stark gefordert. Sie versuchten die jungen Erwachsenen außerhalb ihrer Komfortzone zu bringen, ohne sie in die Panikzone zu treiben (Mutz & Müller, 2016).

    Sie konnten zeigen, dass die neuntägige Wanderung die Komfortzone der Jugendlichen erweitern konnte. Danach waren sie zufriedener mit ihrem Leben, hatten ein gestärktes Glauben an die eigenen Fähigkeiten, zeigten mehr positive Gefühle und waren weniger gestresst. Diese Effekte verblassen mit der Zeit, tragen allerdings trotzdem zu unserer Entwicklung bei.

    Eine Neubewertung ist jederzeit möglich

    Solche Herausforderungen können uns zu bewussten und unbewussten Neubewertungen bewegen. Was vor der Wanderung noch beängstigend war, könnte danach kaum mehr der Rede wert sein. Diese Neubewertung findet natürlich nicht nur nach Alpenüberquerungen statt. Sie ist jederzeit möglich. Mit jedem noch so kleinen Schritt in eine unbekannte Richtung wenn wir unsere Komfortzone überwinden.

    Das Verlassen der eigenen Komfortzone trägt nicht nur zur persönlichen Entwicklung, sondern auch zur positiven Veränderung unserer psychologischen Gesundheit bei.

    Quellen

    Jeffers, S. (2012). Feel the fear and do it anyway. Random House. Mutz, M., & Müller, J. (2016). Mental health benefits of outdoor adventures: Results from two pilot studies. Journal of adolescence, 49, 105-114.

  • Mindset im Extremsport – Hunger nach Abenteuern

    Mindset im Extremsport – Hunger nach Abenteuern

    Giovanni Calia

    Irgendwo in Spanien stehen sich ein Matador und ein Stier gegenüber. Beide Akteure des gefährlichen Spektakels verfolgen jede Bewegung des anderen und sind konzentriert.

    Sie sind bereit und angespannt. Was würden wir sehen, wenn wir in die Gedanken des Matadors eintauchen würden? Was bringt ihn dazu, sich vor einen Stier zu stellen und das eigene Leben zu riskieren?

    SUCHE NACH MOTIVEN

    Was ist die Motivation des Matadors? Warum steht er in dieser Arena? Natürlich ist es sein Job, aber welche Motive standen hinter seinem Verhalten? Laut Kerr und Mackenzie (2012) gibt es viele Gründe, warum Menschen Abenteuer im Sport suchen. Persönliche Grenzen testen und erweitern. Ängste überwinden. Der Langeweile entfliehen. Eigene Ziele erreichen.

    Andere Forscher erklären die Lust auf Extremsport mit der Suche nach Freiheit (Brymer & Schweitzer, 2013). Will man den Regeln und Routinen des Alltags entkommen und sucht das Ventil in der Gefahr und im Risiko? Oder ist es unsere Persönlichkeit, die uns risikofreudig macht (Breivik, 2011)?

    „I want to do something thats fun and challenging – physically, mentally. And also because there is risk.“ – Riversurfer

    Kerr & Mackenzie (2012)

    ANDERS, ABER ÄHNLICH

    Während die Wissenschaft versucht eine Lösung für diese Frage zu finden, wechseln wir die Perspektive und akzeptieren, dass es dafür diverse Motive gibt. Sie ähneln sich, unterscheiden sich aber auch – eigentlich ist es wie das Einschlafen.

    Das menschliche Schlafverhalten ist eigentlich sehr änhlich, denn wir gehen zu ähnlichen Zeiten ins Bett, stehen zu ähnlichen Zeiten auf, putzen uns davor und danach meist die Zähne und stöpseln unsere Geräte in die Steckdosen ein.

    Und doch unterscheidet sich unser Schlafverhalten, einige schlafen in vollkommener Dunkelheit, einige mit einer Geräuschkulisse, einige mit eingeschaltetem Handy, einige wachen nachts auf um zu trinken etc. Es gibt schlichtweg so viele Motivationen wie es Menschen gibt.

    In einigen Facetten ähneln sich die Motive, aber insgesamt bleibt es doch sehr individuell. Ähnlich ist es auch im Sport – wir wollen zu einer Gruppe gehören oder unabhängig sein, aber für jeden bedeutet das etwas anderes und es gibt keine objektive Möglichkeit, um das in Form zu pressen.

    „Once you’re over the scary bit there, then you feel pretty good… I’ve been enjoying it because its very, very exciting.“

    Kerr & Mackenzie (2012)

    PSYCHOLOGISCHE STRATEGIEN DER BESTEN

    Verlagern wir unseren Fokus darauf, wie wir das Wissen von Leistungs- und Extremsportlern nutzen können. Was können wir von ihnen lernen? Welche psychologischen Strategien nutzen sie, neben dem körperlichen Training, um ihre Herausforderungen zu meistern?

    Es ist bekannt, dass erfolgreiche Sportler, die z.B. an Olympischen Spielen teilnehmen, sich in ihrer psychologischen Vorbereitung stark von den durchschnittlichen Sportlern unterscheiden (Orlick & Partington, 1988).

      • Sie setzen sich klare und herausfordernde Ziele, die ihr Verhalten strukturieren, leiten und motivieren.
      • Sie trainieren die Bewegungsabläufe und Techniken mit geschlossenen Augen, um die Vernetzung der Schaltkreise im Gehirn zu unterstützen.
      • Im Training simulieren sie die Wettkampfbedingungen so gut wie möglich, um auf den Wettkampf vorbereitet zu sein. Und von vornherein bekannte Störfaktoren ausblenden zu können, ohne sich davon irritieren zu lassen.

    https://www.youtube.com/watch?v=KWjqicp6Lt0

    SIEBEN ELEMENTE DES ERFOLGS

    Orlick (2000) extrahierte sieben Elemente, die zu besonderer Leistung beitragen. Engagement und Entschlossenheit das Ziel zu erreichen (Commitment). Fokussierte Verbindung (Focused Connection), das man als achtsame Verbindung mit der Welt bezeichnen könnte, also das vollständige Eintauchen in das Training oder die Tätigkeit.

    Selbstsicherheit (Confidence). Positive Vorstellungen, Modelle und Beispiele (Positive Images). Mentale Bereitschaft (Mental Readiness). Fähigkeit, mit Ablenkungen umzugehen (Distraction Control). Kontinuierliches Lernen (Ongoing Learning).

    Folge dem Link, um mehr über Mentaltraining zu erfahren.

    PSYCHOLOGISCHE TOOLS FÜR EXTREMSITUATIONEN

    Einen anderen Ansatz verfolgte Burke (2003), als er sieben Bergsteiger befragte, die Mount Everest erfolgreich bestiegen haben. Welche psychologische Vorbereitung und welche Strategien verfolgten die Bergsteiger vor und während der Aufstiegs?

    Visualisierung – Die Befragten berichteten, dass sie sich bei der Vorbereitung immer wieder vorgestellt haben, wie sie oben auf dem Berg stehen. Einige sagten, dass sie sich vorstellten, wie schwer es sein wird und wie sie den einen Fuß vor den anderen setzen und durchhalten.

