Kategorie: Sportpsychologie

Themen, die psychologische Prozesse und dessen Auswirkungen im Sport betreffen. Mentale Gesundheit, Techniken der Leistungssteigerung, Methoden der Motivation und Kommunikation, Überwindung psychologischer Krisen, Prozesse in Teams und Gruppen.

  • Routinen und Gewohnheiten im Sport

    Routinen und Gewohnheiten im Sport

    Kannst du dir vorstellen, in einer Welt zu leben, in der kein Lernen notwendig ist? Wenn du und alle anderen ein fotografisches Gedächtnis hätten und alles sofort merken würden. Wenn du Bewegungsabläufe nach einmaliger Wiederholung perfekt ausführen könntest.

    Kannst du dir vorstellen, wie Sport aussehen würde, wenn unser Wissen und unser Können keinen Zufall mehr beinhalten würde? Wäre es überhaupt noch Sport und wäre es interessant anzusehen? Man kann es nicht genau sagen, aber es könnte ungefähr so aussehen…folge dem Link, um ein spannendes Robotermatch zu sehen (zum Youtube-Video).

    Zuverlässig wie Roboter

    Nun, wir sind in unseren Bewegungen nicht so konsistent und zuverlässig wie Roboter, obwohl wir versuchen es in allen Sporarten zu sein. Wir möchten zwar nicht wie Roboter sein, aber wir streben danach, unsere Bewegungen zu standardisieren und zu automatisieren.

    Dafür trainieren wir die gleichen Bewegungen, um der Perfektion näher zu kommen. Willkommen in der Welt der Routinen! Als Routine bezeichnen wir eine „Handlung, die durch mehrfaches Wiederholen zur Gewohnheit wird“. Lass uns mal darüber nachdenken, was man im Alltag routiniert ausführt:

    Morgens den Wecker ausmachen

    Licht einschalten

    Zähneputzen (der Klassiker)

    Kaffeemaschine einschalten

    Brot mit Butter bestreichen

    Socken anziehen

    Schnürsenkel binden

    Tür abschließen

    Fahrradfahren

    Autofahren

    Freiheit durch das prozedurale Gedächtnis

    Wir sind noch lange nicht fertig – die Liste könnte noch deutlich länger werden. In unserem Alltag gibt es sehr viele Routinen, die keine Überlegung erfordern. Du bindest dir die Schuhe und kannst währenddessen nachdenken, welchen Weg du zur Arbeit nimmst. Die automatische Ausführung von Bewegungen wird durch das prozedurale Gedächtnis unseres Gehirns gesteuert.

    Dieser Teil unseres Gedächtnisses ermöglicht uns, komplexe Bewegungen ohne Nachdenken auszuführen und unsere „gedankliche Freheit“ zu bewahren. Das trifft natürlich auch auf Sport zu – wir führen komplexe Bewegungsabläufe aus, häufig ohne darüber nachdenken zu müssen, wie wir es tun.

    Übung – Persönliche Routinen

    Wenn du aus diesem Beitrag etwas mitnehmen möchtest, dann besorge dir jetzt einen Stift und ein Blatt Papier. Schreibe alle Routinen auf, die du in deinem Sport ausführst. Also welche Bewegungen und Handlungen „passieren automatisch“, ohne dass du eine bewusste Entscheidung treffen musst, diese Bewegung auszuführen?

    Erstelle diese Liste jetzt. Geize bitte nicht mit Details – notiere dir alles, was in den Sinn kommt.

    Mit dieser Übung erlangst du ein Stück Bewusstsein über deine automatisierten Bewegungen im Sport. Mache nicht den Fehler zu glauben, dass du das im Training machen oder dass du dir später die Zeit dafür nehmen wirst. Das wird wahrscheinlich nicht passieren.

    Wenn du dich verbessern willst, dann tue es jetzt und schiebe es nicht auf. Sehr häufig erlebe ich, dass während eines Spiels versucht wird, die eigenen Fehler zu korrigieren. Manchmal kann es gelingen und unter bestimmten Umständen kann es sinnvoll sein, aber in der Regel ist die Fehlerkorrektur während des Spiels nicht hilfreich.

    *Anmerkung – eine leichte Anpassung und Korrektur unserer Bewegungen ist natürlich sinnvoll und logisch, aber eben nicht eine tiefgreifende Analyse oder Auseinandersetzung mit dem „WARUM funktioniert das nicht“ und dem „WAS mache ich falsch“.

    In einem Spiel müssen wir uns auf die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse verlassen können. Die Zeit, um nachzudenken und Fehler zu korrigieren, ist nicht während des Spiels, sondern jetzt oder eben vor dem Training.

    Fehlerkorrektur

    Ich skizziere kurz das Problem, warum eine tiefgreifende Fehlerkorrektur während eines Spiels selten sinnvoll ist. Während des Trainings oder wenn alles gut läuft, dann verlässt du dich auf deine Fähigkeiten und hinterfragst nicht deine Technik. Du fliegst also hauptsächlich auf Autopilot und steuerst nur einige Bewegungen und Impulse mit deinem Bewusstsein (der linke Balken unten in der Grafik).

    Wenn du dann auf einmal versuchst, Probleme zu lösen und andere Dinge in die eigene Hand zu nehmen, vor allem in stressreichen und anspruchsvollen Situationen, wie im Wettkampf, wirfst du dich selbst aus der Balance. Wenn du also einen passenden Zeitpunkt suchst, um etwas zu verändern oder zu überdenken, dann ist es jetzt oder z.B. vor dem Training.

    Wenn’s schlecht läuft, dann haben die meisten Sportler die Tendenz zum Grübeln und Nachdenken. Dadurch wird das Bewusstsein stärker als gewöhnlich beansprucht und das kann zur Verschlechterung der Leistung beitragen.

    Wenn du nun deine Routinen aufgeschrieben und dir einen Überblick verschafft hast, dann kannst du an die Modifizierung der Routinen gehen. Welche Bewegungen und Handlungsmuster sind leistungsförderlich und welche hinderlich? Ein paar Beispiele:

    Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass es leicht ist, denn es ist nicht leicht. Dafür brauchst du zum einen das Wissen, was für deine Leistung „förderlich“ und was „hinderlich“ ist. Und zum anderen die Zeit und den Willen, es umzusetzen. Welche Bewegungen und Handlungen sind für deine Leistung förderlich und welche sind hinderlich? Einen guten Hinweis für hinderliche und suboptimale Routinen liefert die Frage: Welche Bewegungen bereust du häufig, nachdem du sie ausgeführt hast?

    Routine als mentale Vorbereitung

    Es ist üblich, dass sich Bewegungen einschleifen, nicht weil sie sinnvoll oder erfolgsversprechend sind, sondern weil sie einfach oft genug wiederholt werden, ohne dass sie vom Trainer oder von dir korrigiert werden. Du kannst deine sportliche Leistung verbessern oder zumindest konstant halten, indem du ungeeignete Routinen modifizierst und neue Routinen bewusst erstellst oder ersetzst.

    Nehmen wir ein prominentes Beispiel. Die Eishockeykenner werden den Spieler Wayne Gretzky sehr gut kennen, der zu den besten Eishockeyspieler aller Zeiten gehört. Seine Routine vor den Spielen bestand darin, vier Hot-Dogs mit Zwiebeln und Senf zu essen und das ganze mit einer Diät-Cola runterzuspülen. Es ist eigenartig das von einem Spieler zu erfahren, der bekanntermaßen viel Wert auf eine ausgewogene Diät und Ernährung gelegt hatte (zum Artikel).

    In diesem Videointerview erzählt er ebenfalls davon, dass er nicht nur die physische, sondern auch die mentale Vorbereitung für sehr wichtig hält. Sehr viel Wert legte er deshalb auf die Ausführung seiner Routinen.

    Und welche Routinen hast du?

    Routinen erleichtern uns den Umgang mit komplexen Situationen und sind für unseren Erfolg entscheidend. Doch nicht alle unsere Routinen sind hilfreich und erfordern unsere Aufmerksamkeit. Kennst du dich nach diesem Beitrag besser mit deinen Routinen aus?

  • Fehleranalyse – Umgang mit Fehlern im Sport

    Fehleranalyse – Umgang mit Fehlern im Sport

     Debora Cardenas

    Als Menschen und Sportler sind wir gezwungen mit Rückschlägen, Fehlern und Niederlagen umzugehen. Je nach Sportart müssen Entscheidungen im Sekundentakt getroffen werden. Diese Vielzahl an Entscheidungen bietet reichlich Gelegenheit, um Punkte, aber auch um Fehler zu machen. Gehe kurz in dich, denke bitte an deine letzten Trainingseinheiten und erinnere dich an einen deiner Fehler.

