Schlagwort: Psychologie

  • Messe deine Ziele für mehr Motivation

    Messe deine Ziele für mehr Motivation

    Fleur

    In unserem Alltag ist das Messen eine Routinetätigkeit, auf die wir nicht verzichten könnten. Mit unseren Uhren messen wir regelmäßig die Zeit und messen unsere Kräfte mit anderen beim Spielen.

    Morgens messen wir unser Gewicht, nach dem Sport die verbrauchten Kalorien, am Ende des Monats unser Geld und unseren Blutdruck. Warum messen wir überhaupt?

    What gets measured gets done.
    Peter Drucker

    Glaubt man dem Zitat, dann erleichtert das Messen die Umsetzung unserer Ziele und Vorstellungen. In einem aktuellen Beitrag der amerikanischen Psychologenorganisation (APA) über psychologische Interventionen, sprechen sich die Autoren dafür aus, dass man messen sollte, was man tut oder was man verbessern möchte [1].

    Fortschritt messen

    Zum einen kann man durch die Messung feststellen, wo es Verbesserungsbedarf gibt und weiß, welche Lücken man schließen muss. Zum anderen kann bereits durch das bloße Messen eine Veränderung eingeleitet werden. Das gilt für psychologische Interventionen im Sport, bei der Arbeit und im Alltag gleichermaßen.

    Eine Klientin, die zufriedener werden möchte, könnte ihre tägliche Zufriedenheit in ihrem Tagebuch mit einem Smiley messen. Ein Klient, der produktiver werden möchte, könnte seine Produktivität anhand täglich erledigter Aufgaben messen.

    Menschen, die effektiver in ihrem Sport sein möchten, könnten die Effektivität ihres Trainings messen. Die Messung fokussiert unsere Aufmerksamkeit und erleichtert uns, bei der Umsetzung unserer Ziele langfristig motiviert und diszipliniert zu sein.

    Quelle

    https://www.apa.org/monitor/2019/11/interventions

  • Suche nach dem Warum – Beratungsalltag

    Suche nach dem Warum – Beratungsalltag

    In meinen Beratungsgesprächen tauchte häufig die Frage auf, WARUM etwas so ist, wie es ist. Warum bin ich dauernd so verstimmt? Warum nimmt mich der Partner nicht ernst? Warum kann ich mein Problem nicht alleine lösen? Warum bin ich so, wie ich bin?

    Natürlich wollen die Menschen wissen, warum sie sich in dem Zustand befinden, in dem sie sich befinden. Sie möchten es verstehen, um nicht wieder in die gleiche Situation zu gelangen.

    Ich glaube, dass das WARUM nicht immer bekannt sein muss, damit die Beratung erfolgreich verläuft. Ich denke aber, dass es wichtig ist, die Suchprozesse der Person zu unterstützen oder wenigstens nicht zu stören.

  • Zeit für Erholung – The Hour of Power

    Zeit für Erholung – The Hour of Power

    Alisa Anton

    Wir brauchen Zeit für uns selbst. Um uns zu aktivieren, inspirieren und zu motivieren. Um festzustellen, ob wir unseren Lebenskurs verändern möchten. Ob wir uns noch auf dem richtigen Weg befinden. Wann nimmst du dir die Zeit dafür?

    Tony Robbins nennt es Hour of Power – Die Stunde der Macht. Deine Stunde. Deine Zeit, nur für dich selbst, um sich zu bewegen, um sich weiterzuentwickeln, um zu wachsen, um sich zu entspannen. Das zu tun, was dir gut tut.

    Nimm dir täglich Zeit, auch wenn es nur 15 Minuten sind, um mit dir selbst zu sein. Ungestört vom Lärm der Straßen, Ablenkung der Geräte und Aufermksamkeit von anderen. Zeit, um zu dir selbst zu finden.

    Tue in dieser Zeit das, was dir gut tut – vielleicht ist es Lesen, Musizieren, Spazieren, Meditieren oder einfach nur Bewegung im Freien. Nimm dir diese Zeit.

  • Energiesparmodus im Sport

    Energiesparmodus im Sport

     Roland Larsson

    Sportpsychologie ist ein großer Sammelbehälter für verschiedene Theorien, Techniken und Ideen. Eine davon ist der Energiesparmodus. Energie ist endlich und sollte für die Momente aufgespart werden, die wirklich zählen.

    Bei einigen brennen die Energieressourcen bereits vor den Wettkämpfen aus, weil sie sehr nervös, unkonzentriert sind oder tierische Angst haben. Sich selbst zu stressen hat noch keinem wirklich geholfen, außer dem Gegner. Stress muss man sich nicht machen – es kommt auch von alleine.

    Wie kann man das verhindern?