    Entwicklung mentaler Stärke – Viele berichteten, dass sie sich an die eigenen Grenzen heranführten, um psychologische Widerstandsfähigkeit zu trainieren. Ein Kletterer erzählte, dass er bei einem seiner Aufstiege (nicht zum Everest) von einem Felsen erwischt wurde und sein Arm gebrochen war, ohne dass er das wusste (S.46). Er zwang sich zum Weitermachen und brachte den Aufstieg zum Ende.

    Ein anderer Kletterer betonte, dass der Everest Aufstieg ein kontinuierliches Leiden voraussetzt. Um den Aufstieg zu schaffen, muss man schon vorher abgehärtet sein und bereit sein, wochenlang zu leiden und den Frieden damit finden, unzufrieden zu sein (become comfortable being uncomfortable).

    Kurzfristige Zielsetzung – Vor allem in schwierigen Phasen fiel es den meisten schwer, optimistisch und motiviert zu bleiben, weil das Ziel noch so weit entfernt lag. Die Fähigkeit kleine Ziele zu setzen, ist von entscheidender Bedeutung, um das eigene Verhalten zu strukturieren und durchzuhalten.

    Nutze die Hinweise dieses Beitrags, um deine psychologischen Ressourcen zu aktivieren und auszubauen.

    QUELLEN

    Breivik, G. (2011). Dangerous play with the elements: Towards a phenomenology of risk sports. Sport, Ethics and Philosophy, 5(3), 314-330.

    Brymer, E., & Schweitzer, R. (2013). The search for freedom in extreme sports: A phenomenological exploration. Psychology of Sport and Exercise, 14(6), 865-873.

    Burke, S. (2003). Mental strategies of elite Mount Everest climbers (Doctoral dissertation, University of Ottawa (Canada)).

    Kerr, J. H., & Mackenzie, S. H. (2012). Multiple motives for participating in adventure sports. Psychology of Sport and Exercise, 13(5), 649-657.

    Orlick, T., & Partington, J. (1988). Mental links to excellence. The sport psychologist, 2(2), 105-130.

    Varley, P. J. (2011). Sea kayakers at the margins: The liminoid character of contemporary adventures. Leisure Studies, 30(1), 85-98.

    Die Suche nach Grenzen – Psychologie im Extremsport

  • Glücklich und gesund durch Bewegung

    Glücklich und gesund durch Bewegung

    Bewegung macht glücklich und gesund. Beim Bewegen verbrennen wir Fett, verbessern unsere Stimmung, vertreiben Ängstlichkeit und Sorgen. Es kostet nichts und macht Spaß. Eine solch günstige und effektive Medizin muss erst noch erfunden werden und das Beste daran, es gibt keine Nebenwirkungen. 60 Minuten pro Tag an der frischen Luft mit dem Fahrrad oder zu Fuß und man hat sich einen Riesengefallen getan, lebt nicht nur gesünder, sondern auch länger (Morey et al., 2002).

    Viel Wissen. Wenig Bewegung.

    Den meisten Menschen sind diese Tatsachen bekannt und dennoch stellt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fest, dass Erwachsene und Kinder sich nach wie vor weniger bewegen, als es nötig wäre. Der Mangel an Bewegung bei Kindern gefährdet ihre körperliche und kognitive Entwicklung. Erwachsene trifft es an anderer Stelle – eine komfortable Lebensweise im Sessel verkürzt nicht nur die Sehnen, erschlafft die Muskeln, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie an Diabetes oder Bluthochdruck erkranken und dass sie depressive oder ängstliche Episoden erleben (WHO, 2019).

    Klaffende Lücke

    Ich beschäftige mich mit diesem Thema schon seit Jahren, genauso wie viele andere Psychologen und Wissenschaftler. Es ist bekannt, dass es eine große Lücke gibt zwischen dem, was wir wissen und dem, was wir tun. Wir wissen, dass wir regelmäßig Sport machen sollten, tun es aber nicht. Diese Lücke kann sich wie durch ein Wunder schließen, wenn man plötzlich eine böse Diagnose bekommt und um die eigene Gesundheit oder gar das eigene Leben fürchten muss.

    Mehr Motivation

    Angst kann ein sehr effektiver Motivator sein, aber muss es wirklich so weit kommen? Können wir uns nicht schon früher für eine gesunde Lebensweise motivieren? Yes, we can. Es ist nicht leicht, aber es ist möglich. Im Folgenden findest du 4 Schritte, die es dir erleichtern sollten, deinen Körper zum Schwingen zu bringen.


    Photo by Joey Pilgrim on Unsplash

    1.

    Beginne klein. Backe kleine Brötchen. Mache kleine Schritte. Viele kleine Schritte bringen dich deutlich weiter, als wenige große Schritte. Wenn es um Nachhaltigkeit geht, und die Aufrechterhaltung von Gesundheit ist ein nachhaltiges Unterfangen, dann ist es oft hilfreich, klein anzufangen. Es ist noch kein Dinosaurier vom Himmel gefallen, denn alles fing erst mit kleinen Wesen an. Wenn du unsportlich bist, dann versuche nicht gleich zu einem Dinosaurier zu werden, erlaube dir selbst als ein kleines, winziges, süßes Wesen anzufangen und mache deine ersten kleinen Schritte.

    2.

    Plane deine Sporteinheiten im Voraus. Wenn du Sporteinheiten nicht gerne planst, dann hast du das Problem schon entdeckt, es ist der Unwille zur Planung. Man sagt auch: „Wenn es nicht in deinem Kalender steht, dann existiert es nicht.“ Nutze deinen Kalender, um Bewegung zu planen und damit die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass du es nicht vergisst. Es wird dir auch schwerer fallen, die Termine zu ignorieren, wenn du sie im Kalender siehst.

    3.

    Du wirst auch davon profitieren, wenn du Ziele setzt. Was möchtest du erreichen? Einfach gesund sein, sportlich sein, sich im eigenen Körper gut fühlen oder wie ein Model aussehen? Schreibe dir dein Ziel auf oder stell dir vor, wie du aussehen möchtest. Mit einem Bild oder einem Ziel vor deinen Augen erleichterst du dir, motiviert zu bleiben, weil du deinem Gehirn einen Weg aufzeigst, dem es folgen kann.

    4.

    Gestalte deine Umwelt so, dass sie dich bei der Verfolgung deiner Ziele und Pläne unterstützt. Möchtest du zur Arbeit mit dem Fahrrad fahren, dann bereite deine Sachen fürs Fahrradfahren im Voraus vor, kaufe die nötige Ausrüstung und stelle dein Rad dahin, wo es gut zugänglich ist. Erleichtere dir den Zugang zu den guten Gewohnheiten. Wenn du dich nach der Arbeit bewegen möchtest, aber meistens hungrig bist, dann nimm doch einen Apfel mit und vertrete dir die Füße bei einem Spaziergang. Lege deine Sportsachen an sichtbaren und zugänglichen Stellen ab, damit erleichterst du dir nicht nur den Zugang zur Ausrüstung, sondern wirst immer wieder daran erinnert und erhöhst die Wahrscheinlichkeit, dass Sport und Bewegung zu deinem Alltag werden.

    Quellen

    [1] https://www.who.int/news-room/detail/22-11-2019-new-who-led-study-says-majority-of-adolescents-worldwide-are-not-sufficiently-physically-active-putting-their-current-and-future-health-at-risk

    [2] Morey, M. C., Pieper, C. F., Crowley, G. M., Sullivan Jr, R. J., & Puglisi, C. M. (2002). Exercise adherence and 10‐year mortality in chronically ill older adults. Journal of the American Geriatrics Society, 50(12), 1929-1933.