    Wie hast du auf diesen Fehler reagiert? Hast du versucht dich vor anderen zu rechtfertigen? Warst du still? Hast du dich selbst bestraft oder belohnt? Warst du neutral? Beachte, dass wir nicht über den Fehler selbst sprechen, sondern über den Umgang mit dem Fehler. Damit kommen wir zur Übung. Lade dir dieses Formular herunter und fülle es entweder am PC oder drucke es aus.

    Übung – Umgang mit Fehlern (Download).

    Wir sollten danach streben, Fehler zu minimieren und Erfolge zu maximieren. Über den Umgang mit Fehlern und Niederlagen sollte man sich aber dennoch Gedanken machen – aber nicht unmittelbar nach einer Niederlage, sondern in entspannter und neutraler Umgebung. Verschiebe die Übung nicht auf später, mache sie jetzt.

    Einprogrammierte Fehler

    Wir bewundern die Zielgenauigkeit von Sportprofis wie z.B. Evandro (Beachvolleyball) oder David Beckham (Fußball), die einige Bewegungsmuster abspulen können, ohne an Präzision einzubüßen. Und doch sind Fehler ein unvermeidbarer Bestandteil unseres Körpers und Gehirns. 

    Um die Frage zu beantworten, warum es uns so schwer fällt, ziehen wir die neuropsychologische Forschung zur Rate. Faisal, Selen und Wolpert (2008) argumentieren beispielsweise, dass unser Nervensystem nicht dafür ausgelegt ist, komplexe Handlungen identisch zu wiederholen, weil die Weiterleitung von Nervenimpulsen durch ein Rauschen unterbrochen wird. Im wahrsten Sinne des Wortes sind Fehler vorprogrammiert.

    Deshalb ist das menschliche Verhalten nicht so konsistent, wie die Befehlsausführung bei Computern oder Maschinen. Der komplexe Vorgang beim Werfen eines Volleyballs oder Basketballs ist von Wurf zu Wurf nicht identisch, sondern unterliegt natürlichen Schwankungen. Diese Schwankungen tragen zu Fehlern bei und daran können wir nichts ändern. Woran wir allerdings etwas ändern können, ist der Umgang mit diesen Fehlern.

    Quelle

    Faisal, A. A., Selen, L. P., & Wolpert, D. M. (2008). Noise in the nervous system. Nature reviews neuroscience, 9(4), 292-303.

  • Konzentration trainieren

    Konzentration trainieren

    In diesem Beitrag erfährst du, wie du die eigene Konzentration trainieren kannst. In der Sportpsychologie gibt es dazu viele Techniken, wir probieren ein paar davon aus. Versuche zunächst die folgende Frage zu beantworten:

    Welche mentale Fähigkeit spielt im Eishockey die wichtigste Rolle?

    A – Verarbeitungsgeschwindigkeit – Kognitive Fähigkeit

    B – Konzentrationsfähigkeit

    C – Fähigkeit eigene Aufregung zu regulieren

    Antworten A B C sind alle korrekt. Alle sind wichtig und es ist meines Wissens bislang nicht möglich zu sagen, was wichtiger ist, weil alle Faktoren ihren Teil zur Leistung beitragen. Warum stelle ich dann die Frage, wenn es keine eindeutige Antwort gibt? Nun, es ist schon ein Erkenntnisgewinn darüber nachzudenken, welche mentalen Faktoren es überhaupt gibt. Wie gut kannst du dich konzentrieren? Und wie oft denkst du darüber nach, wie gut du dich konzentrieren kannst? Was könntest du tun, um deine Konzentrationsfähigkeit zu steigern?

    Übung 1

    Zähle lautlos bis 50. Achte bitte dabei, dass du die Zahlen innerlich aussprichst und den Abstand zwischen den Zahlen gleich hältst. Los!

    Wie war es? Leicht? Schwer? Normal? … Nimm dir bitte die Zeit und probiere die Übung wirklich aus. Jetzt machen wir die Übung etwas schwieriger, sodass du die Grenzen deiner Konzentrationsfähigkeit testen kannst.

    Übung 2

    Setze dir Kopfhörer auf oder mach deine Musikanlage an. Schalte dir ein beliebiges Lied ein. Zähle anschließend, während das Lied läuft, lautlos bis 50. Achte bitte dabei, dass du die Zahlen innerlich aussprichst und den Abstand zwischen den Zahlen gleich hältst.

    War der Unterschied zwischen den Übungen für dich bemerkbar? Ist es dir schwieriger gefallen, aufmerksam und konzentriert zu zählen, ohne dich ablenken zu lassen? Mit der letzten Übung hast du deine selektive Aufmerksamkeit getestet, also die Fähigkeit, bestimmte Stimuli zu ignorieren, um mit anderen Stimuli effektiv umzugehen. Bedenke, dass Lernfortschritte vor allem aus Situationen resultieren, in denen du über deine persönlichen Grenzen hinausgehst und Dinge trainierst, die dich fordern. Wenn die Übung für dich keine Herausforderung war, dann brauchst du andere, die dich stärker fordern.

    Lass uns nun die Konzentrationsfähigkeit aus einer anderen Perspektive betrachten, indem wir uns über eine Sportart unterhalten, die in Deutschland nicht weit verbreitet ist. Baseball. Ich gehe nicht auf die Regeln und Details der Sportart ein, nähere Informationen findest du unter diesem Link. Besonders spannend sind für uns die Duelle zwischen dem Pitcher (Werfer) und dem Batter (Schläger).

    Im Durchschnitt erreichen die Fastballs (Würfe) eines Pitchers 90 mp/h, also 145 km/h (Mehr über die Technik und Geschwindigkeit eines Fastballs). Auch ohne die Meinung eines Wissenschaftlers können wir nachvollziehen, dass solche Bälle verdammt schnell sind. Sieh dir das Video an, um einen kurzen Einblick in die Welt von Baseball zu erhalten und um zu sehen wie Pitches ausgeführt werden.

    https://www.youtube.com/watch?v=v5oDTxcex0k

    Eine kurze Ablenkung und man hat den Ball verpasst. Ein Moment der Unaufmerksamkeit und es ist bereits zu spät den Schläger zu bewegen. Wie schafft man es, solch schnellen Bälle zu sehen und auf sie zu reagieren? Mark Williams, der seit Jahrzehnten im Bereich der visuellen Wahrnehmung im Sport forscht, schrieb darüber in seinem Buch über exzellente Leistung im Baseball (Williams, Davids & Williams, 1999). Er folgerte, dass exzellente Leistung als Batter (Schläger), nur dann erreicht werden kann, wenn extensive Erfahrung und gute visuelle Fähigkeiten vorliegen.

    Es ist nicht allein die Reaktionsgeschwindigkeit, die darüber bestimmt, ob ein Batter gut ist, sondern es ist vielmehr die visuelle und mentale Fähigkeit die Laufbahn des Balles zu erkennen und zu rekonstruieren. Der Job des Batters besteht also nicht nur darin, den Schläger mit großer Kraft zu führen, sondern auch darin, sich zu konzentrieren und mental vorbereitet zu sein. Und genau die Fähigkeit der mentalen Bereitschaft und Konzentration trainieren wir mit den hier vorgestellten Übungen.

    Übung 3

    Du siehst ein Konzentrationsgitter. Wenn es für dich möglich ist, dann drucke dieses Gitter ein paar Mal aus. Wenn du es nicht ausdrucken kannst, dann machst du die Übung einfach am Monitor – es ist allerdings etwas schwieriger. Halte eine Stoppuhr bereit, um deine Zeit zu stoppen. Deine Aufgabe besteht darin, die Zahlen in aufsteigender Reihenfolge durchzustreichen oder auf dem Monitor zu finden (00, 01, 02, 03 etc.).

    Du kannst die Übung einige Tage nacheinander wiederholen. Deine Leistung sollte sich in den nächsten Tagen verbessern, nicht nur wegen deiner Konzentrationsfähigkeit, sondern auch deshalb, weil du dich an einige Zahlen erinnerst.

    Wie jede andere Fähigkeit lässt sich auch die Konzentrationsfähigkeit trainieren. Mit den drei Übungen wollte ich dir die Gelegenheit bieten, sich auszuprobieren und deine Konzentration zu testen.