    Lerne kontrolliert zu atmen, um deine körperliche und mentale Stressreaktion abzumildern. Atme tief ein. Kurz die Luft anhalten. Atme vollständig aus. Mehr ist es nicht. Mehrmals wiederholen.

    In Drucksituationen vergessen wir tief zu atmen und müssen bewusst nachsteuern. Lege deinen mentalen Schalter um, um den Energiemodus einzuschalten und trainiere es in ruhiger Umgebung, bevor du es im Wettkampf anwendest. Es ist leicht, aber nicht einfach.

  • Neue Gewohnheiten pflanzen

    Neue Gewohnheiten pflanzen

    Credit for the photo – Aaron Burden

    Gewohnheiten können uns das Leben erleichtern oder erschweren. Rauchen, übermäßiges Essen, Chatten bis zum Umfallen, zu wenig Schlaf – es gibt eine Reihe schlechter Gewohnheiten. Manchmal kann es sich anfühlen, als hätten wir unsere Gewohnheiten nicht im Griff. Als hätten wir lange Zeit ein Ungeheuer gezüchtet, das uns aufzufressen droht.

    Es lässt sich leicht vergessen, dass wir jederzeit die Möglichkeit haben, neue Gewohnheiten zu formen. Denn es gibt eine ganze Reihe Gewohnheiten, die unser Leben reicher, gesünder und angenehmer machen können – viel Bewegung, Sport, Arbeit im Verein, gesunde Ernährung, regelmäßiger Kontakt zu Freunden, ausreichend Schlaf, eine produktive Arbeitshaltung.

    An sich zu arbeiten und neue Gewohnheiten zu entwickeln ist nicht einfach. Ziele zu verfolgen und sich jedes Mal aufs Neue zu motivieren, das kann sich wie schwere Arbeit anfühlen.

    Pflanze deine Gewohnheit wie einen Baum. Es wächst von alleine, wenn du für gute Bedingungen sorgst. Fange klein an, mach kleine aber regelmäßige Schritte und deine Gewohnheit wird wachsen.

  • Lernen kann einfach sein

    Lernen kann einfach sein

    Dieser Ausdruck kommt aus dem Amerikanischen und drückt aus, wie einfach Lernen sein kann. Ein Äffchen sieht. Ein Äffchen macht. In psychologischem Jargon auch als Modelllernen bekannt. Lernen durch Beobachtung.

    Auf diese Weise lernt man als Kind in Gruppen zu agieren, indem man die eigenen Eltern beobachtet. Auch als Erwachsener lernt man dazu – durch das Beobachten erfahrener Freunde oder Kollegen lassen sich Körpersprache, Führungskompetenz, Gesprächsführung und Gruppendynamiken lernen.

    Natürlich auch noch viel mehr – vorausgesetzt, man möchte lernen. Das Lernen muss nicht schwierig sein. Lernen kann einfach sein.

  • Dein Raum – Deine Persönlichkeit

    Dein Raum – Deine Persönlichkeit

    Ist unser Wohnraum das Spiegelbild unserer Persönlichkeit? Was wird ein fremder Besucher über dich sagen können, nachdem er deine Wohnung gesehen hat? Eine ganze Menge, wie psychologische Experimente zeigen.

    Legst du wert auf Ordnung? Hast du Bilder? Fotos? Sitzgelegenheiten? Bücher? Wie sind sie angeordnet? Welche Farben herrschen vor? Was fällt in deinem Raum besonders auf? Welche Gegenstände sind eher versteckt?

    Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, die sich mit diesem Thema befassen. Sie zeigen, dass Persönlichkeitsmerkmale wie Extraversion, Offenheit, emotionale Stabilität und Gewissenhaftigkeit gut geschätzt werden können, wenn man sich das Schlafzimmer der Person ansieht. Räume, die wir kreieren und in denen wir leben, spiegeln unsere Persönlichkeit wider – sie sind unser Spiegelbild.

    Quelle

    Ambady, N., Hallahan, M., & Rosenthal, R. (1995). On judging and being judged accurately in zero-acquaintance situations. Journal of Personality and Social Psychology, 69(3), 518.

  • Lust zu lernen

    Lust zu lernen

    Wann hast du dich das letzte Mal auf eine Entdeckungsreise gemacht? Wie lange ist es her, dass der Entdecker in dir wach war? Wann hast du das letzte Mal etwas Neues ausprobiert? Der Alltag, mit seinen nie endenden Aufgaben, fängt uns ein, umschließt unser Dasein und sorgt dafür, dass unsere Neugier einschläft.

    Lernen kann uns aus dem Schlaf des Alltags holen und das Leben erfrischen. Was würdest du gerne lernen? Eine neue Sprache? Ein Musikinstrument? Zeichnen? Verhandeln? Schwimmen? Theater spielen? Erinnere dich an die Dinge, die du schon immer ausprobieren wolltest und beginne mit dem Lernen. Etwas Neues zu lernen kann so spannend sein! Mach das Lernen zu deinem Abenteuer.