    [3]  Weir, K. (2011, December). The exercise effect. Monitor on Psychology, 42(11). http://www.apa.org/monitor/2011/12/exercise

    Gesundes Leben

  • Sportpsychologie – Die Hilfe für mehr Erfolg

    Sportpsychologie – Die Hilfe für mehr Erfolg

    In der Welt des Sports ist es selten eine gute Idee stehenzubleiben – man wird überholt. Wer nicht an sich arbeitet, hat schon verloren. Sportler im Leistungs- und Amateurbereich streben nach Erfolg und werden von Trainern, Physiotherapeuten und Medizinern unterstützt.

    Auch Sportpsychologen reihen sich in dieser Entourage als Berater ein und begleiten die Athleten auf ihrem Weg. Doch wofür werden sie bezahlt? Weiß man, ob Sportpsychologie wirkt? Logisch, dass wir es als Sportpsychologen behaupten. Man muss uns nicht glauben – man kann es einfach überprüfen.

    Eine Metaanalyse, die 35 sorgfältig durchgeführte Studien und Experimente zusammengestellt und analysiert hatte, zeigt, dass Sportpsychologie zur Leistungssteigerung beiträgt (Brown & Fletcher, 2017). In den folgenden Sportarten zeigte die sportpsychologische Intervention einen bedeutenden Effekt: Fußball, Reiten, Baseball, Tennis, Laufen, Bowling, Bogenschießen, American Football, Radfahren, Hockey, Golf, Volleyball.

    Dabei verglich man die Leistung von zwei Gruppen, die erste Gruppe, die mit einem Sportpsychologen gearbeitet hatte und die zweite Gruppe, die keine Intervention bekam. Die Unterschiede waren mittelstark bzw. moderat, was für psychologische Effekte beachtlich ist. Besonders effektiv schnitt das mentale Training ab ∆ = .57 (Delta als Maß für die Effektstärke), ∆ = .48 bei Self-Talk, ∆ = .43 bei Teamentwicklung, ∆ = .34 bei Zielsetzung.

    Was bedeuten diese Zahlen und die Ergebnisse?

    Sportpsychologische Maßnahmen, bei denen man beispielsweise Ziele erarbeitet und vor dem Training erprobte Techniken zur Visualisierung trainiert, steigern die sportliche Leistung. Nicht mit allen Trainern, Psychologen und Coaches funktionieren sie gleich gut – einige schneiden dabei besser ab als andere.

    Überraschend ist es nicht – gegnerische Teams, die Qualität der Beratung, Zusammensetzung des Teams und weitere Rahmenbedingungen beeinflussen das Endergebnis. Psychologische Maßnahmen sind eben nur ein Baustein, der zur Leistung addiert wird. Allerdings ist es ein Baustein, das nachweislich zur Leistungssteigerung beiträgt. Sportpsychologie wirkt.

    Quelle

    Brown, D. J., & Fletcher, D. (2017). Effects of psychological and psychosocial interventions on sport performance: A meta-analysis. Sports Medicine, 47(1), 77-99.

  • Aufmerksamkeit – Selbstverständlich wichtig

    Aufmerksamkeit – Selbstverständlich wichtig

     Jp Valery

    Aufmerksamkeit ist für uns so selbstverständlich, dass wir nicht darüber nachdenken. Mühelos können wir unseren Fokus verändern. Wo befindet sich deine Aufmerksamkeit jetzt? Bei dem Text oder denkst du beim Lesen vielleicht noch an etwas anderes? Ohne dass wir es merken, kann sich unsere Aufmerksamkeit auch selbstständig machen und davoneilen. Im Alltag ist das nicht weiter schlimm, aber in Leistungssituationen im Sport kann es den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage bedeuten.

    Bei der Formel 1 haben die Fahrer nur wenige Bruchteile von Sekunden, um richtige Entscheidungen zu treffen. Verlagert sich die Aufmerksamkeit automatisch auf etwas anderes als das Fahren, kann das einen die Führung kosten oder noch schlimmer – einen Unfall verursachen. Doch wie jeden anderen mentalen und physischen Muskel lässt sich auch unsere Aufmerksamkeit trainieren. Durch wiederholte Übung können wir lernen uns länger zu fokussieren und die Konzentration auch in Drucksituationen gezielt zu steuern.

    Lust auf eine Übung? Lasse die Dusche leicht tropfen, sodass du die lauten Tropfen in der Kabine hörst. Setze dich neben die Dusche mit einem Buch und versuche gemütlich zu lesen. Die Dusche und das Buch ringen um deine Aufmerksamkeit – kannst du sie so steuern, wie du die brauchst?

    Möchtest du mehr darüber erfahren? Sieh dir dazu einen weiteren Beitrag an…

    https://thepsychologist.de/mentalkick-3

  • Energiesparmodus im Sport

    Energiesparmodus im Sport

     Roland Larsson

    Sportpsychologie ist ein großer Sammelbehälter für verschiedene Theorien, Techniken und Ideen. Eine davon ist der Energiesparmodus. Energie ist endlich und sollte für die Momente aufgespart werden, die wirklich zählen.

    Bei einigen brennen die Energieressourcen bereits vor den Wettkämpfen aus, weil sie sehr nervös, unkonzentriert sind oder tierische Angst haben. Sich selbst zu stressen hat noch keinem wirklich geholfen, außer dem Gegner. Stress muss man sich nicht machen – es kommt auch von alleine.

    Wie kann man das verhindern?

    Lerne kontrolliert zu atmen, um deine körperliche und mentale Stressreaktion abzumildern. Atme tief ein. Kurz die Luft anhalten. Atme vollständig aus. Mehr ist es nicht. Mehrmals wiederholen.

    In Drucksituationen vergessen wir tief zu atmen und müssen bewusst nachsteuern. Lege deinen mentalen Schalter um, um den Energiemodus einzuschalten und trainiere es in ruhiger Umgebung, bevor du es im Wettkampf anwendest. Es ist leicht, aber nicht einfach.

  • Formel für mehr Leistung im Sport

    Formel für mehr Leistung im Sport

    Wer sich im Sport verbessern möchte und sich vor Hilfe von Psychologie nicht scheut, könnte diese Formel ausprobieren. Das Akronym UNIFORM beschreibt einzelne Elemente, die Leistung kurz- und langfristig verändern können. Implementiere diese Elemente in den Alltag und in die Trainingseinheiten, um den größten Effekt zu spüren.

    U – Use goal setting – Ziele setzen

    N – No mistakes – Niederlagen werden als Lernerfahrungen gesehen und nicht als Fehler

    I – Imagery – Bewusste Visualisierung eigener Ziele und Bewegungsabläufe

    F – Full focus – Volle Konzentration auf die Aufgabe und Training

    O – Overtly positive – Sich nach außen positiv und optimistisch präsentieren

    R – Relaxation – Entspannungsverfahren erlernen und einsetzen

    M – Make routines – Förderliche Routinen erstellen und regelmäßig nutzen

    Quelle

    Gilbert, J. N., Moore-Reed, S. D., & Clifton, A. M. (2017). Teaching sport psychology for now and the future? The psychological UNIFORM with high school varsity athletes. The Sport Psychologist, 31(1), 88-100.