    Quellen

    Williams, A. M., Davids, K., & Williams, J. G. P. (1999). Visual perception and action in sport. Taylor & Francis.https://de.wikipedia.org/wiki/Baseballhttps://de.wikipedia.org/wiki/Fastball

  • Coaching for Performance – Bewusstsein und Autonomie

    Coaching for Performance – Bewusstsein und Autonomie

     Nelka

    Coaching for Performance lautet der Titel des Buches von John Whitmore, das sich mit Bewusstsein und Autonomie im Sportkontext beschäftigt. Das ist keine wissenschaftliche Arbeit und er war auch kein Wissenschaftler. Er war die Schlüsselfigur im Coaching und prägte mit seinen Ideen und Büchern das Vorgehen der nachfolgenden Coaches im Business- und im Sportbereich.

    Norm des Sportsystems

    Im Sportkontext weist er daraufhin, dass Trainer die Athleten unterweisen und mit Informationen versorgen. Das ist so gewöhnlich, dass der Satz kurios erscheint. Natürlich unterweist der Trainer den Sportler. Denn man geht davon aus, dass der Trainer weiß was man braucht und was man tun soll. Er sagt es und man tut es. Das ist die Norm unseres Sportsystems. Das System ist gut, aber es könnte noch zusätzlich angereichert werden, mit zwei Prinzipien.

    1. Steigerung des Bewusstseins
    2. Steigerung der Autonomie der Athleten (Selbstbestimmung)

    Statt das Wissen sofort zur Verfügung zu stellen, könnte der Trainer zuerst das Bewusstsein dafür steigern. Wenn der Trainer mit einem Boxer an der Fußarbeit arbeiten möchte, dann könnte er ihn fragen, wie groß die Schritte beim Sparring ausfallen. „Wie viele Zentimeter ist dein Ausfallschritt mit dem rechten Bein? Und mit dem linken?“ Höchstwahrscheinlich kann der Boxer die Frage nicht sofort beantworten und muss seine Aufmerksamkeit auf die Fußarbeit richten.

    Selbstbestimmung gesteigert

    Voilá! Das Bewusstsein für die Fußarbeit wurde geweckt und zwar ohne eine direkte Anweisung „Achte auf deine Fußarbeit!“. Zusätzlich wurde die Selbstbestimmung teilweise in die Hände des Sportlers gelegt. Für eine Leistungssteigerung reicht es häufig nicht aus, zu wissen, was man tun sollte.

    Man weiß es, macht es aber trotzdem nicht oder macht es nicht ausreichend. Durch die systematische Steigerung des Bewusstseins und der Autonomie, schafft man eine solide Grundlage, um Leistung langfristig zu verbessern. Durch die Hinzunahme von Bewusstsein + Verantwortung, lässt sich die Leistung von Sportlern langfristig steigern.

    Quellen

    Whitmore, J. (2010). Coaching for performance: growing human potential and purpose: the principles and practice of coaching and leadership. Nicholas brealey publishing.

  • Psychologisches Momentum im Sport – Teil 1

    Psychologisches Momentum im Sport – Teil 1

     Christopher Burns

    Dem einen oder anderen wird das Wort Momentum bekannt vorkommen, bei der Definition würde man sich aber eher schwer tun. Um Momentum anhand eines Beispiels zu verdeutlichen, stellen wir uns einen Sportler vor, der an einem Tag zwei Wettkämpfe mit unterschiedlichen Gegnern hat. Nennen wir den Sportler Paul.

    Tag 1 – Wettkampf #1 mit Rudolf (verloren)

    Tag 2 – Wettkampf #2 mit Kai (?)

    Paul verliert den Wettkampf #1. Wirkt sich dieser Verlust auf den Wettkampf #2 aus?

    Ja oder Nein?

    Wenn du die Frage mit Nein beantwortest, dann stellt sich die Frage: Wieso nicht? Das erschütterte Selbstvertrauen von Paul könnte sich ja auf das nächste Spiel auswirken. Oder vielleicht hat er damit seine Chance auf den ersten Platz verspielt und strengt sich bei dem zweiten Spiel nicht mehr so viel an.

    Was ist mit dem Gegner – bekommt er vielleicht mehr Selbstvertrauen, weil er gesehen hat, dass Paul seinen ersten Wettkampf verloren hat? Bist du dir also sicher, dass das Ergebnis des ersten Wettkampfs sich nicht auf den zweiten Wettkampf auswirkt?

    Hätte, wäre, würde, könnte… Natürlich wissen wir nicht, was passieren würde, aber eins steht fest. Mehrere Faktoren sind hier im Spiel und eine einfache Antwort wird uns hier nicht weiterhelfen. Und da wären wir – mitten in der Diskussion rund um das Thema Momentum.

    Die Wissenschaftler Iso-Ahola und Mobily (1980) definieren psychologisches Momentum als eine hinzu gewonnene psychologische Kraft, ausgelöst durch Erfolg, die das Verhalten beeinflusst und mit erfolgreicher Leistung einhergeht. Nehmen wir zusätzlich auch eine Kernfrage, die wir beantwortet haben wollen: Hat es im Sport eine Auswirkung, wenn man mehrere Punkte nacheinander macht? Oder mehrere Punkte nacheinander nicht macht? Führt Erfolg zu mehr Erfolg?

    Die Frage klingt vielleicht unwichtig. Oder fast schon langweilig. Wenn wir uns aber ein paar Beispiele vor Augen halten, dann merken wir schnell, dass das Thema im Sport allgegenwärtig ist, insbesondere in Momenten, wo auf den Spielern sehr viel Druck lastet. Um dir ein echtes Beispiel für Momentums zu geben, schaue dir z.B. das folgende Video ab der Minute 4:50 an:


    Fußball:

    Wenn der Torwart einen Ball hält, hat das eine Auswirkung auf die Abwehr der anderen Schüsse? Steigert das die Wahrscheinlichkeit, dass er einen anderen Ball hält?


    Oder sieh dir das Basketballvideo der letzten Minuten der NBA-Finals von 2013 an:

    Für Miami Heat scheint es in den letzten Minuten besser zu laufen, als für die San Antonio Spurs. Hat das mit Momentum zu tun? Oder hat einfach der Stärkere gewonnen?

    Für die Tennisfans gibts das Match von Federer gegen Murray – die ersten 2 Minuten reichen schon aus, um einen Vorgeschmack zu bekommen.


    Die ersten drei Punkte macht Federer und scheint Momentum zu haben, obwohl Murray den Aufschlag hat. Ist es tatsächlich Momentum? Zufall? Können?


    Wir verlassen nun den Bereich der Spekulationen und theoretischen Überlegungen und kommen zu experimentellen Untersuchungen. Eine der bekanntesten Arbeiten in diesem Bereich ist die von Gilovich, Vallone und Tversky (1985). Die Forscher untersuchten das psychologische Momentum im Basketball, was auch als Hot-Hand Phänomen bezeichnet wird. Unter diesem Link finden interessierte Leser die Original PDF-Datei der Studie, die frei zugänglich ist (Link). Nehmen wir nochmal unsere Kernfrage und wandeln diese etwas um, sodass sie speziell auf Basketball zutrifft. Hat es im Basketball eine Auswirkung, wenn der Spieler mehrere Punkte nacheinander trifft? Trifft er dann anschließend noch mehr? Also erhöht sich die Wahrscheinlichkeit eines Treffers nach einem vorherigen Treffer? Wird der Spieler sozusagen heiß?

    Von insgesamt 50 befragten Basketballspielern, glaubten 46, dass Hot-Hand / Momentum existiert. Im Widerspruch zu diesem Glauben stehen allerdings die Befunde statistischer Analysen der Forscher, die zeigten, dass sich nach einem erfolgreichen Wurf die Wahrscheinlichkeit nicht erhöht, auch den nächsten Wurf zu versenken. Die Forscher bezeichneten Momentum bzw. Hot-Hand als eine kognitive Verzerrung. Damit unterstellten Gilovich et al. (1985) den Fans, Spielern und Trainern die Unfähigkeit, zufällige Ereignisse als zufällig wahrzunehmen. Unterliegen Sportzuschauer und Spieler tatsächlich einer kognitiven Verzerrung? Oder hat Momentum tatsächlich Auswirkungen auf sportliche Leistung?

    Mehr dazu im nächsten Beitrag…

    Quellen

    Gilovich, T., Vallone, R., & Tversky, A. (1985). The hot hand in basketball: On the misperception of random sequences. Cognitive psychology, 17(3), 295–314.

    Iso-Ahola, S. E., & Mobily, K. E. (1980). “ Psychological momentum“: A phenomenon and an empirical (unobtrusive) validation of its influence in a competitive sport tournament. Psychological Reports, 46(2), 391–401.

    https://thepsychologist.de/psychologisches-momentum

  • Michael Jordan – Vom Siegen und Scheitern einer Sportlegende

    Michael Jordan – Vom Siegen und Scheitern einer Sportlegende

    Dank für das Foto geht an Howard Chai


    Wie trainiert eine Sportlegende wie Michael Jordan? Was treibt ihn an? Was denkt er während des Trainings und was fühlt er danach? Können alle Ziele erreicht werden oder gibt es Grenzen, die nicht überwunden werden können? Mehr dazu von Michael Jordan.