  • Jetzt noch nicht

    Jetzt noch nicht

    Täglich suchen wir nach Glück und probieren viel aus, um unseren inneren Frieden zu finden. Es scheint weit weg zu sein, irgendwo in der Zukunft zu liegen, denn man ist ja erst glücklich, wenn man X oder Y erreicht hat.

    Und das geht erst nächstes Jahr oder irgendwann anders. Und so verweigern wir uns das Gefühl der Zufriedenheit und des Glücks – noch nicht.

    Drücken einfach auf Pause.

    Erst muss das X oder Y fertig sein. Danach ist man glücklich. Davor nicht – das wäre ja zu einfach. Kann ja irgendwie nicht sein, dass ich jetzt schon glücklich sein könnte, oder? Einfach so. Ohne einen besonderen Grund.

    Das Glück liegt in der Gegenwart

  • Lernen mit Spaß

    Lernen mit Spaß

    Lernen ist einfach, wenn es Spaß macht. Und wenn es Spaß macht, warum sollte man damit aufhören? Vielleicht erklärt das den Erfolg des Schulsystems in Finnland. Wenn man PISA-Studien glaubt, dann ist das finnische Schulsystem eins der besten weltweit. Kinder in Finnland sind diejenigen, die standardisierte Schultests am erfolgreichsten bewältigen.

    Bemerkenswert dabei ist nicht nur die sehr gute Leistung der Kinder, sondern auch deren psychologischer Zustand. Sie sind keine menschlichen Cyborgs, die glauben, dass das Sonnenlicht durch Bildschirmstrahlung ersetzt werden kann. Und sie machen in der Schulzeit mehr Pausen, als es in anderen Ländern üblich ist. Sie sind nicht nur gut in der Schule, sie gehen auch gerne in die Schule, weil es Spaß macht.

    Durch viel Bewegung, anregende Schulprojekte, individuelle Förderung, motivierte und gut qualifizierte Lehrer schafft Finnland ein System, das Lust auf Lernen vermittelt. Nicht durch Bestrafung, sondern durch Belohnung. Nicht durch Pauken von starren Formeln, sondern durch das Wecken der Neugier.

    Warum soll das nicht auch für Erwachsene gelten? Mürrische Gesichter und kaffeebefüllte Gestalten in kreativitätsfeindlichen Umgebungen möchten auch Spaß haben und lernen. Spaß, Produktivität und gute Arbeit müssen sich nicht auschließen – sie können und sollen sich ergänzen.

    Zum Artikel des Harvard Business Review
  • Nachhaltig gesund? – Wellness bei der Arbeit

    Nachhaltig gesund? – Wellness bei der Arbeit

    Bewegung = Gesundheit

    Bewegt euch mehr. Diese Botschaft kann nicht häufig genug wiederholt werden.  Aber es bloß zu sagen, reicht nicht aus und so nehmen Unternehmen Geld in die Hand.

    Sie geben ihren Arbeitskräften die Möglichkeit, sich mehr zu bewegen, gesünder zu ernähren und an Kursen teilzunehmen, die gesundheitsförderlich sind. Diese Strategie ist als Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) bekannt.

    Funktioniert diese Strategie? Song und Baicker (2019) führten dazu ein Experiment durch. 18 Monate dauerte das Programm in einem Konzern in USA. 160 Filialen mit insgesamt 36 000 Menschen wurden untersucht. Zentrale Frage: Bewegen sich Menschen in Unternehmen mit BGM mehr und sind sie gesünder, als diejenigen, die solche Möglichkeiten nicht haben?

    Machen BGM-Unternehmen gesünder?

    Die meisten Teilnehmer des Gesundheitsprogramms hatten das Gefühl, dass sie gesünder waren. Doch die medizinischen Messungen waren nicht so optimistisch und zeigten auf, dass sie sich nicht von den Gruppen unterschieden, die kein Gesundheitsprogramm mitgemacht haben.

    Der Cholesterin- und Glukosespiegel war ähnlich. Blutdruckwerte unterschieden sich nicht bedeutend. Krankheitsbedingte Abwesenheit war bei beiden Gruppen gleich hoch. Stressgefühle waren vergleichbar.

    Mit anderen Worten, Arbeitnehmer, die keinen Zugang zum Sportprogramm des Unternehmens hatten, waren gesund. Genauso gesund wie Arbeitnehmer, die am BGM-Programm des Unternehmens teilgenommen haben.

    Der ganze BGM-Aufwand für die Tonne?