  • Plötzlich unfähig – Paralyse durch Analyse

    Plötzlich unfähig – Paralyse durch Analyse

    Vor dem wichtigen Schlag ist das Spiel bereits entschieden. Die Punktetafel zeigt es nicht an und die Zuschauer können es nicht sehen. „Vermassel es nicht!“ denkt die Spielerin und das Karussell ihrer Gedanken wird immer schneller.

    Möglich, dass sie den entscheidenden Punkt noch macht und das Spiel für sich entscheidet. Möglich ist auch, dass die ehrgeizige Athletin sich selbst die Luft zum Atmen nimmt und den Zustand heraufbeschwört, den wir als ‚Paralyse durch Analyse‘ kennen – plötzlich ist man unfähig. Trifft den Ball nicht. Ist neben sich. Nichts geht mehr. Wie kommt es dazu?

    Menschen lieben Kontrolle. Sportler lieben Kontrolle. Alle lieben Kontrolle. Jede Trainingseinheit ist nichts anderes, als der Versuch, die Bewegungen des eigenen Körpers möglichst gut zu kontrollieren, um ein Spiel für sich zu entscheiden.

    Hat der Sportler das Gefühl, dass alles unter Kontrolle ist, dann funktioniert meist alles. Die langjährig antrainierten Reflexe und Bewegungen gehen leicht von der Hand. Man performt und genießt den Wettkampf.

    Probleme entstehen, wenn das Gefühl von Kontrolle nicht mehr da ist. Wenn man das Gefühl hat, dass etwas nicht funktioniert. Der Aufschlag kommt nicht wie er soll. Die Bewegungen sind zu steif. Der Sportler bewertet. Überlegt. Denkt.

    Was das Denken über das Denken denkt

    Man könnte jetzt denken, dass Denken das Problem ist – und wir nehmen uns einen Moment Zeit, um die Kuriosität des Satzes zu betrachten. Und nein, das Problem ist nicht das Denken allein. Es ist die Verbindung zwischen dem Denken und dem Körper, das zur plötzlichen Unfähigkeit führt. Das Drama beginnt, wenn das Denken nicht mehr den trainierten Abläufen des Körpers und des Unterbewusstseins vertraut.

    Das Eingreifen des Denkens in bewährte Bewegungsmuster und antrainierte Reflexe kann zu einer Unfähigkeit führen, die schwer nachzuvollziehen ist. Ganz wichtig – nicht das Denken per se ist schädlich. Schädlich ist das Eingreifen des Denkens in etablierte Gewohnheiten und Routinen im laufenden Gefecht.

    Es sagt sich natürlich leicht. Wie kann man die Ruhe bewahren und unter Druck die beste Leistung abzurufen? Nehme Kontakt auf und erfahre, was die Besten tun, um der Paralyse zu entgehen.

  • Unerwartet glücklich – Psychologie des Glücks

    Unerwartet glücklich – Psychologie des Glücks

    „Zu wissen, was Du willst, anstatt unterwürfig zu allem Ja und Amen zu sagen, von dem dir die Welt vorschreibt, dass du es wollen sollst, bedeutet, dass du deine Seele lebendig gehalten hast.“
    ―Robert Louis Stevenson (Quelle)

     Sebastian Pichler

    Was macht dich glücklich? Hast du schon mal die Erfahrung gemacht, dass einige Dinge dich nicht so glücklich machen, wie du es erwartet hättest? Das Auto, an das du dich sehr schnell gewöhnt hast? Dein Haus, das für dich mittlerweile selbstverständlich ist?

    Sportliche und berufliche Leistungen, die schneller vergessen sind, als es zu erwarten war? Und vielleicht erinnerst du dich auch an gefürchtete Momente, die im Nachhinein gar nicht so schlimm waren? Im folgenden Beitrag möchte ich mit dir teilen, warum wir das Glück nicht immer dort finden, wo wir es erwarten.

    WEGE ZUM GLÜCK

    Jeder von uns strebt nach Glück auf seine eigene Art und Weise. Wie versuchst du zum Glück zu gelangen? Vielleicht möchtest du dir jetzt ein paar Sekunden Zeit nehmen, um darüber nachzudenken. Denn viele Entscheidungen die wir in unserem Leben treffen, werden auch durch unser Streben nach Glück mitbestimmt.

    Möchte ich ein Jurist, Mauerer, Künstler oder Sportler werden? Wird mich der Beruf auf Dauer erfüllen und glücklich machen können?  Mit welchem Partner möchte ich zusammen sein, welcher Partner kann mich glücklich machen? Was muss ich noch ausprobieren, damit ich am Ende des Lebens glücklich bin? Welche Art von Urlaub macht mich glücklich?

    BLICK IN DIE ZUKUNFT

    Natürlich können wir nicht mit Sicherheit wissen, was die beste Entscheidung wäre, aber wir probieren es vorherzusagen. Vor jeder Entscheidung versuchen wir zu erraten, wie wir uns fühlen werden, wenn wir eine Entscheidung treffen. Das passiert ganz automatisch, ohne dass wir uns darüber Gedanken machen müssen.

    Ein paar Beispiele: Wie werde ich mich fühlen, wenn ich im Lotto gewinne? Wie werde ich mich fühlen, wenn ich erfahre, dass mein Partner mich betrügt? Wie werde ich mich fühlen, wenn ich ein Eis esse? Das Gefühl kommt blitzschnell – ein Lottogewinn wäre großartig, das Betrügen des Partners würde einen niederschlagen und das Eis wäre super.

    So können wir unsere Reaktion auf Dinge antizipieren, die wir vielleicht noch nicht einmal erlebt haben: Wie würdest du dich fühlen, wenn du unbekleidet durch eine Einkaufspassage laufen müsstest? Diesen Prozess bezeichnen wir als emotionale Vorhersage | affective forecasting (Wilson & Gilbert, 2003).

    Innerlich fragen wir uns meist: Wie werde ich mich fühlen, wenn ich das mache?

    KEIN PERFEKTES SYSTEM

    Zuerst die gute Nachricht. Wir sind gut darin, zu unterscheiden, ob unsere Entscheidungen zu angenehmen oder unangenehmen Gefühlen führen werden. Wir können also problemlos vorhersagen, ob ein Lottogewinn angenehm und ob ein Jobverlust unangenehm ist.

    Jetzt kommt die schlechte Nachricht. Unsere Vorhersagen zur Stärke (wie stark wird das Gefühl sein) und Dauer (wie lang wird das Gefühl andauern) unserer Gefühle ist nicht besonders gut. Mit anderen Worten, wir schätzen zwar richtig ein, dass ein Lottogewinn sich toll anfühlt, überschätzen dabei aber, wie intensiv das Gefühl sein wird – das Gefühl wird nicht so stark sein, wie wir es vermuten.

    Zusätzlich überschätzen wir, wie lange das Gefühl andauern wird – das Gefühl wird ziemlich schnell wieder abklingen (Wilson & Gilbert, 2003).

    UNTERSCHÄTZTE STÄRKE

    Was ist, wenn wir diese Frage Menschen stellen, die ihre Beine verloren oder eine positive HIV Diagnose bekommen haben? Schwer zu glauben, aber auch in diesen Fällen ist das Muster identisch.