    (mehr …)

  • Grit – Bist du zufrieden, unzufrieden zu sein?

    Grit – Bist du zufrieden, unzufrieden zu sein?

     dylan nolte

    Die Frage, welche Rolle Talent im Sport spielt, ist wahrscheinlich so alt wie der Sport selbst – sehr sehr alt. Und da finden wir ein breites Spektrum an Meinungen, Ansichten, Überzeugungen und Forschungsarbeiten. Wer wird langfristig erfolgreicher? – Ein talentierter oder ein untalentierter Sportler? Die Antwort auf die Frage scheint klar zu sein und doch ist sie es nicht.

    „Nothing is more common than unsuccessful men with talent.“ Calvin Coolidge

    „Nichts ist gewöhnlicher, als talentierte Männer ohne Erfolg.“

    Bedeutet so viel wie: Talent ist keine Garantie für Erfolg. Großartiger Spruch, der den untalentiertesten von uns doch sehr schmeichelt. Zu diesem Thema gibt es viel Forschung, Literatur, Meinungen etc. Es wäre ganz fabelhaft, wenn man all das in einem Beitrag zusammenfassen könnte. Ich beschränke mich allerdings auf die aktuelle Arbeit von Angela Duckworth (2017), die uns eine interessante Perspektive auf sportliche Spitzenleistung werfen lässt.

    Grit – Durchhaltevermögen

    Das Buch heißt „Grit“ und bedeutet so viel wie Biss oder Durchhaltevermögen (Zu einem besseren Lesefluss verwende ich ab jetzt nur noch das Wort Biss oder bissig). Wie wichtig ist Biss im Sport oder im Leben allgemein? Offensichtlich wichtig, denn sonst hätte Angela kein Buch darüber geschrieben. Alles fängt mit einem Beispiel aus einer elitären Militärakademie an – Westpoint.

    Rigoroser Trainingsplan, gnadenlose Ausbilder, atemlos durch den Tag – so könnte man das Ausbildungsprogramm in Westpoint beschreiben. Die Ausfallzahlen sind sehr hoch, mit anderen Worten, viele fangen an und die meisten geben auf. Wäre es nicht super, wenn man vorhersagen könnte, wer weiterkommt und wer aufgibt? Wie unterscheiden sich Leute die aufgeben von denen die weitermachen?

    Liegt der Unterschied in der Intelligenz – nope. In Schulnoten – nope. Körpergröße – nope. Politische Einstellung – nein. Jetzt muss man wahrlich kein Genie sein, um auf die Lösung zu kommen. Biss, also Grit ist eine mögliche Antwort. Die Einstellung „Gib niemals auf“ macht einen bedeutenden Unterschied. Diese Einstellung ist natürlich nicht das einzige was zählt, aber es hat einen deutlichen Einfluss, der es wert ist, erwähnt zu werden.

    „Ich gebe nicht auf!“

    Was hat das mit Sport zu tun? Nun, ganz viel. Großartigen Sportlern wird oft zugeschrieben, dass sie talentiert sind, begnadet mit Feingefühl, blitzschnellen Reflexen, monströsen Aufschlägen etc. Doch ein Blick hinter die Kulissen der öffentlichen Darstellung genügt, um zu sehen, dass das nicht die ganze Wahrheit ist. Jeder von uns hat Dinge gelernt: Schreiben, Lesen, mit einer Gabel essen, einen Fußball treten, einen Ball werfen, Schläger halten. Das sind Beispiele für Fertigkeiten die nicht über Nacht erlernt wurden, sondern Zeit brauchen.

    Spinnen wir den Gedanken weiter und kommen zu dem Hauptpunkt – die erfolgreichen Sportler streben eine kontinuierliche Verbesserung an, geben nicht auf, setzen einen Fuß vor den anderen, auch wenn sie glauben nicht mehr weitergehen zu können. Sie sind „satisfied being unsatisfied“.

    Sie sind zufrieden damit, mit sich selbst nie zufrieden zu sein und mehr zu wollen, mehr von sich zu verlangen und noch mehr aus sich herauszuholen. Großartige Leistungen und Fähigkeiten sind lediglich Ansammlungen von „einfachen“ Handlungen, die dauerhaft, regelmäßig und diszipliniert bis zur Perfektion wiederholt werden.

    Quellen

    Duckworth, A. (2017).  Grit – Why passion and resilience are the secrets to success.

  • Sportpsychologie – Unterschätzt und überschätzt

    Sportpsychologie – Unterschätzt und überschätzt

    Jeder von uns hat den Wunsch, die Welt zu verstehen und zu erklären. Früher erschuf man sich Götter, um Naturereignisse verstehen und erklären zu können. Auch in der heutigen Zeit können wir uns nicht von dieser Tendenz freisprechen.

    Wir sehnen uns nach Antworten: Wie kann ich mein Leben in die gewünschte Richtung verändern? Welche Diät muss eingehalten werden? Wie kann ich meinen persönlichen und beruflichen Erfolg maximieren? Kurz gesagt, wir wollen klare Antworten auf unklare Fragen. Diese Tendenz zeigt sich auch im Sport, wenn man versucht zu verstehen, warum eine Mannschaft verliert und eine andere gewinnt.

    Bei den Deutschen Beachvolleyball Meisterschaften am Timmendorfer Strand wurde ich Zeuge einer Unterhaltung zweier Psychologiestudierenden, die sich über das Spiel von Erdmann/Dollinger und der Poniewaz Brüdern unterhielten. Es fing mit harmlosen Mutmaßungen an, wieso bestimmte Punkte „verschenkt“ wurden und weshalb andere Punkte eindeutig ausfielen.

    Nichts blieb unbeachtet – die Körpersprache der Athleten, ihre Gangart, die verbale Kommunikation zwischen den einzelnen Punkten, die emotionalen Reaktionen auf Misserfolge. Diese Situation ist ein Beispiel für den Wunsch, bestimmte Ereignisse verstehen und erklären zu können. Dieser Wunsch nach Verständnis treibt die Wissenschaft zu neuen Erkenntnissen an und sorgt für Entdeckungen und Fortschritt. Doch hat jede Lichtquelle auch ihre Schatten.

    So mündet der Wunsch zu verstehen, zu erklären und vorherzusagen manchmal auch in sehr starker Vereinfachung der tatsächlichen Ereignisse. Nicht zuletzt der Lob an Annett Szigeti durch Laura Ludwig und Kira Walkenhorst sorgte für reges Interesse und breite Aufmerksamkeit gegenüber der Sportpsychologie.

    Auch der Aufruf der weiblichen Deutschen Beachvolleyball Meister von 2017 Chantal Laboureur und Julia Sude, die ihren Mentaltrainer gewürdigt haben, ist aus Sicht der Sportpsychologie sehr positiv anzumerken. Der offene Umgang mit dem Thema Psychologie ist für die meisten Psychologen willkommen. Doch auch dieser Lichtkegel, der die Sportpsychologie für die breite Masse erleuchtet, erschafft sogleich schattige Seiten, die wiederum beleuchtet werden sollten.

    Durch die stärkere Aufmerksamkeit auf Mentaltrainer sollte jedem bewusst sein, dass die Sportpsychologie keine Erfolgsformel ist, die einen Sieg auf eigene Faust herbeiführen kann. Den Löwenanteil der Arbeit verrichten immer noch die Sportler und die Coaches. Dieser Beitrag ist ein Aufruf an Skeptiker und Anhänger der Sportpsychologie ihre Ansichten zu überdenken und anzupassen.

    Spätestens seit der monumentalen Arbeit von Daniel Kahneman „Schnelles Denken, Langsames Denken“ ist auch der breiten Öffentlichkeit nahegelegt worden, dass das menschliche Denken „biased“, also verzerrt und unvollständig ist und eine Anpassung sinnvoll sein kann. Interessierte seien an sein Buch verwiesen:

    „Die Assoziationsmaschine (der Teil unseres Denkens, der schnell und intuitiv agiert) ist so eingestellt, dass sie Zweifel unterdrückt und Ideen und Informationen, die mit der aktuell dominanten Geschichte vereinbar sind, ins Gedächtnis ruft. […] Es ist daher nicht überraschend, dass viele von uns allzu sehr von der Richtigkeit unbegründeter Intuitionen überzeugt sind. […] Das Vertrauen, das Menschen in ihre Intuitionen haben, ist kein verlässlicher Maßstab für deren Richtigkeit. Anders gesagt, trauen Sie niemandem – auch nicht sich selbst -, der Ihnen sagt, dass Sie seinem Urteil vertrauen sollen.“ [1] (S. 296).