    Aus zwei Gründen wäre dieses Fazit zu kurzsichtig. Zum einen wurde kein Vorher-Nachher Abgleich der Gruppen gemacht. Wie war der Gesundheitsstatus der Gruppen vor dem Experiment? Vielleicht hat sich die BGM-Gruppe stark verbessert oder die Nicht-BGM-Gruppe stark verschlechtert.

    Können wir nicht wissen, weil es nicht gemessen wurde. Weil es also nur eine Querschnittsstudie ist, können wir nicht mit Sicherheit sagen, welchen Effekt das BGM-Programm auf die Gruppen hatte.

    Zum anderen braucht Veränderung Zeit und beginnt mit einer Anpassung der Wahrnehmung und des Selbstbildes. Der Mensch muss das Gesundheitsverhalten erst in sich integrieren und realisieren, dass er eben kein alter Wandnagel ist, der nur rumhängt.

    Und das fängt mit einem guten Gefühl an und tatsächlich berichtete die BGM-Gruppe, dass sie sich gesünder fühlen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber eben nur ein Schritt. Langfristige Veränderung erfolgt eben nicht durch kurzfristige Maßnahmen.

    Quellen

    Song, Z., & Baicker, K. (2019). Effect of a workplace wellness program on employee health and economic outcomes: a randomized clinical trial. Jama, 321 (15), 1491-1501.

  • Plötzlich unfähig – Paralyse durch Analyse

    Plötzlich unfähig – Paralyse durch Analyse

    Vor dem wichtigen Schlag ist das Spiel bereits entschieden. Die Punktetafel zeigt es nicht an und die Zuschauer können es nicht sehen. „Vermassel es nicht!“ denkt die Spielerin und das Karussell ihrer Gedanken wird immer schneller.

    Möglich, dass sie den entscheidenden Punkt noch macht und das Spiel für sich entscheidet. Möglich ist auch, dass die ehrgeizige Athletin sich selbst die Luft zum Atmen nimmt und den Zustand heraufbeschwört, den wir als ‚Paralyse durch Analyse‘ kennen – plötzlich ist man unfähig. Trifft den Ball nicht. Ist neben sich. Nichts geht mehr. Wie kommt es dazu?

    Menschen lieben Kontrolle. Sportler lieben Kontrolle. Alle lieben Kontrolle. Jede Trainingseinheit ist nichts anderes, als der Versuch, die Bewegungen des eigenen Körpers möglichst gut zu kontrollieren, um ein Spiel für sich zu entscheiden.

    Hat der Sportler das Gefühl, dass alles unter Kontrolle ist, dann funktioniert meist alles. Die langjährig antrainierten Reflexe und Bewegungen gehen leicht von der Hand. Man performt und genießt den Wettkampf.

    Probleme entstehen, wenn das Gefühl von Kontrolle nicht mehr da ist. Wenn man das Gefühl hat, dass etwas nicht funktioniert. Der Aufschlag kommt nicht wie er soll. Die Bewegungen sind zu steif. Der Sportler bewertet. Überlegt. Denkt.

    Was das Denken über das Denken denkt

    Man könnte jetzt denken, dass Denken das Problem ist – und wir nehmen uns einen Moment Zeit, um die Kuriosität des Satzes zu betrachten. Und nein, das Problem ist nicht das Denken allein. Es ist die Verbindung zwischen dem Denken und dem Körper, das zur plötzlichen Unfähigkeit führt. Das Drama beginnt, wenn das Denken nicht mehr den trainierten Abläufen des Körpers und des Unterbewusstseins vertraut.

    Das Eingreifen des Denkens in bewährte Bewegungsmuster und antrainierte Reflexe kann zu einer Unfähigkeit führen, die schwer nachzuvollziehen ist. Ganz wichtig – nicht das Denken per se ist schädlich. Schädlich ist das Eingreifen des Denkens in etablierte Gewohnheiten und Routinen im laufenden Gefecht.

    Es sagt sich natürlich leicht. Wie kann man die Ruhe bewahren und unter Druck die beste Leistung abzurufen? Nehme Kontakt auf und erfahre, was die Besten tun, um der Paralyse zu entgehen.

  • Unerwartet glücklich – Psychologie des Glücks

    Unerwartet glücklich – Psychologie des Glücks

    „Zu wissen, was Du willst, anstatt unterwürfig zu allem Ja und Amen zu sagen, von dem dir die Welt vorschreibt, dass du es wollen sollst, bedeutet, dass du deine Seele lebendig gehalten hast.“
    ―Robert Louis Stevenson (Quelle)

     Sebastian Pichler

    Was macht dich glücklich? Hast du schon mal die Erfahrung gemacht, dass einige Dinge dich nicht so glücklich machen, wie du es erwartet hättest? Das Auto, an das du dich sehr schnell gewöhnt hast? Dein Haus, das für dich mittlerweile selbstverständlich ist?