    Kurz nach der Diagnose sind die Menschen mit schweren Krankheiten untröstlich und können sich nicht vorstellen, dass sie ihr Leben jemals wieder werden genießen können. Doch auch bei ihnen normalisiert sich der Zustand im Laufe der Zeit und auch sie werden wieder glücklicher.

    Und das betrifft nicht nur Krankheiten: auch sportliche Niederlagen sind schneller aus der Welt, als Sportler das ahnen; über persönliche Beleidigungen wächst wieder neues Gras und die Sicht auf unerwartete Schwangerschaften ändert sich zum Positiven (Wilson, Wheatley, Meyers, Gilbert, & Axsom, 2000).


    Wir sind stärker als wir glauben. Jeder von uns ist in der Lage, Krisen zu meistern.

    PSYCHO – IMMUNSYSTEM

    Sehen wir uns kurz an, warum das so ist. Wir haben ein psychologisches Immunsystem, das dafür sorgt, dass die Intensität unserer Gefühle gesenkt wird. Das erklärt beispielsweise warum Liebesgefühle im Laufe einer Beziehung an Intensität verlieren und nach einer Zeit nicht mehr so intensiv sind.

    Diese Prozesse laufen unbewusst ab und tragen dazu bei, dass Erlebtes für uns leicht verdaulich wird. Tolle Ereignisse verlieren für uns schneller an Bedeutung, als wir glauben.

    Das Schöne daran ist, dass auch schlimme Ereignisse für uns schneller an Bedeutung verlieren, als wir glauben. Die Dinge sind selten so angenehm oder so unangenehm wie wir uns das vorher ausmalen.

     BEWUSSTER ENTSCHEIDEN

    Wir haben gesehen, dass unsere Vorstellung von Glück nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen muss. Die Mechanismen, die dafür verantwortlich sind, lassen sich nicht abschaffen, denn sie sind ein Teil von uns und dienen unserem Schutz.

    Dieses Wissen können wir aber nutzen, um weisere Entscheidungen zu treffen. Wird mich das große, teure Haus wirklich glücklicher machen als eine kleine, bezahlbare Wohnung? Wird mich mein eigenes Auto wirklich glücklicher machen als die Nutzung eines Carsharing Portals?

    Ist die Reise nach Indien wirklich notwendig, um mich glücklich zu machen? Wird mich die schlankere Taille wirklich wesentlich glücklicher machen, als ich es jetzt schon bin? Welche kleinen Dinge können mich vielleicht glücklicher machen, als ich bisher gedacht hatte? Und zum Schluss gibt es noch einige bewährte Anregungen aus der Glücksforschung.

     

    ERLEBE ODER KAUFE ERFAHRUNGEN, STATT OBJEKTE

    Dinge und Objekte werden dich langfristig nicht glücklich machen
    (Dunn, Gibert & Wilson, 2011)



     

    HILF ANDEREN UND SCHENKE MEHR

    Wenn wir mit anderen sind oder ihnen helfen, dann macht uns das glücklicher
    (Dunn, Gibert & Wilson, 2011)



     

    ERLEBE VIELE KLEINE DINGE

    Viele kleine Käufe und Erfahrungen machen uns glücklicher, alleine schon deshalb, weil wir sie häufiger machen können (Dunn, Gibert & Wilson, 2011)



    QUELLEN

    Dunn, E. W., Gilbert, D. T., & Wilson, T. D. (2011). If money doesn’t make you happy, then you probably aren’t spending it right. Journal of Consumer Psychology, 21(2), 115-125.

    Wilson, T. D., & Gilbert, D. T. (2003). Affective forecasting. Advances in Experimental Social Psychology, 35 (35), 345-411.

    Wilson, T. D., Wheatley, T., Meyers, J. M., Gilbert, D. T., & Axsom, D. (2000). Focalism: a source of durability bias in affective forecasting. Journal of Personality and Social Psychology, 78 (5), 821.

    Lust auf mehr?

    Alles eine Frage der Balance

  • Erfolg durch Selbstdisziplin im Sport

    Erfolg durch Selbstdisziplin im Sport

    Victor Freitas

    Disziplin schafft Leistung

    Im letzten Beitrag haben wir festgestellt, dass Erfolg in der Schule und im Studium wesentlich von Selbstdisziplin mitbestimmt werden. Es zeigt sich auch, dass disziplinierte Menschen im Schnitt ein längeres und gesünderes Leben vor sich haben.

    Im Gegensatz dazu kann ein Leben ohne Selbstdisziplin eine Reihe von Problemen mitbringen. Gestörtes Essverhalten, Alkoholsucht oder Neigung zu Drogen, Aggression und Kriminalität, Rauchen oder ungeschützter Sex. Man könnte auch sagen, dass Selbstdisziplin eine Fähigkeit ist, die uns vor dem Kontrollverlust schützt.

    https://thepsychologist.de/erfolg-durch-selbstdisziplin-teil-1

    Selbstdisziplin als Kampf

    Schlagen wir nun eine Brücke zum Sport. Es ist 17 Uhr abends und du stehst vor einer Entscheidung, zum Training gehen oder nicht gehen? Dein Gewissen spricht dafür, aber du bist müde und lustlos. Es fühlt sich so an, als würdest du gegen dich selbst kämpfen. Wie entscheidest du dich?

    Täglich bestreiten wir solche Kämpfe gegen uns selbst. Es betrifft wie viel wir essen, wie viel wir uns bewegen, wie wir mit anderen Menschen umgehen, wie wir Geld handhaben, wie diszipliniert wir im Straßenverkehr sind und wie wir unsere Zukunft planen.

    Der Ausgang dieser Kämpfe entscheidet mit, wie sich unser Leben entfaltet und was wir aus uns machen. Wir sprechen von Selbstdisziplin und meinen damit die Fähigkeit, uns selbst zu steuern.


    Selbstdisziplin kann uns vor uns selbst schützen. Im Sport ist diese Fähigkeit fundamental.

    Kontrollverlust

    Zwei Boxer stehen sich gegenüber. Auf dem Spiel steht der Weltmeistertitel. In der dritten Runde beißt Mike Tyson in das Ohr seines Gegners. Der Kampf wird beendet, der Weltmeistertitel bleibt bei seinem Gegner. Mike Tyson wird seine Boxlizenz aberkannt. Finde den Fehler.

    Disziplinierte Sportler = erfolgreiche Sportler?

    Welche Bedeutung nimmt Selbstdisziplin im Sport ein? Sind erfolgreiche Sportler disziplinierter als weniger erfolgreiche? Können wir mit einer kurzen Befragung feststellen, wer besonders viel Selbstdisziplin besitzt und damit auch die sportliche Leistung vorhersagen und damit Talente entdecken?

    Toering, Elferink-Gemser, Jordet und Visscher (2009) versuchten diese Frage zu klären und befragten junge Fußballspieler (Profis und Amateure) nach den einzelnen Facetten von Selbstdisziplin, darunter Selbstreflexion und Planungsfähigkeit. Die Profis hielten sich im Durchschnitt für reflektierter als die Amateurspieler.

    Selbstreflexion definierten die Forscher als eine Fähigkeit, vergangene Erfahrungen zu reflektieren, daraus zu lernen, um das nächste Mal besser zu sein. Reflexionsfähigkeit könnte also eine Komponente sein, die zwischen den guten und den besten Athleten unterscheidet, so die Forscher.