    Im Lichte der Erkenntnisse, dass unser Denken auch verzerrt sein kann, möchte ich die Skeptiker dazu aufrufen, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass sie die Möglichkeiten der Sportpsychologie unterschätzen. Während ich von den Anhängern der Sportpsychologie erwarten würde, dass sie die Möglichkeit zulassen, dass sie den Beitrag der Sportpsychologie tendenziell überschätzen.

    Es steht außer Frage, dass gut ausgebildete und erfahrene Sportpsychologen einen wichtigen und bedeutenden Einfluss auf Leistung der betreuten Athleten haben [2] [3]. Versuchen wir diesen Einfluss weder zu unterschätzen noch zu überschätzen.

    Quellen

    [1] Kahneman, D. (2011). Thinking, fast and slow.

    [2] Weinberg, R. S., & Comar, W. (1994). The effectiveness of psychological interventions in competitive sport. Sports Medicine, 18(6), 406-418.

    [3] Weinberg, R. S., & Gould, D. (2014). Foundations of Sport and Exercise Psychology, 6E. Human Kinetics.

  • Entspannung – Universalwaffe der Sportpsychologie

    Entspannung – Universalwaffe der Sportpsychologie

    Entspannungsverfahren gehören zu den am häufigsten verwendeten Interventionen in der Sportpsychologie. Dass die Verfahren so häufig genutzt werden, hängt unter anderem mit der schnellen Erlernbarkeit zusammen. Bereits beim ersten Kontakt mit Meditation können sich Entspannungseffekte und Wohlbefinden einstellen.

    (mehr …)

  • Steigerung von Motivation – Richtlinien für Trainer

    Steigerung von Motivation – Richtlinien für Trainer

    Dank für das Foto geht an Steven Erixon


    Als Sporttrainer möchte man den eigenen Athleten etwas beibringen und dafür sorgen, dass sie besser werden. Wenn aber Langeweile aufkommt, wird das Lernen problematisch. Manchmal reicht es aus zu sagen: „Komm schon, konzentriere dich jetzt“. Manchmal haben solche verbalen Motivationsversuche aber keinen spürbaren Effekt oder tragen zur Frustration bei. Es gibt viele Ansätze, um andere zu motivieren deshalb wird an dieser Stelle nur ein Ansatz vorgestellt. Es kommt von Epstein (1988, 1989) und liegt im Akronym TARGET verborgen: Task, Authority, Recognition, Grouping, Evaluation, Time Structures.

    Task – Aufgabe

    • Die Übungen sollten sich im Kontext und Ausführung unterscheiden, damit sie nicht langweilig werden. Es sollten also verschiedene Arten von Übungen verwendet werden, um dieselbe Fertigkeit zu trainieren.

    z.B. Übung im Basketball zur Verbesserung des Freiwurfs kann erstmal für einige Minuten ganz normal geübt werden. Dann mit einem geschlossenen Auge und am Ende des Trainings mit einem Liegestütz zwischen den Würfen.

    • Bei den Übungen sollten die Trainer den Fokus auf den Prozess legen und nicht auf das Ergebnis (soweit es möglich ist). Das gilt für Anfänger und für Profis.

    z.B. Bei der Übung des Aufschlags im Tennis, sollte auf das Timing, die Bewegungen, die Haltung geachtet und hingewiesen werden. Ob die Aufschläge erfolgreich sind oder nicht, sollte größtenteils vernachlässigt werden (wenn das Ziel darauf gelegt ist, eine motivierende Umgebung zu schaffen).

    • Den Übenden sollte es so schwer wie möglich gemacht werden, sich mit anderen zu vergleichen. Die Sportler sollten sich vor allem auf den eigenen Fortschritt konzentrieren, direkte Spielervergleiche seitens des Trainers würden diesem Prozess entgegenwirken und können demotivierend sein.

    z.B. Bei der Übung des Elfmeterschießens im Fußball sollte der Trainer individuelles Feedback geben, nach Möglichkeit ohne einen direkten Vergleich mit einem anderen Sportler: „Alex, beim Schießen schwingst du dein Bein noch nicht genug durch. Schwing es noch weiter durch, um einen stärkeren Schuss zu bekommen“.

    Authority – Autorität

    • Den Sportlern sollte die Möglichkeit gegeben werden, ihre eigenen Ideen einzubringen. Das Gefühl, dass die Meinungen und Vorschläge des Einzelnen geschätzt werden, sollte vermittelt werden.

    z.B. „Heute werden wir uns vor allem auf X fokussieren. Wollt ihr das am Anfang oder erst am Ende des Trainings machen?“

    „Die letzten Male haben wir viele Techniken ausprobiert, welche Techniken würdet ihr gerne noch weiter vertiefen?“

    Recognition – Anerkennung

    • Der Fortschritt des Einzelnen soll vom Trainer gewürdigt und belohnt werden – nach Möglichkeit unter vier Augen.

    z.B. „Petra, heute habe ich gesehen, dass du deinen Aufschlag kräftiger als sonst gemacht hast. Es hat sich auf jeden Fall verbessert, weiter so!“

    Grouping – Gruppenbildung

    • Kleine, gemischte Gruppen sind größeren Gruppen in der Regel vorzuziehen. Kooperation und Zusammenarbeit sollte belohnt und gefördert werden, Rivalitäten sollten möglichst gar nicht erst entstehen.

    Evaluation – Bewertung

    • In einem Gespräch unter vier Augen sollte der persönliche Fortschritt und die eigene Verbesserung bewertet werden. Die Bewertung sollte so individuell wie möglich sein und Vergleiche mit anderen außer Acht lassen. Der Unterschied zur Anerkennung ist hier die bewertende Komponente der gezeigten Leistung.

    Time structures – Zeitliche Vorgaben

    • Zur Steigerung der Motivation könnten die Teilnehmer mitentscheiden, wie ausführlich die Übungserklärungen sein und wie lang die Übungen gemacht werden sollen. Je stärker die Personen in die Organisation des Trainingsprozesses einbezogen werden, desto motivierter werden sie in der Regel sein.

    Quellen

    Cecchini, J. A., Fernandez-Rio, J., Mendez-Gimenez, A., Cecchini, C., & Martins, L. (2014). Epstein’s TARGET framework and motivational climate in sport: effects of a field-based, long-term intervention program. International Journal of Sports Science & Coaching, 9(6), 1325-1340.

    Epstein, J. L. (1988). Effective schools or effective students: Dealing with diversity.

    Epstein, J. (1989). Family structures and student motivation: A developmental perspective. Research on motivation in education, 3, 259-295.

  • Psychologe, Coach, Berater

    Psychologe, Coach, Berater

    Dank für das Foto geht an Marco Bianchetti


    Wie schlimm muss es dir gehen, damit du dich einem Psychologen anvertraust? Sehr schlimm, wenn man der Dissertation von Maniar (1998) glauben darf. Der Forscher untersuchte von wem Sportler eher bereit sind Hilfe anzunehmen – von Coaches, Ärzten, Freunden, Psychologen, Beratern oder Priestern. Die Wenigsten wird vielleicht überraschen, dass klinische Psychologen sich ganz hinten anstellen müssen, neben Beratern und Priestern. Wenn ein Athlet also ein sportspezifisches Problem hat oder seine Leistung verbessern möchte, dann geht er nicht zum Psychologen oder Berater, sondern zuerst zum Coach oder einem Freund. Macht Sinn oder? Man kennt sie gut, vertraut ihnen und muss sie auch nicht bezahlen. Etwas überraschender ist der Befund, dass ein Performance Enhancement Specialist (P.E.S. – Spezialist für Leistungssteigerung) eher aufgesucht werden würde, als ein Sportpsychologe. Maniar erklärt das damit, dass das Wort „Psychologe“ seit vielen Jahren einem Stigma unterliegt, zum Teil weil man schlichtweg nicht weiß, was ein Psychologe macht und ob er beißt. Den Befunden zufolge ist es von Vorteil den psychologischen Aspekt nicht zu stark in den Vordergrund zu rücken, weil einige Sportler besorgt sind, als gestört zu gelten. Das erklärt, warum im alltäglichen Sprachgebrauch viel häufiger von mentaler Stärke, als von psychologischer Resilienz die Rede ist und warum einige Psychologen sich eher Mentalcoaches nennen. Zusätzlich wurde in der Studie erfragt, welche Interventionen aus der Sportpsychologie am meisten benutzt werden. Zielsetzung und Visualisierung steht auf der Präferenzliste von Sportlern ganz oben, dicht gefolgt von Entspannungsübungen. Hypnose und medikamentöse Behandlungsmethoden erfreuen sich dagegen größerer Unbeliebtheit. Der Unterschied in der Beliebtheit könnte in der empfundenen Kontrollierbarkeit der Interventionen liegen – bei der Zielsetzung habe ich das Ruder in der Hand und bei der Hypnose bin ich dem Hypnotiseur ausgeliefert. Je mehr Kontrolle ich also über das Verfahren habe, desto wahrscheinlicher ist es, dass ich es auch anwenden würde. 