    Sportliche und berufliche Leistungen, die schneller vergessen sind, als es zu erwarten war? Und vielleicht erinnerst du dich auch an gefürchtete Momente, die im Nachhinein gar nicht so schlimm waren? Im folgenden Beitrag möchte ich mit dir teilen, warum wir das Glück nicht immer dort finden, wo wir es erwarten.

    WEGE ZUM GLÜCK

    Jeder von uns strebt nach Glück auf seine eigene Art und Weise. Wie versuchst du zum Glück zu gelangen? Vielleicht möchtest du dir jetzt ein paar Sekunden Zeit nehmen, um darüber nachzudenken. Denn viele Entscheidungen die wir in unserem Leben treffen, werden auch durch unser Streben nach Glück mitbestimmt.

    Möchte ich ein Jurist, Mauerer, Künstler oder Sportler werden? Wird mich der Beruf auf Dauer erfüllen und glücklich machen können?  Mit welchem Partner möchte ich zusammen sein, welcher Partner kann mich glücklich machen? Was muss ich noch ausprobieren, damit ich am Ende des Lebens glücklich bin? Welche Art von Urlaub macht mich glücklich?

    BLICK IN DIE ZUKUNFT

    Natürlich können wir nicht mit Sicherheit wissen, was die beste Entscheidung wäre, aber wir probieren es vorherzusagen. Vor jeder Entscheidung versuchen wir zu erraten, wie wir uns fühlen werden, wenn wir eine Entscheidung treffen. Das passiert ganz automatisch, ohne dass wir uns darüber Gedanken machen müssen.

    Ein paar Beispiele: Wie werde ich mich fühlen, wenn ich im Lotto gewinne? Wie werde ich mich fühlen, wenn ich erfahre, dass mein Partner mich betrügt? Wie werde ich mich fühlen, wenn ich ein Eis esse? Das Gefühl kommt blitzschnell – ein Lottogewinn wäre großartig, das Betrügen des Partners würde einen niederschlagen und das Eis wäre super.

    So können wir unsere Reaktion auf Dinge antizipieren, die wir vielleicht noch nicht einmal erlebt haben: Wie würdest du dich fühlen, wenn du unbekleidet durch eine Einkaufspassage laufen müsstest? Diesen Prozess bezeichnen wir als emotionale Vorhersage | affective forecasting (Wilson & Gilbert, 2003).

    Innerlich fragen wir uns meist: Wie werde ich mich fühlen, wenn ich das mache?

    KEIN PERFEKTES SYSTEM

    Zuerst die gute Nachricht. Wir sind gut darin, zu unterscheiden, ob unsere Entscheidungen zu angenehmen oder unangenehmen Gefühlen führen werden. Wir können also problemlos vorhersagen, ob ein Lottogewinn angenehm und ob ein Jobverlust unangenehm ist.

    Jetzt kommt die schlechte Nachricht. Unsere Vorhersagen zur Stärke (wie stark wird das Gefühl sein) und Dauer (wie lang wird das Gefühl andauern) unserer Gefühle ist nicht besonders gut. Mit anderen Worten, wir schätzen zwar richtig ein, dass ein Lottogewinn sich toll anfühlt, überschätzen dabei aber, wie intensiv das Gefühl sein wird – das Gefühl wird nicht so stark sein, wie wir es vermuten.

    Zusätzlich überschätzen wir, wie lange das Gefühl andauern wird – das Gefühl wird ziemlich schnell wieder abklingen (Wilson & Gilbert, 2003).

    UNTERSCHÄTZTE STÄRKE

    Was ist, wenn wir diese Frage Menschen stellen, die ihre Beine verloren oder eine positive HIV Diagnose bekommen haben? Schwer zu glauben, aber auch in diesen Fällen ist das Muster identisch.

    Kurz nach der Diagnose sind die Menschen mit schweren Krankheiten untröstlich und können sich nicht vorstellen, dass sie ihr Leben jemals wieder werden genießen können. Doch auch bei ihnen normalisiert sich der Zustand im Laufe der Zeit und auch sie werden wieder glücklicher.

    Und das betrifft nicht nur Krankheiten: auch sportliche Niederlagen sind schneller aus der Welt, als Sportler das ahnen; über persönliche Beleidigungen wächst wieder neues Gras und die Sicht auf unerwartete Schwangerschaften ändert sich zum Positiven (Wilson, Wheatley, Meyers, Gilbert, & Axsom, 2000).


    Wir sind stärker als wir glauben. Jeder von uns ist in der Lage, Krisen zu meistern.

    PSYCHO – IMMUNSYSTEM

    Sehen wir uns kurz an, warum das so ist. Wir haben ein psychologisches Immunsystem, das dafür sorgt, dass die Intensität unserer Gefühle gesenkt wird. Das erklärt beispielsweise warum Liebesgefühle im Laufe einer Beziehung an Intensität verlieren und nach einer Zeit nicht mehr so intensiv sind.