    Experten reflektieren

    Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch Jonker, Elferink-Gemser und Visscher (2010). Auch sie befragten Profi- und Amateursportler und folgerten aus ihren Ergebnissen, dass die Reflexionsfähigkeit mit dem Expertenstatus korreliert.

    Mit anderen Worten, je reflektierter ein Sportler ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass er|sie sich zu einem Experten entwickelt. Das klingt plausibel, denn wer sich regelmäßig reflektiert, könnte regelmäßige Anpassungen vornehmen und gibt sich damit die Chance, besser zu werden. 

    Sieht man bei den Schwimmern nach, dann zeigt sich auch dort die Tendenz zur aktiven Selbststeuerung von Profis. Anshel und Porter (1996) verglichen professionelle jugendliche Schwimmer mit gleichaltrigen Jugendlichen.

    Auch sie haben erwartet, dass die beiden Gruppen sich in ihrer Selbstdisziplin unterscheiden. Nach der Auswertung ihrer Befragungen stellte sich heraus, dass professionelle Schwimmer sich mehr Gedanken über die Selbststeuerung machten, während und nach einem Wettbewerb.

    Amateure machen sich offenbar weniger Gedanken und steuern sich weniger bewusst als erfahrene Athleten. Wir könnten annehmen, dass eine Vielzahl an Erfahrungen den Profis die Möglichkeit bietet, sich im Training und Wettbewerben besser kennenzulernen und die Fähigkeit zu erwerben, sich selbst zu steuern und zu reflektieren.

    Auch die Arbeit von Berliner (1994) geht auf Fähigkeiten von Experten ein und betont das feinere Gespür für die Feinheiten von Herausforderungen. Experten sind flexibler in ihrer Planung und sie reflektieren mehr als Amateure, wenn es um Lernen und Lernprozesse geht.

    Halten wir nun ein paar Dinge fest, die wir bisher gelernt haben – Selbstdisziplin besteht aus mehreren Facetten wie Planungsfähigkeit, Selbstreflektion, Fähigkeit sich selbst zu steuern und noch weitere. Dabei könnte insbesondere die Selbstreflektion ein Indikator für sportlichen Erfolg sein.


    Selbstreflektion ist eine Facette von Selbstdisziplin.

    Lässt sich Selbstdisziplin trainieren?

    Einige Forscher vertreten die Ansicht, dass Selbstdisziplin eine stabile Eigenschaft unserer Persönlichkeit ist, die uns unser Leben lang begleitet. Sie ist zu einem bestimmten Teil von unseren Eltern und Vorfahren vererbt (Hagger, 2014). Diejenigen, die sich mit Psychologie der Persönlichkeit beschäftigt haben, wissen dass eine Änderung einzelner Persönlichkeitseigenschaften meist nur in geringem Maße möglich ist.

    Im Fall von Selbstdisziplin ist eine Steigerung durch Training aber möglich und wurde durch Baumeister et al. (2006) gezeigt. In ihrer Studie machten die Teilnehmer an einem Sportprogramm von zwei Monaten mit. Durch regelmäßigen Sport trainierten sie nicht nur ihre Muskeln und Kondition, sondern auch ihre Selbstdisziplin.

    Wieso? Durch die wiederholte Überwindung kräftigten sie ihre Selbstdisziplin wie einen Muskel. Durch die wiederholte Nutzung ihrer bisher unterentwickelten Selbstdisziplin konnten sie die Stärke ihrer Selbstdisziplin steigern. Gute Nachrichten, oder?

    Ein bestimmtes wissenschaftliches Programm muss man dafür nicht durchlaufen. Es reicht schon, sich selbst regelmäßig zu Aktivitäten zu überwinden. Klein anfangen und Stück für Stück steigern. Wenn es leicht klingt, dann täuscht der Eindruck. Leicht fällt nur das Reden danach.

    Quellen

    Anshel, M. H., & Porter, A. (1996). Self-regulatory characteristics of competitive swimmers as a function of skill level and gender. Journal of Sport Behavior, 19(2), 91.

    Baumeister, R. F., Gailliot, M., DeWall, C. N., & Oaten, M. (2006). Self‐regulation and personality: How interventions increase regulatory success, and how depletion moderates the effects of traits on behavior. Journal of personality, 74(6), 1773-1802.

    Berliner, D. C. (1994). Expertise: The wonders of exemplary performance. In John N. Mangieri and Cathy Collins Block (Eds.), Creating powerful thinking in teachers and students (pp. 141-186). Ft. Worth, TX: Holt, Rinehart and Winston.

    Hagger, M. S. (2014). The multiple pathways by which trait self-control predicts health behavior. Annals of Behavioral Medicine, 48(2), 282-283.

    Jonker, L., Elferink-Gemser, M. T., & Visscher, C. (2010). Differences in self-regulatory skills among talented athletes: The significance of competitive level and type of sport. Journal of Sports Sciences, 28(8), 901-908.

    Toering, T. T., Elferink-Gemser, M. T., Jordet, G., & Visscher, C. (2009). Self-regulation and performance level of elite and non-elite youth soccer players. Journal of sports sciences, 27(14), 1509-1517.

  • Mentale Stärke – Was ist das eigentlich

    Mentale Stärke – Was ist das eigentlich

    Was ist mentale Stärke? Die meisten können sich darunter etwas vorstellen, aber was das genau ist, wird wohl den wenigsten klar sein. Mentale Stärke ähnelt im Sportkontext eher einer Sammlung von Ideen, als einem klar definierten Konstrukt.

    Die Grundidee ist schnell beschrieben – Sportler, die mentale Stärke besitzen, haben einen Vorteil im Wettkampf gegenüber ihrem Gegner. Mentale Stärke kann einem also zum Sieg verhelfen, so die Annahme. Sogleich tauchen die ersten Fragen auf. Hat jeder die mentale Stärke oder ist sie nur wenigen vorbehalten? Ist sie angeboren oder trainierbar? Was ist das genau?

    Eine Sammlung an Konzepten

    Glaubt man den Forschern, dann wurde praktisch jede positive psychologische Eigenschaft schon mal als mentale Stärke bezeichnet: konstruktiver Umgang mit Niederlagen, Resilienz, die Fähigkeit ruhig und konzentriert zu bleiben, Selbstsicherheit, Entschlossenheit, Konzentrationsfähigkeit und vieles mehr (Jones, Hanton & Connaughton, 2002).

    Wie schon erwähnt, gleicht der Begriff eher einer Ideensammlung, aber in einigen Punkten ist man sich einig, dass es nämlich eine Fähigkeit ist, die einem erlaubt mit Stress, Angst und Drucksituationen umzugehen. Auf der Suche nach den Grundkomponenten mentaler Stärke befragten Jones, Hanton und Connaughton (2002) zehn LeistungssportlerInnen.

    Sehen wir uns die Definition mentaler Stärke an, die aus den Rückmeldungen der Leistungssportler entstanden ist. Mentale Stärke ist eine angeborene oder entwickelte psychologische Fähigkeit, die einem erlaubt, mit den Anforderungen des Sports besser als der Gegner umzugehen, im Training, im Wettkampf und in der eigenen Lebensgestaltung.