    Quellen

    Maniar, S. D. (1998). Athlete preferences for sport psychology interventions.

  • Gewinnen – Motivation zu siegen

    Gewinnen – Motivation zu siegen

    Dank für das Foto geht an Fauzan Saari

     


    Wenn ich mich auf meinen eigenen Fortschritt konzentriere, dann wird das in der Sportpsychologie als Aufgabenorientierung bezeichnet, im Original task-orientation (Tenenbaum & Eklund, 2007). Aufgabenorientierte Menschen vergleichen ihre Fähigkeiten vor allem mit persönlichen Maßstäben und fokussieren sich hauptsächlich auf den eigenen Fortschritt. Im Vordergrund steht das Lernen der Bewegung oder der Technik, dabei liegt der Fokus vor allem auf der eigenen Leistung. Zur Steigerung und Aufrechterhaltung von Motivation wird daher, als Daumenregel, eine aufgabenorientierte Einstellung empfohlen.

    Z.B. vor einem Monat habe ich für 5 km eine halbe Stunde gebraucht, heute war ich bereits nach 24 Minuten fertig! Das ist ein tolles Ergebnis!

    Langjährige Forschung zeigt, dass Aufgabenorientierung mit einer Vielzahl positiver Konsequenzen verbunden ist. Langfristiges Interesse an der Aufgabe, Ausdauer trotz Niederlagen und ein stabiles Gefühl eigener Kompetenz. Zufriedenheit, Freude am Sport, niedrige kognitive und körperliche Ängstlichkeit werden ebenfalls mit Aufgabenorientierung in Zusammenhang gesetzt. Man kann festhalten, dass die Aufgabenorientierung insgesamt mit positiven Konsequenzen einhergeht. Vor allem in den frühen Stadien (aber nicht nur) des Erlernens einer Sportart wird daher eine aufgabenorientierte Einstellung nahegelegt.

    In der Goal Achievement Theory steht die Aufgabenorientierung aber nicht alleine dar, das Gegenstück zur Aufgabenorientierung bildet die Wettbewerbsorientierung, ego-orientation (2). Wettbewerbsorientierten Sportlern geht es vor allem darum, besser zu sein als andere. Sie vergleichen sich in erster Linie mit ihren Konkurrenten oder Trainingspartnern und streben hauptsächlich nach Überlegenheit.

    Z.B. In diesem Turnier habe ich bereits zwei gute Spielerinnen geschlagen. Wie konnte ich gegen die junge und unerfahrene Spielerin verlieren? Das gibt´s doch nicht!!

    Im Gegensatz zur Aufgabenorientierung wird die Wettbewerbsorientierung mit einer Reihe negativer Konsequenzen in Verbindung gebracht. Wettbewerbsorientierte Sportler neigen dazu, ihre Fähigkeiten in Frage zu stellen wenn sie Niederlagen einstecken müssen und das sogar dann, wenn die Gegner deutlich stärker sind.  In solchen Fällen neigen die Wettbewerbsorientierten dazu, Training und Wettkämpfe zu meiden, weil sie Angst vor Niederlagen haben. Für solche Menschen können Niederlagen mit einem Gefühl der Blamage verbunden sein (bedeutend mehr als für andere), was sehr belastend sein kann. Unzufriedenheit, Desinteresse, sowie aggressives Verhalten werden ebenfalls mit Wettbewerbsorientierung in Verbindung gebracht. Ein starker Fokus auf den Vergleich mit anderen ist im sportlichen Kontext fast immer vorhanden (Platzierungen, Punkte, Medaillen) und ist in Maßen durchaus sinnvoll. Allerdings geht eine starke Wettbewerbsorientierung mit negativen Konsequenzen einher. Wenn du zwischen Aufgaben- und Wettbewerbsorientierung wählen müsstest, wofür würdest du dich entscheiden?

    Gut dass man sich nicht entscheiden muss, weil es keine reine Form der Aufgaben- oder Wettbewerbsorientierung gibt – jeder Mensch verfügt über eine Mischung beider Faktoren (Tenenbaum & Eklund, 2007, S. 22). D.h. man kann gleichzeitig eine hohe Ausprägung der Wettbewerbsorientierung und der Aufgabenorientierung aufweisen. Idealerweise sollten beide Orientierungen im Gleichgewicht existieren.

    Quellen

    (1) Tenenbaum, G., & Eklund, R. C. (Eds.). (2007). Handbook of Sport Psychology. John Wiley & Sons.

    (2) Nicholls, J. G. (1984). Achievement motivation: Conceptions of ability, subjective experience, task choice, and performance. Psychological review, 91(3), 328.

  • Placebo im Sport

    Placebo im Sport

    Dank für das Foto geht an pina messina


    Placebo ist Vielen als Scheinmedizin bekannt. Der Arzt verschreibt eine Tablette gegen Kopfschmerzen und diese verschwinden, obwohl die Tablette keine Heilmittel enthält (1). Dürfen Ärzte solche Tabletten verschreiben?

    Unwirksame Pillen

    Eigentlich nicht, aber in diesem Artikel (2) geben 88% der bayerischen Ärzte an, Placebos zu nutzen, also Zuckerpillen oder Vitaminpillen. Im selben Artikel wird spekuliert, dass mehr als 50% aller Ärzte Placebos nutzen. Wenn du also mit leichten Kopfschmerzen zum Arzt gehst, dann ist es möglich, dass du unwirksame Pillen bekommst. Die Ärzte dürfen solche Scheinmedikamente aber nur verschreiben, wenn du keine ernsthafte Erkrankung hast. Mehr Infos zum Placebo in der Medizin gibt’s unter diesem Link.

    Placebos im Sport

    Wie würde es bei einem Placebo im Sport aussehen? Würde eine Kraftpille meine Leistung steigern, auch wenn es keine Kraftpille wäre? Zum Beispiel beim Stemmen von Gewichten.

    Placebos beim Bankdrücken kamen in der Studie von Kalasountas, Reed und Fitzpatrick (2007) zum Einsatz. Zuerst wurde geschaut, wie viel Gewicht die Person im Standardtraining heben kann. Dann wurden zwei Gruppen gebildet. Der Placebogruppe wurde gesagt, dass sie eine leistungssteigernde Tablette bekommt, die aus angereicherten Aminosäuren besteht.

    Der Kontrollgruppe wurde mitgeteilt, dass sie eine Tablette aus Zucker und Milch bekommt. Beide Gruppen bekamen natürlich identische Tabletten, die aus Zucker waren und keine bedeutende Wirkung auf Leistung haben. Anschließend wurde wieder Gewicht gestemmt. Im Vergleich zu der Kontrollgruppe, verbesserte sich die Kraftleistung der Placebogruppe deutlich. Für die Statistikfreunde unter uns – der Effekt war auf einem Niveau von p < .01 signifikant.

    Zum Ende wurde den Personen noch mitgeteilt, dass sie getäuscht wurden und die Pillen doch keine leistungssteigernden Mittel enthalten. Beide Gruppen bekamen noch eine Tablette und durften noch ein letztes Mal Gewicht stemmen. Die Leistung der Placebogruppe verschlechterte sich daraufhin und sank auf das Normalniveau zurück. Daraus kann man vorsichtig schließen, dass die Steigerung der Leistung eng mit dem Glauben daran verbunden war, dass eine Pille die Kraftreserven steigern kann.

    Scheindoping bei Läufern

    Eine weitere Forschungsarbeit wurde mit Läufern durchgeführt (Wright et al., 2009). Trainierte Läufer wurden gebeten 5 Kilometer auf Zeit zu laufen. 30 Minuten vor dem Lauf bekam die Kontrollgruppe 300 ml normales Wasser und der Placebogruppe wurde 300 ml Super-Wasser verabreicht. Auf der Flasche stand entweder „Water“ oder „Super-oxygenated water“. Die Personen aus der Placebo-Gruppe liefen um 6,5% schneller als die Kontrollgruppe.

