E-Sport Psychologie – Der Add-on für Höchstleistung

Was ist E-Sport Psychologie?

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Dank für das Foto geht an Florian Olivo


Man erkennt wie neu der Bereich der E-Sport Psychologie ist, wenn man versucht es bei Wikipedia zu finden – die Suche scheitert, eine formale Definition gibt es bisher nicht. Was ist denn E-Sport Psychologie? Man kann es nicht sehen, anfassen oder riechen. Wenn von Psychologie die Rede ist, dann hat das für Viele einen Beigeschmack von Störungen, Depressionen oder Psychotherapeuten.

Es ist richtig, dass man sich in der Psychologie unter anderem mit der Linderung von psychologischen Störungen beschäftigt, aber das ist noch nicht alles. Insbesondere im Bereich der Sportpsychologie geht es um Verbesserung der eigenen Fähigkeiten und um Leistungssteigerung. Also wie kann ich mich mithilfe psychologischer Erkenntnisse verbessern, meine Leistung steigern?

Fragestellungen der E-Sport Psychologie

    • Welche Strategien und Techniken können mir helfen, um dem Wettkampfdruck effektiv standzuhalten?
    • Was kann ich für eine kontinuierliche Verbesserung meiner Skills tun?
    • Wie kann der Trainer dafür sorgen, dass die Konzentration der Spieler in kritischen Situationen messerscharf ist?

Bisher gibt es kein Patentrezept für Höchstleistung, für jeden Spieler und jedes Team können die Lösungen sehr unterschiedlich aussehen. Um die Kreation solcher Lösungen bemühen sich die E-Sport Psychologen.

Talent oder Erfahrung?

Was glaubst du wie viel Talent du brauchst, um in der obersten Liga zu spielen oder dein Potenzial vollständig auszuschöpfen? Braucht man überhaupt Talent? Es ist eine der spannendsten Debatten die Spieler, Sportler und Psychologen seit Jahrzehnten führen. Ist der beste eSpieler deshalb der beste, weil er talentierter ist als die anderen? Oder weil er länger und zielorientierter gespielt hat? Was hat mehr Gewicht – Talent oder Erfahrung?

Lange Zeit wurde angenommen, dass man zum Experten in seinem Bereich wird, wenn man über 10 000 Stunden Erfahrung hat. Die 10 000 Stunden Regel, die durch die Studie von Ericsson, Krampe und Tesch-Römer (1993) entstanden ist.

Bei genauerem Hinschauen stellte sich heraus, dass die 10 000 Stunden Regel keine Regel ist, denn es gab Profis, die deutlich weniger Stunden brauchten, um zum Meisterstatus zu gelangen (ca. 3000 Stunden) und es gab welche, die deutlich mehr Stunden brauchten (ca. 23 000 Stunden).  Auch aus eigener Erfahrung werden viele Spieler erlebt haben, dass einige ihrer Freunde deutlich besser sind, auch wenn sie gleich viel trainieren.

Qualität des Trainings entscheidend

Im Laufe der Zeit dämmerte die Erkenntnis, dass die Trainingszeit die Unterschiede zwischen Profis und Nicht-Profis alleine nicht erklären kann. Schließlich trainieren Amateurspieler im Laufe des Lebens auch über 10 000 Stunden, ohne jemals vom Leistungssport träumen zu können.

Es ist die Qualität des Trainings und der Vorbereitung die den entscheidenden Unterschied macht. E-Sport Psychologen unterstützen die eSportler bei der Suche nach dieser Qualität.

Forschungen zeigen, dass erfolgreiche Sportler effektive Lernstrategien verwenden, sich mental auf das Training vorbereiten, eigene Routinen haben und sich auf die Unterstützung ihres Teams verlassen können (Gould et al., 1999). Natürlich müssen die Spieler ihr Handwerk beherrschen, das Kennen aller Charaktere und Techniken bei League of Legends, die Zielsicherheit und Reflexe bei CS:GO und das Spielverständnis sowie die Koordination der Finger bei FIFA.

E-Sport Psychologie ist kein Ersatz für Training, es ist kein neuer Browser den man sich installiert – es ist eher ein Add-On, der das Leben und das Spielen verändern kann. Alles kann mit der Frage beginnen: Was kann ich tun, um mein Potenzial in der begrenzten Zeit zu entwickeln?

Quellen

Ericsson, K. A., Krampe, R. T., & Tesch-Römer, C. (1993). The role of deliberate practice in the acquisition of expert performance. Psychological review, 100(3), 363.

Gould, D., Guinan, D., Greenleaf, C., Medbery, R., & Peterson, K. (1999). Factors affecting Olympic performance: Perceptions of athletes and coaches from more and less successful teams. The sport psychologist, 13(4), 371-394.