    Ein mental starker Athlet ist fokussierter, entschlossener, selbstsicherer und unter Druck gefasster als der Gegner.

    Merkmale mentaler Stärke

    Was sind typische Merkmale von Sportlern, die mental stark sind? Jeder der Befragten schilderte seine eigenen Gedanken. Im zweiten Schritt bewerteten die Forscher, welche Merkmale häufig auftauchten und stellten fest, dass die Befragten den folgenden Punkt als den wichtigsten ansahen:

    Der unerschütterlicher Glaube an sich selbst und an die eigene Fähigkeit, die gesetzten Ziele zu erreichen. Man könnte das auch salopp als Selbstvertrauen oder Selbstsicherheit bezeichnen. Schon beim Lesen leuchtet ein, dass der Glaube an sich selbst wichtig ist, um weiterzumachen und nicht vorzeitig aufzugeben.

    Zwischen den Zeilen kann man hier auch das Durchhaltevermögen erkennen, das als das zweitwichtigste Merkmal bewertet wurde: Sich durch Misserfolge nicht entmutigen lassen, nach dem Fallen wieder aufstehen und weitermachen.

    Wir merken bereits hier, dass die einzelnen Merkmale nicht auseinanderzuhalten sind, sie ergänzen sich, bauen aufeinander auf und gleichen einer Mauer, die uns schützt.

    Ein weiterer Stein, der in unsere Mauer der mentalen Stärke hineinpasst, ist die Motivation und der Trieb zu siegen. Der Wunsch nach Erfolg ist ein fundamentaler Bestandteil mentaler Stärke. Wenn man nicht um jeden Preis gewinnen möchte, dann wirkt sich das auf die Leistung aus. Es folgen nun weitere Merkmale mentaler Stärke, die in der Studie gefunden wurden:

    • Die Fähigkeit, sich trotz Ablenkungen und Störungen auf die aktuelle Aufgabe zu fokussieren und sich nicht ablenken zu lassen.
    • Die Fähigkeit, nach unerwarteten und negativen Situationen die psychologische Kontrolle über sich selbst wiederzugewinnen.
    • Die Fähigkeit, über körperliche und emotionale Grenzen und Schmerzen zu gehen und die Qualität eigener Leistung beizubehalten.
    • Die Fähigkeit, akzeptieren zu können, dass Angst zum Wettkampf dazu gehört und dass man mit ihr umgehen kann.
    • Die Fähigkeit, sich nicht von der guten oder schlechten Leistung anderer stören zu lassen.
    • Die Fähigkeit, mit dem Druck der Wettkämpfe umgehen zu können.
    • Die Fähigkeit, trotz persönlicher Ablenkungen voll konzentriert zu sein.
    • Die Fähigkeit abschalten zu können, zwischen den Spielen aber auch im persönlichen Bereich.

    Wir haben nun einige Merkmale gesammelt, die unter den Begriff der mentalen Stärke fallen. Diese Übersicht ist hilfreich, aber wir sollten uns vor Augen führen, dass es lediglich die Meinung von 10 Leistungssportlern widerspiegelt. Diese Definition und Merkmale sind also eher eine Annäherung und kein allgemeingültiges Muster.

    Kann man mentale Stärke trainieren?

    Wenn ich an dieser Stelle aufhöre zu schreiben, dann habe ich das Gefühl, dass ich es noch nicht reicht, denn wenn wir die Merkmale kennen, wissen wir noch nicht, ob und wie man die mentale Stärke trainieren kann. Kann man sie überhaupt trainieren?

    Professor Robert Weinberg, ein international angesehener Forscher im Bereich der Sportpsychologie, beschreibt seine Sicht auf die Dinge in seiner Arbeit und ist der Überzeugung, dass mentale Stärke trainierbar ist (Weinberg, 2013).

    Eine wesentliche Rolle spielen dabei nicht nur die Bemühungen der Athleten, sondern auch die Umwelt, also die Eltern, Trainer und Freunde. Hier sind einige wichtige Punkte, die zur Entwicklung mentaler Stärke beitragen können:

    • Hartes und forderndes Training – das intensive Training ermöglicht den Sportlern über die eigenen Grenzen zu gehen und effektiv unter Druck zu agieren.
    • Positives und unterstützendes Klima – im Training sollte das Selbstvertrauen entwickelt werden, Bestrafungen und negatives Klima sind dabei in der Regel ein Hindernis.
    • Feedback, Möglichkeiten von anderen zu lernen und sich auszutauschen – ohne Frage gilt Feedback als einer der wichtigsten Faktoren beim Lernen, in diesem Fall beim Lernen mit herausfordernden Situationen umzugehen.

    Es leuchtet ein, dass diese Maßnahmen nur dann Früchte tragen, wenn sie über längere Zeit praktiziert werden. Nach meinem Verständnis ist mentale Stäke kein Ergebnis, das man erreichen kann, denn es ist überhaupt kein Ergebnis, sondern ein Prozess. Es erfordert Zeit, Geduld, Anstrengungen, Enttäuschungen, Niederlagen, nicht selten auch körperliche und emotionale Schmerzen – es ist ein Reifungsprozess der nie endet. Beginnen kann er aber sofort.

    Quellen

    Jones, G., Hanton, S., & Connaughton, D. (2002). What is this thing called mental toughness? An investigation of elite sport performers. Journal of Applied Sport Psychology, 14(3), 205-218.

    Weinberg, Robert. (2013). Mental toughness: What is it and how to build it. Revista da Educação Física / UEM. 24. 1-10. 10.4025/reveducfis.v24.1.17523.

  • Motivationales Klima im Sport

    Motivationales Klima im Sport

     Timothy Eberly

    Es reicht nicht aus, motiviert zu sein, um im Sport exzellente Leistung zu erbringen. Mehrere Faktoren müssen zusammenkommen, damit sich Erfolg einstellt. Das psychologische Klima in einem Team ist ein solcher Faktor (Keegan et al., 2014). Trainer, die ein positives, unterstützendes Klima schaffen können, stellen die Weichen für Erfolg. Was machen solche Trainer richtig?

    Einbeziehen

    Bereits einfache Gewohnheiten können zum Ziel führen. Zum Beispiel die Fähigkeit der Trainer, ihre Entscheidungen zu erläutern und auf Vorschläge einzugehen, kann der Motivation einen positiven Schub geben.

    Das sollte nicht sonderlich überraschen, wenn wir uns an die Selbstbestimmungstheorie (SDT) erinnern. Damit wird das Gefühl der Selbstständigkeit (Autonomie) und Kompetenz gefördert. Vielleicht möchtest du dir den Beitrag zum Thema Motivation und SDT noch einmal ansehen.

    Motivation – Was treibt uns an

    Warum hat das Eingehen auf Vorschläge der Sportler einen positiven Effekt auf die Motivation? Weil man nach ihrer Meinung fragt. Weil sie sich einbringen dürfen. Weil sie ihre Ideen mitteilen können. Weil sie sich gehört und verstanden fühlen – und dabei ist erstmal nicht entscheidend, ob diese Ideen in die Tat umgesetzt werden. Frage aktiv nach den Ideen der anderen und versuche sie zu verstehen, um ein positives, motivationales Klima zu schaffen.

