Die Frage, welche Rolle Talent im Sport spielt, ist wahrscheinlich so alt wie der Sport selbst – sehr sehr alt. Und da finden wir ein breites Spektrum an Meinungen, Ansichten, Überzeugungen und Forschungsarbeiten. Wer wird langfristig erfolgreicher? – Ein talentierter oder ein untalentierter Sportler? Die Antwort auf die Frage scheint klar zu sein und doch ist sie es nicht.
„Nothing is more common than unsuccessful men with talent.“ Calvin Coolidge
„Nichts ist gewöhnlicher, als talentierte Männer ohne Erfolg.“
Bedeutet so viel wie: Talent ist keine Garantie für Erfolg. Großartiger Spruch, der den untalentiertesten von uns doch sehr schmeichelt. Zu diesem Thema gibt es viel Forschung, Literatur, Meinungen etc. Es wäre ganz fabelhaft, wenn man all das in einem Beitrag zusammenfassen könnte. Ich beschränke mich allerdings auf die aktuelle Arbeit von Angela Duckworth (2017), die uns eine interessante Perspektive auf sportliche Spitzenleistung werfen lässt.
Grit – Durchhaltevermögen
Das Buch heißt „Grit“ und bedeutet so viel wie Biss oder Durchhaltevermögen (Zu einem besseren Lesefluss verwende ich ab jetzt nur noch das Wort Biss oder bissig). Wie wichtig ist Biss im Sport oder im Leben allgemein? Offensichtlich wichtig, denn sonst hätte Angela kein Buch darüber geschrieben. Alles fängt mit einem Beispiel aus einer elitären Militärakademie an – Westpoint.
Rigoroser Trainingsplan, gnadenlose Ausbilder, atemlos durch den Tag – so könnte man das Ausbildungsprogramm in Westpoint beschreiben. Die Ausfallzahlen sind sehr hoch, mit anderen Worten, viele fangen an und die meisten geben auf. Wäre es nicht super, wenn man vorhersagen könnte, wer weiterkommt und wer aufgibt? Wie unterscheiden sich Leute die aufgeben von denen die weitermachen?
Liegt der Unterschied in der Intelligenz – nope. In Schulnoten – nope. Körpergröße – nope. Politische Einstellung – nein. Jetzt muss man wahrlich kein Genie sein, um auf die Lösung zu kommen. Biss, also Grit ist eine mögliche Antwort. Die Einstellung „Gib niemals auf“ macht einen bedeutenden Unterschied. Diese Einstellung ist natürlich nicht das einzige was zählt, aber es hat einen deutlichen Einfluss, der es wert ist, erwähnt zu werden.
„Ich gebe nicht auf!“
Was hat das mit Sport zu tun? Nun, ganz viel. Großartigen Sportlern wird oft zugeschrieben, dass sie talentiert sind, begnadet mit Feingefühl, blitzschnellen Reflexen, monströsen Aufschlägen etc. Doch ein Blick hinter die Kulissen der öffentlichen Darstellung genügt, um zu sehen, dass das nicht die ganze Wahrheit ist. Jeder von uns hat Dinge gelernt: Schreiben, Lesen, mit einer Gabel essen, einen Fußball treten, einen Ball werfen, Schläger halten. Das sind Beispiele für Fertigkeiten die nicht über Nacht erlernt wurden, sondern Zeit brauchen.
Spinnen wir den Gedanken weiter und kommen zu dem Hauptpunkt – die erfolgreichen Sportler streben eine kontinuierliche Verbesserung an, geben nicht auf, setzen einen Fuß vor den anderen, auch wenn sie glauben nicht mehr weitergehen zu können. Sie sind „satisfied being unsatisfied“.
Sie sind zufrieden damit, mit sich selbst nie zufrieden zu sein und mehr zu wollen, mehr von sich zu verlangen und noch mehr aus sich herauszuholen. Großartige Leistungen und Fähigkeiten sind lediglich Ansammlungen von „einfachen“ Handlungen, die dauerhaft, regelmäßig und diszipliniert bis zur Perfektion wiederholt werden.
Quellen
Duckworth, A. (2017). Grit – Why passion and resilience are the secrets to success.