    Weniger Schmerz durch Scheinmedizin

    Ein letztes Beispiel aus der Wissenschaft soll die Macht von Placebos eindrucksvoll demonstrieren (Benedetti, Pollo und Colloca, 2007). Teilnehmer nahmen an einem Schmerztest teil, es wurde geschaut wie viel Schmerz sie aushalten können. Insgesamt gab es drei Schmerztests an drei aufeinanderfolgenden Wochen. Die ersten zwei Wochen wurde der Placebogruppe Morphin gegeben, damit sie den Schmerz länger ertragen kann. In der dritten Woche wurde ein Placebo statt Morphin verabreicht – der Person wurde allerdings versichert, dass es Morphin ist. Obwohl die Person kein Präparat erhielt, konnte sie den Schmerz ziemlich lang aushalten. Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass Placebos auch als Doping eingesetzt werden können (6).

    Wie man´s machen kann: Beim Training wird dem Sportler Doping verabreicht, er wird darauf konditioniert zu glauben, dass sich seine Leistung steigert wenn er eine Spritze oder Tablette bekommt. Unmittelbar vor dem Wettkampf bekommt er dagegen nur ein Placebo. Wenn der Sportler keine Zweifel hat, dass es Doping ist das er bekommt, dann wird sich seine Leistung wahrscheinlich steigern und das ganz legal.

    „Der Glaube steigert die Leistung“ – so kann man die Wirkung von Placebos grob zusammenfassen. Logischerweise ist der Effekt von Placebos kleiner wenn die Person vermutet, dass sie eine Pille bekommt, die nichts enthält. Natürlich ist der Placeboeffekt nicht bei allen Krankheiten, Störungen und Problemen gleichermaßen stark – mehr dazu hier (Geers et al., 2007). In der aktuellen Metaanalyse von Köteles et al. (2011) wird der Placeboeffekt im Sport im Mittel auf .40 geschätzt (95% Konfidenzintervall .24 – .56).

    Kurz gefasst:

    • Der Placeboeffekt existiert im Sport und hat eine geringe bis mittlere Stärke
    • Für das Auftreten des Effekts muss die Person an die Effektivität des Placeboobjektes glauben (Pille, Spritze, Pulver)
    • Leider können wir uns selbst kein Placebo verabreichen, weil wir wissen, dass es nur ein Placebo ist. Das könnten Trainer machen und da stellt sich die Frage, wann eine Täuschung der Athleten ethisch und sinnvoll ist

    Macht des Glaubens und Aberglaubens

    Der Glaube an ein Placebo und der Aberglaube haben einige Gemeinsamkeiten. An beides glaubt man – im Fall des Placebo ist es etwas Spürbares, Fassbares, Konkretes. Aberglaube dagegen ist rein spekulativ und hat eher mit Vorstellung und Einbildung zu tun. Wir werfen noch einen Blick auf die Handlungen von Profisportlern, die ihren Glauben ausdrücken.

    Der Quarterback der Buffalo Bills (American Football), Jim Kelly, zwang sich vor jedem Spiel zu kotzen. Der Pitcher der New York Nets (Baseball), Turk Wendell, putzte sich zwischen den Innings (Spielabschnitten) die Zähne (Vyse, 2013).

    Manche tragen ihre Glücksbringer mit sich, wie das häufig bei Soldaten ist. Im Krieg haben viele Soldaten eine Bibel über ihrem Herzen angenäht, in der Hoffnung, dass die Bibel sie vor Verletzungen und dem Tod schützt. Patronenhüllen mit dem eigenen Namen sollen beispielsweise Glück im Kampfgeschehen bringen (10).

    Der Eishockeyspieler Wayne Gretzky, Spitzname THE GREAT ONE, gilt als einer der besten Eishockeyspieler aller Zeiten und ist für seinen Aberglauben bekannt (11). So hat er nach dem Aufwärmen seine Getränke immer in dieser Reihenfolge getrunken: Diät Cola, Wasser, Gatorade, Diät Cola. Vor seinen Spielen hat er auch Babypuder auf seinen Schläger gestreut.

    Viele erfolgreiche Sportler sind abergläubisch, aber es gibt mindestens genauso viele Erfolgreiche die es nicht sind. Sie sind nicht so erfolgreich weil sie abergläubisch sind. Vielleicht sind sie eher abergläubisch, weil sie erfolgreich sind.

    Quellen

    (1) https://de.wikipedia.org/wiki/Placebo

    (2) http://www.t-online.de/lifestyle/gesundheit/id_44723260/arzneimittel-jeder-zweite-arzt-verordnet-placebos-.html

    (3) http://www.igm-bosch.de/content/language1/downloads/Placebo_LF_1_17012011.pdf

    (4) Kalasountas, V., Reed, J., & Fitzpatrick, J. (2007). The effect of placebo-induced changes in expectancies on maximal force production in college students. Journal of Applied Sport Psychology, 19(1), 116-124.

    (5) Wright, G., Porcari, J. P., Foster, C. C., Felker, H., Koshololek, A., Otto, J., … & Udermann, B. (2009). Placebo effects on exercise performance. Gundersen Lutheran Medical Journal, 6(1), 3-7.

    (6) Benedetti, F., Pollo, A., & Colloca, L. (2007). Opioid-mediated placebo responses boost pain endurance and physical performance: is it doping in sport competitions?. The Journal of Neuroscience, 27(44), 11934-11939 .

    (7) Geers, A. L., Kosbab, K., Helfer, S. G., Weiland, P. E., & Wellman, J. A. (2007). Further evidence for individual differences in placebo responding: an interactionist perspective. Journal of psychosomatic research, 62(5), 563-570.

    (8) Köteles, F., Bárdos, G., Bérdi, M., & Szabó, A. (2011). Placebo effects in sport and exercise: a meta-analysis. European Journal of Mental Health, (02), 196-212.

    (9) Vyse, S. A. (2013). Believing in Magic: The Psychology of Superstition-Updated Edition. Oxford University Press.

    (10) http://newworldwitchery.com/2014/05/26/blog-post-190-some-military-superstitions/

    (11) https://en.wikipedia.org/wiki/Wayne_Gretzky

  • E-Sport Psychologie – Der Add-on für Höchstleistung

    E-Sport Psychologie – Der Add-on für Höchstleistung

    Dank für das Foto geht an Florian Olivo

     


    Man erkennt wie neu der Bereich der E-Sport Psychologie ist, wenn man versucht es bei Wikipedia zu finden – die Suche scheitert, eine formale Definition gibt es bisher nicht. Was ist denn E-Sport Psychologie? Man kann es nicht sehen, anfassen oder riechen. Wenn von Psychologie die Rede ist, dann hat das für Viele einen Beigeschmack von Störungen, Depressionen oder Psychotherapeuten.

    Es ist richtig, dass man sich in der Psychologie unter anderem mit der Linderung von psychologischen Störungen beschäftigt, aber das ist noch nicht alles. Insbesondere im Bereich der Sportpsychologie geht es um Verbesserung der eigenen Fähigkeiten und um Leistungssteigerung. Also wie kann ich mich mithilfe psychologischer Erkenntnisse verbessern, meine Leistung steigern?

    Fragestellungen der E-Sport Psychologie

      • Welche Strategien und Techniken können mir helfen, um dem Wettkampfdruck effektiv standzuhalten?
      • Was kann ich für eine kontinuierliche Verbesserung meiner Skills tun?
      • Wie kann der Trainer dafür sorgen, dass die Konzentration der Spieler in kritischen Situationen messerscharf ist?

    Bisher gibt es kein Patentrezept für Höchstleistung, für jeden Spieler und jedes Team können die Lösungen sehr unterschiedlich aussehen. Um die Kreation solcher Lösungen bemühen sich die E-Sport Psychologen.

    Talent oder Erfahrung?

    Was glaubst du wie viel Talent du brauchst, um in der obersten Liga zu spielen oder dein Potenzial vollständig auszuschöpfen? Braucht man überhaupt Talent? Es ist eine der spannendsten Debatten die Spieler, Sportler und Psychologen seit Jahrzehnten führen. Ist der beste eSpieler deshalb der beste, weil er talentierter ist als die anderen? Oder weil er länger und zielorientierter gespielt hat? Was hat mehr Gewicht – Talent oder Erfahrung?

    Lange Zeit wurde angenommen, dass man zum Experten in seinem Bereich wird, wenn man über 10 000 Stunden Erfahrung hat. Die 10 000 Stunden Regel, die durch die Studie von Ericsson, Krampe und Tesch-Römer (1993) entstanden ist. Bei genauerem Hinschauen stellte sich heraus, dass die 10 000 Stunden Regel keine Regel ist, denn es gab Profis, die deutlich weniger Stunden brauchten, um zum Meisterstatus zu gelangen (ca. 3000 Stunden) und es gab welche, die deutlich mehr Stunden brauchten (ca. 23 000 Stunden).  Auch aus eigener Erfahrung werden viele Spieler erlebt haben, dass einige ihrer Freunde deutlich besser sind, auch wenn sie gleich viel trainieren.