    Gehört und verstanden

    Jeder von uns möchte gehört und verstanden werden. Das ist ein psychologisches Grundbedürfnis und wir tun gut daran, es zu kennen (Ryan & Deci, 2000). Zum gegensätzlichen Effekt trägt das Gefühl bei, kontrolliert zu werden – Athleten , die das Gefühl haben, kontrolliert zu werden, zeigen eine geringere Motivation (Calvo et al., 2010).

    Keegan et al. (2014) befragten Sportler, Eltern und andere Mitstreiter zu Verhalten, das sie motiviert. Was fanden sie heraus? Eine Übersicht, was zu tun und was zu lassen ist, wäre super gewesen, aber eine eindeutige Liste mit ToDos konnte nicht erarbeitet werden.

    Miteinander sprechen

    Denn es kommt auf viele Faktoren an. So kann ein Kompliment des Trainers bestärkend, aber auch hinterlistig interpretiert werden, je nach Beziehung zum Trainer und je nach Situation.

    Bestimmtes Verhalten führt also nicht zu eindeutigen Veränderungen in der Motivation. Die effektivste Maßnahme zur Förderung von Motivation durch Trainer? Mit den Sportlern sprechen.

    Quellen

    Calvo, T. G., Cervelló, E., Jiménez, R., Iglesias, D., & Murcia, J. A. M. (2010). Using self-determination theory to explain sport persistence and dropout in adolescent athletes. The Spanish Journal of Psychology, 13(2), 677-684.

    Keegan, R. J., Harwood, C. G., Spray, C. M., & Lavallee, D. (2014). A qualitative investigation of the motivational climate in elite sport. Psychology of Sport and Exercise, 15(1), 97-107.

    Ryan, R. M., & Deci, E. L. (2000). Self-determination theory and the facilitation of intrinsic motivation, social development, and well-being. American psychologist, 55(1), 68.

  • Halt durch! – Self-Talk und Motivation

    Halt durch! – Self-Talk und Motivation

      Coen van den Broek 

    Führst du manchmal Selbstgespräche? Feuerst du dich selbst an? Ich sehe ein, dass du die Fragen vielleicht lieber nicht ehrlich beantworten möchtest – insbesondere dann nicht, wenn sie von Psychologen kommen. Wer möchte schon von sich behaupten, dass er Selbstgespräche führt?

    Doch die Besorgnis ist in diesem Fall unberechtigt. Selbstgespräche, im Weiteren nur noch als Self-Talk bezeichnet, gehören zu unserem täglichen Sein. Der innere Dialog, den wir mit uns selbst führen, ist uns eher selten bewusst. Es ist vielmehr eine innere Stimme, die im Hintergrund aktiv ist.

    Diese Stimme kann für uns oder gegen uns arbeiten. Schon Mentaltrainer aus grauer Vorzeit verwendeten das Self-Talk als Hilfsmittel zur Optimierung sportlicher Leistung (Kornspan & MacCracken, 2002, zitiert nach Tenenbaum & Eklund, 2007, S. 288).

    Über die Jahrzehnte hat sich der Trend nicht verändert – nach wie vor wird der mentale Dialog von Athleten verwendet, um sich selbst anzufeuern: „Du schaffst das!“ Sehen wir uns zu diesem Thema eine Beispielstudie an.


    Den meisten Menschen ist nicht bewusst, dass sie Self-Talk bereits verwenden, wenn auch nur unbewusst – Photo by Robert Baker on Unsplash

    Für das Experiment von Hatzigeorgiadis et al. (2018) wurden 16 männliche Teilnehmer gebeten Rad zu fahren. Dabei gab es die Experimentalgruppe, die das Self-Talk verwendete „Ich bin schnell und ich schaffe das“ und eine Kontrollgruppe, die ohne jegliche Self-Talk Anweisungen radeln sollte.

    Du kannst dir schon denken, was die Forscher finden wollten, oder? Unterscheiden sich die Gruppen in ihrer Leistung? Und genauer: zeigt die Self-Talk Gruppe bessere Leistung als die Gruppe ohne die sportpsychologische Technik?

    Insgesamt gab es 4 Sitzungen an 4 Tagen. Am ersten Tag wurden die Personen über den Verlauf des Experiments aufgeklärt, am zweiten und dritten Tag mussten sie trainieren. Am vierten Tag bestand die Aufgabe darin, 30 Minuten Rad zu fahren. Dabei wurde es heiß, denn die Forscher kurbelten die Temperatur auf 35 Grad an, um die Belastung während der 30 Minuten zu erhöhen.


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    Der Titel der Studie spricht für sich: „Beat the Heat – Besiege die Hitze“. Die Experimentalgruppe sollte während der Aufgabe Self-Talk verwenden (z.B. „Come on – komm schon, hold on – halt durch“). Die Kontrollgruppe wurde über diese Möglichkeit nicht informiert.

    Dabei wurde geschaut, wie viel Leistung die Personen gezeigt haben – wie schnell sind sie also mit dem Rad gefahren (in Watt). In den ersten 10 Minuten gab es keine bedeutenden Unterschiede zwischen den Gruppen, beide zeigten anfangs ähnliche Leistung. Besonders eindrucksvoll werden die Ergebnisse ab der 15 Minute (siehe Grafik).


    Hatzigeorgiadis, A., Bartura, K., Argiropoulos, C., Comoutos, N., Galanis, E., & D. Flouris, A. (2018). Beat the Heat: Effects of a Motivational Self-Talk Intervention on Endurance Performance. Journal of Applied Sport Psychology, 30(4), 388-401, DOI: 10.1080/10413200.2017.1395930.

    Die Teilnehmer der Experimentalgruppe, die Self-Talk verwendet haben, zeigten zum Ende des Testdurchgangs eine deutlich bessere Leistung als die Kontrollgruppe – obwohl beide Gruppen identischen Anstrengungen ausgesetzt waren. Fazit der Studie: Self-Talk reduziert zwar nicht die objektive Anstrengung, hilft aber, darüber hinwegzusehen, durchzuhalten und sich effektiv auf die Aufgabe zu konzentrieren.

    Du kannst dich also in anspruchsvollen und schwierigen Situationen mit motivierenden Phrasen (Halt durch! oder Mach weiter!) antreiben. Natürlich kann es auch eine andere Phrase sein, die du für dich verwendest.

    Dass jede Technik auch ihre Schattenseiten hat, ist nachvollziehbar. Wenn wir kurz nachdenken, dann leuchtet uns ein, dass ein „zu intensiv“ geführter innerer Dialog zum „inneren Durcheinander“ beitragen kann (Tenenbaum & Eklund, 2007, S.92). Self-Talk daher bitte maßvoll genießen.

    Quellen

    Hatzigeorgiadis, A., Bartura, K., Argiropoulos, C., Comoutos, N., Galanis, E., & D. Flouris, A. (2018). Beat the Heat: Effects of a Motivational Self-Talk Intervention on Endurance Performance. Journal of Applied Sport Psychology, 30(4), 388-401, DOI: 10.1080/10413200.2017.1395930.

    Kornspan, A. S., & MacCracken, M. J. (2002). The use of psychology in professional baseball. NINE: A Journal of Baseball History and Culture, 11, 36-43.

    Tenenbaum, G., & Eklund, R. C. (Eds.). (2007). Handbook of sport psychology. John Wiley & Sons.