    Diese Prozesse laufen unbewusst ab und tragen dazu bei, dass Erlebtes für uns leicht verdaulich wird. Tolle Ereignisse verlieren für uns schneller an Bedeutung, als wir glauben.

    Das Schöne daran ist, dass auch schlimme Ereignisse für uns schneller an Bedeutung verlieren, als wir glauben. Die Dinge sind selten so angenehm oder so unangenehm wie wir uns das vorher ausmalen.

     BEWUSSTER ENTSCHEIDEN

    Wir haben gesehen, dass unsere Vorstellung von Glück nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen muss. Die Mechanismen, die dafür verantwortlich sind, lassen sich nicht abschaffen, denn sie sind ein Teil von uns und dienen unserem Schutz.

    Dieses Wissen können wir aber nutzen, um weisere Entscheidungen zu treffen. Wird mich das große, teure Haus wirklich glücklicher machen als eine kleine, bezahlbare Wohnung? Wird mich mein eigenes Auto wirklich glücklicher machen als die Nutzung eines Carsharing Portals?

    Ist die Reise nach Indien wirklich notwendig, um mich glücklich zu machen? Wird mich die schlankere Taille wirklich wesentlich glücklicher machen, als ich es jetzt schon bin? Welche kleinen Dinge können mich vielleicht glücklicher machen, als ich bisher gedacht hatte? Und zum Schluss gibt es noch einige bewährte Anregungen aus der Glücksforschung.

     

    ERLEBE ODER KAUFE ERFAHRUNGEN, STATT OBJEKTE

    Dinge und Objekte werden dich langfristig nicht glücklich machen
    (Dunn, Gibert & Wilson, 2011)



     

    HILF ANDEREN UND SCHENKE MEHR

    Wenn wir mit anderen sind oder ihnen helfen, dann macht uns das glücklicher
    (Dunn, Gibert & Wilson, 2011)



     

    ERLEBE VIELE KLEINE DINGE

    Viele kleine Käufe und Erfahrungen machen uns glücklicher, alleine schon deshalb, weil wir sie häufiger machen können (Dunn, Gibert & Wilson, 2011)



    QUELLEN

    Dunn, E. W., Gilbert, D. T., & Wilson, T. D. (2011). If money doesn’t make you happy, then you probably aren’t spending it right. Journal of Consumer Psychology, 21(2), 115-125.

    Wilson, T. D., & Gilbert, D. T. (2003). Affective forecasting. Advances in Experimental Social Psychology, 35 (35), 345-411.

    Wilson, T. D., Wheatley, T., Meyers, J. M., Gilbert, D. T., & Axsom, D. (2000). Focalism: a source of durability bias in affective forecasting. Journal of Personality and Social Psychology, 78 (5), 821.

    Lust auf mehr?

    Alles eine Frage der Balance

  • Vorteile kleiner Teams – Flink und disruptiv

    Vorteile kleiner Teams – Flink und disruptiv

     Dylan Gillis

    Teams sind schon immer wichtig gewesen, um große Projekte zu realisieren. Gemeinsam lassen sich mathematische, sprachliche oder körperliche Herausforderungen meist schneller lösen. Nur durch eine koordinierte Teamarbeit konnten Pyramiden, Tunnel und Autobahnen entstehen.

    Teamwork schafft Fortschritt

    Eine einzelne Person zieht im Wettbewerb mit einem Team meist den Kürzeren (Qin, Johnson & Johnson, 1995). Und einige Dinge kann man alleine überhaupt nicht bewältigen. Wir Menschen sind Problemlöser – nach neuen Lösungen für alte Probleme zu suchen, ist unsere Spezialität.

    Besonders effektiv sind wir dabei in Teams mit einem gemeinsamen Ziel. Allerdings bringt die Variation des Ziels und der Gruppengröße unterschiedliche Ergebnisse.


    Teams können Dinge erschaffen, die zunächst unmöglich erscheinen

    Wer also nach einer kreativen oder innovativen Lösung für ein Problem sucht, könnte von einem kleinen Team profitieren. Die Studie von Wu, Wang und Evans (2019), die im renommierten Journal Nature veröffentlicht wurde, zeigte nämlich, dass kleinere Teams deutlich innovativer waren, als große Teams.

    Klein und meistens disruptiv

    Der Mehrwert der Studie ist nicht zu unterschätzen, denn in die Analyse der Forscher flossen 65 Millionen Studien, Produkte und Patente von 60 Jahren mit ein. Kleine Teams hatten kein Problem damit, bestehende Trends über Bord zu werfen (disruptive Teams von ca. 1 – 5 Mitgliedern) und waren vermutlich deshalb innovativer als große Teams.