    Qualität des Trainings entscheidend

    Im Laufe der Zeit dämmerte die Erkenntnis, dass die Trainingszeit die Unterschiede zwischen Profis und Nicht-Profis alleine nicht erklären kann. Schließlich trainieren Amateurspieler im Laufe des Lebens auch über 10 000 Stunden, ohne jemals vom Leistungssport träumen zu können. Es ist die Qualität des Trainings und der Vorbereitung die den entscheidenden Unterschied macht. E-Sport Psychologen unterstützen die eSportler bei der Suche nach dieser Qualität.

    Forschungen zeigen, dass erfolgreiche Sportler effektive Lernstrategien verwenden, sich mental auf das Training vorbereiten, eigene Routinen haben und sich auf die Unterstützung ihres Teams verlassen können (Gould et al., 1999). Natürlich müssen die Spieler ihr Handwerk beherrschen, das Kennen aller Charaktere und Techniken bei League of Legends, die Zielsicherheit und Reflexe bei CS:GO und das Spielverständnis sowie die Koordination der Finger bei FIFA. E-Sport Psychologie ist kein Ersatz für Training, es ist kein neuer Browser den man sich installiert – es ist eher ein Add-On, der das Leben und das Spielen verändern kann. Alles kann mit der Frage beginnen: Was kann ich tun, um mein Potenzial in der begrenzten Zeit zu entwickeln?

    Quellen

    Ericsson, K. A., Krampe, R. T., & Tesch-Römer, C. (1993). The role of deliberate practice in the acquisition of expert performance. Psychological review, 100(3), 363.

    Gould, D., Guinan, D., Greenleaf, C., Medbery, R., & Peterson, K. (1999). Factors affecting Olympic performance: Perceptions of athletes and coaches from more and less successful teams. The sport psychologist, 13(4), 371-394.

  • Leistungsdruck im Wettkampf

    Leistungsdruck im Wettkampf

    Dank für das Foto geht an Jonathan Borba


    Die Ansprüche an Psyche und Körper von Athleten sind außerordentlich hoch. Da wären die Erwartungen des eigenen Teams, die Hoffnungen der Freunde und Familie, sowie der Anspruch an sich selbst. Wie gehen die Besten mit diesem Druck um?

    Umgang mit Leistungsdruck

    Der Weltfußballer Lionel Messi entbindet seinen Stress offen. Er kotzt. Messi und seine Ärzte sehen darin kein Problem – es liegt an seinem Magen und am Stress, kein Grund zur Sorge (1).

    Der Golf Profi Tiger Woods verarbeitet seinen Stress anders. Nach seinem dramatischen Sieg im US Open 2015 sagte er (2):

    Ich war unter Druck und ich war nervös und es war etwas Gutes. […] Du kannst versuchen diese Energie so gut wie möglich zu nutzen und damit deine Fokussierung zu steigern […] Diese Woche hat es für mich super funktioniert.

    Nicht nur der Stress während eines Spiels kann belastend sein. Auch nach einem wichtigen Spiel ist es manchmal schwierig abzuschalten. Kobe Bryant, der Shooting Guard der Los Angeles Lakers versuchte sich vom Stress einer vernichtenden Niederlage gegen die Chicago Bulls (2013) mit Klavierspielen und Fitness abzulenken (3).

    Die Profi-Beachvolleyballspielerin Kira Walkenhorst gestand in einem Interview, dass sie bei Endspielen immer noch nervös ist (4).

    Jeder empfindet Stress auf eine einzigartige Art und Weise. Persönlichkeit und andere psychologische Faktoren sind die Ursachen für diese Unterschiede. Deshalb gibt es kein Patentrezept das jedem gleich gut hilft.

    Es gilt bei jedem Sportler einzeln abzuwägen, welche Maßnahmen eingesetzt werden können. Die Sportpsychologie bietet unterschiedliche Methoden, die helfen können, mit Stress und Angst konstruktiv umzugehen.

    Mit Stress erfoglreich umgehen

    In ihrem Buch „Inside Sport Psychology“ empfehlen Karageorghis und Terry (2011) die Symptome der Ängstlichkeit und der Besorgnis zu akzeptieren. Freunde dich mit dem Gedanken an, dass sie zu einem erfolgreichen Wettkampf dazu gehören. Wahrscheinlich wirst du bereits aus eigener Erfahrung wissen, dass Ängstlichkeit in stressreichen Situationen mit der Zeit verblasst, aber nie ganz verschwindet, auch Habituation genannt.

    Warum verschwindet die Angst nicht für immer?

    Im Laufe der Menschheitsgeschichte kam es zu einer Selektion der Besorgten. Im Laufe der Evolution wurden die Menschen, die ihre Ängstlichkeit verloren hatten, von Raubtieren gefressen. Andere, die ihre Sorgen bewahrt haben, haben überlebt. So haben wir die Gene der Ängstlichen geerbt.

    Deine Angst kannst du also deutlich reduzieren, sie wird aber nie ganz verschwinden, also – Deal with it. Brewer (2009) beschreibt zwei generelle Ansätze zum Umgang mit Stress in Wettkampfsituationen. Reduzierung und Restrukturierung. Zu beiden Ansätzen gibt es eine Menge zu sagen, hier schneide ich die Themen nur kurz an.

    Ansatz der Reduzierung

    Du kennst wahrscheinlich mindestens 3 Möglichkeiten zur Stressreduzierung: Meditation, Yoga, Autogenes Training. Das sind wohl die gängigsten Methoden, um sich zu entspannen. Dabei geht es primär um die Reduzierung körperlicher Anspannung.

    Ansatz der Restrukturierung

    Während die Reduzierungsansätze auf eine körperliche Entspannung abzielen, fokussiert sich der Restrukturierungansatz auf eine kognitive, gedankliche Transformation. Dabei können die nervösen Symptome in einer positiven Art und Weise umgedeutet werden. Dabei kann man sich selbst gut zureden (mehr zu self-talk) und sich Situationen visualisieren, die einem Selbstsicherheit und Motivation geben.

    Ein Beispiel für eine tiefgreifende Restrukturierung bietet das Buch „Stressmanagement for life“. Der Profi-Radrennfahrer Lance Armstrong bekam 1996 eine schockierende Diagnose – Hodenkrebs. Zwei Jahre später gesundete er über diese Phase seines Lebens:

    Das interessanteste an Krebs ist die Tatsache, dass es eine der positivsten, lebensbejahenden und unglaublichen Erfahrungen sein kann […] Derjenige fängt an sich wirklich auf sein Leben zu fokussieren, auf das, was ihm wichtig ist.

    Was könnte schrecklicher sein, als eine Krebsdiagnose zu bekommen? Und doch hat Lance Armstrong versucht das Beste daraus zu machen, er transformierte das Schreckliche zu einer einzigartigen Gelegenheit in seinem Leben. Eindrucksvoll demonstriert das Beispiel den Restrukturierungsansatz in einer äußerst kritischen Situation.

    Nützliche Schutzfunktion

    Stress und Ängstlichkeit gehören zum Sport. Betrachte deine körperlichen oder gedanklichen Symptome als eine Schutzfunktion deines Körpers. Finde heraus, welcher Ansatz deiner Meinung nach für dich sinnvoll ist. Wenn du vor dem Wettkampf körperlich zitterst, dann erlerne eine Technik des Reduzierungsansatzes. Wenn dir dagegen Unsicherheit und Ängstlichkeit zu schaffen machen, probiere den Restrukturierungsansatz aus. Wenn du herausfinden möchtest, was zu deiner Situation am besten passt, schreibe mir eine E-Mail:

    a.samsonov@thepsychologist.de

    Quellen

    (1) http://www.thehealthsite.com/news/lionel-messi-vomiting-football-world-cup-2014/

    (2) http://www.peaksports.com/sports_psychology_blog/?p=42

    (3) http://www.thepostgame.com/blog/mvt-most-valuable-tweeters/201301/kobe-relieves-stress-weight-room-piano

    (4) http://volleyball.de/nc/news/details/datum/2013/08/31/beach-dm-meistertitel-fuer-laura-ludwig-und-kira-walkenhorst/

    (5) Karageorghis, C., & Terry, P. (2011). Inside sport psychology. Human Kinetics.

    (6) https://de.wikipedia.org/wiki/Habituation

    (7) Brewer, B. W. Sport psychology. Wiley-Blackwell.

    (8) Olpin, M., & Hesson, M. (2015). Stress management for life: A research-based experiential approach. Cengage Learning.