    Großen Gruppen wird dagegen nachgesagt, dass sie weniger Ideen generieren, externe Ansichten seltener berücksichtigen, eigene Sichtweisen neutralisieren und dadurch eher langsam vorankommen (Wu, Wang & Evans, 2019).

    Die Suche nach einer innovativen und disruptiven Lösung für ein Problem könnte insbesondere dann erfolgreich sein, wenn die Anzahl der Teammitglieder überschaubar ist (2-5). Zur Ausarbeitung und Entwicklung bereits bestehender Ideen bieten sich dagegen größere Teams an, die auf viele Ressourcen zurückgreifen können.

    QUELLEN

    Qin, Z., Johnson, D. W., & Johnson, R. T. (1995). Cooperative versus competitive efforts and problem solving. Review of educational Research, 65(2), 129-143.

    Wu, L., Wang, D., & Evans, J. A. (2019). Large teams develop and small teams disrupt science and technology. Nature, 566(7744), 378.

  • Erfolg durch Selbstdisziplin im Sport

    Erfolg durch Selbstdisziplin im Sport

    Victor Freitas

    Disziplin schafft Leistung

    Im letzten Beitrag haben wir festgestellt, dass Erfolg in der Schule und im Studium wesentlich von Selbstdisziplin mitbestimmt werden. Es zeigt sich auch, dass disziplinierte Menschen im Schnitt ein längeres und gesünderes Leben vor sich haben.

    Im Gegensatz dazu kann ein Leben ohne Selbstdisziplin eine Reihe von Problemen mitbringen. Gestörtes Essverhalten, Alkoholsucht oder Neigung zu Drogen, Aggression und Kriminalität, Rauchen oder ungeschützter Sex. Man könnte auch sagen, dass Selbstdisziplin eine Fähigkeit ist, die uns vor dem Kontrollverlust schützt.

    https://thepsychologist.de/erfolg-durch-selbstdisziplin-teil-1

    Selbstdisziplin als Kampf

    Schlagen wir nun eine Brücke zum Sport. Es ist 17 Uhr abends und du stehst vor einer Entscheidung, zum Training gehen oder nicht gehen? Dein Gewissen spricht dafür, aber du bist müde und lustlos. Es fühlt sich so an, als würdest du gegen dich selbst kämpfen. Wie entscheidest du dich?

    Täglich bestreiten wir solche Kämpfe gegen uns selbst. Es betrifft wie viel wir essen, wie viel wir uns bewegen, wie wir mit anderen Menschen umgehen, wie wir Geld handhaben, wie diszipliniert wir im Straßenverkehr sind und wie wir unsere Zukunft planen.

    Der Ausgang dieser Kämpfe entscheidet mit, wie sich unser Leben entfaltet und was wir aus uns machen. Wir sprechen von Selbstdisziplin und meinen damit die Fähigkeit, uns selbst zu steuern.


    Selbstdisziplin kann uns vor uns selbst schützen. Im Sport ist diese Fähigkeit fundamental.

    Kontrollverlust

    Zwei Boxer stehen sich gegenüber. Auf dem Spiel steht der Weltmeistertitel. In der dritten Runde beißt Mike Tyson in das Ohr seines Gegners. Der Kampf wird beendet, der Weltmeistertitel bleibt bei seinem Gegner. Mike Tyson wird seine Boxlizenz aberkannt. Finde den Fehler.

    Disziplinierte Sportler = erfolgreiche Sportler?

    Welche Bedeutung nimmt Selbstdisziplin im Sport ein? Sind erfolgreiche Sportler disziplinierter als weniger erfolgreiche? Können wir mit einer kurzen Befragung feststellen, wer besonders viel Selbstdisziplin besitzt und damit auch die sportliche Leistung vorhersagen und damit Talente entdecken?

    Toering, Elferink-Gemser, Jordet und Visscher (2009) versuchten diese Frage zu klären und befragten junge Fußballspieler (Profis und Amateure) nach den einzelnen Facetten von Selbstdisziplin, darunter Selbstreflexion und Planungsfähigkeit. Die Profis hielten sich im Durchschnitt für reflektierter als die Amateurspieler.

    Selbstreflexion definierten die Forscher als eine Fähigkeit, vergangene Erfahrungen zu reflektieren, daraus zu lernen, um das nächste Mal besser zu sein. Reflexionsfähigkeit könnte also eine Komponente sein, die zwischen den guten und den besten Athleten unterscheidet, so die Forscher.

    Experten reflektieren

    Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch Jonker, Elferink-Gemser und Visscher (2010). Auch sie befragten Profi- und Amateursportler und folgerten aus ihren Ergebnissen, dass die Reflexionsfähigkeit mit dem Expertenstatus korreliert.

    Mit anderen Worten, je reflektierter ein Sportler ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass er|sie sich zu einem Experten entwickelt. Das klingt plausibel, denn wer sich regelmäßig reflektiert, könnte regelmäßige Anpassungen vornehmen und gibt sich damit die Chance, besser zu werden. 

    Sieht man bei den Schwimmern nach, dann zeigt sich auch dort die Tendenz zur aktiven Selbststeuerung von Profis. Anshel und Porter (1996) verglichen professionelle jugendliche Schwimmer mit gleichaltrigen Jugendlichen.

    Auch sie haben erwartet, dass die beiden Gruppen sich in ihrer Selbstdisziplin unterscheiden. Nach der Auswertung ihrer Befragungen stellte sich heraus, dass professionelle Schwimmer sich mehr Gedanken über die Selbststeuerung machten, während und nach einem Wettbewerb.

    Amateure machen sich offenbar weniger Gedanken und steuern sich weniger bewusst als erfahrene Athleten. Wir könnten annehmen, dass eine Vielzahl an Erfahrungen den Profis die Möglichkeit bietet, sich im Training und Wettbewerben besser kennenzulernen und die Fähigkeit zu erwerben, sich selbst zu steuern und zu reflektieren.

    Auch die Arbeit von Berliner (1994) geht auf Fähigkeiten von Experten ein und betont das feinere Gespür für die Feinheiten von Herausforderungen. Experten sind flexibler in ihrer Planung und sie reflektieren mehr als Amateure, wenn es um Lernen und Lernprozesse geht.

    Halten wir nun ein paar Dinge fest, die wir bisher gelernt haben – Selbstdisziplin besteht aus mehreren Facetten wie Planungsfähigkeit, Selbstreflektion, Fähigkeit sich selbst zu steuern und noch weitere. Dabei könnte insbesondere die Selbstreflektion ein Indikator für sportlichen Erfolg sein.


    Selbstreflektion ist eine Facette von Selbstdisziplin.

    Lässt sich Selbstdisziplin trainieren?

    Einige Forscher vertreten die Ansicht, dass Selbstdisziplin eine stabile Eigenschaft unserer Persönlichkeit ist, die uns unser Leben lang begleitet. Sie ist zu einem bestimmten Teil von unseren Eltern und Vorfahren vererbt (Hagger, 2014). Diejenigen, die sich mit Psychologie der Persönlichkeit beschäftigt haben, wissen dass eine Änderung einzelner Persönlichkeitseigenschaften meist nur in geringem Maße möglich ist.

    Im Fall von Selbstdisziplin ist eine Steigerung durch Training aber möglich und wurde durch Baumeister et al. (2006) gezeigt. In ihrer Studie machten die Teilnehmer an einem Sportprogramm von zwei Monaten mit. Durch regelmäßigen Sport trainierten sie nicht nur ihre Muskeln und Kondition, sondern auch ihre Selbstdisziplin.

    Wieso? Durch die wiederholte Überwindung kräftigten sie ihre Selbstdisziplin wie einen Muskel. Durch die wiederholte Nutzung ihrer bisher unterentwickelten Selbstdisziplin konnten sie die Stärke ihrer Selbstdisziplin steigern. Gute Nachrichten, oder?

    Ein bestimmtes wissenschaftliches Programm muss man dafür nicht durchlaufen. Es reicht schon, sich selbst regelmäßig zu Aktivitäten zu überwinden. Klein anfangen und Stück für Stück steigern. Wenn es leicht klingt, dann täuscht der Eindruck. Leicht fällt nur das Reden danach.

    Quellen

    Anshel, M. H., & Porter, A. (1996). Self-regulatory characteristics of competitive swimmers as a function of skill level and gender. Journal of Sport Behavior, 19(2), 91.

    Baumeister, R. F., Gailliot, M., DeWall, C. N., & Oaten, M. (2006). Self‐regulation and personality: How interventions increase regulatory success, and how depletion moderates the effects of traits on behavior. Journal of personality, 74(6), 1773-1802.

    Berliner, D. C. (1994). Expertise: The wonders of exemplary performance. In John N. Mangieri and Cathy Collins Block (Eds.), Creating powerful thinking in teachers and students (pp. 141-186). Ft. Worth, TX: Holt, Rinehart and Winston.

    Hagger, M. S. (2014). The multiple pathways by which trait self-control predicts health behavior. Annals of Behavioral Medicine, 48(2), 282-283.

    Jonker, L., Elferink-Gemser, M. T., & Visscher, C. (2010). Differences in self-regulatory skills among talented athletes: The significance of competitive level and type of sport. Journal of Sports Sciences, 28(8), 901-908.

    Toering, T. T., Elferink-Gemser, M. T., Jordet, G., & Visscher, C. (2009). Self-regulation and performance level of elite and non-elite youth soccer players. Journal of sports sciences, 27(14), 1509-1517.