Anton Samsonov

Psychologische Hilfe & Coaching

a.samsonov@thepsychologist.de

Schlagwort: Wissenschaft

  • Sportpsychologie – Die Hilfe für mehr Erfolg

    Sportpsychologie – Die Hilfe für mehr Erfolg

    In der Welt des Sports ist es selten eine gute Idee stehenzubleiben – man wird überholt. Wer nicht an sich arbeitet, hat schon verloren. Sportler im Leistungs- und Amateurbereich streben nach Erfolg und werden von Trainern, Physiotherapeuten und Medizinern unterstützt.

    Auch Sportpsychologen reihen sich in dieser Entourage als Berater ein und begleiten die Athleten auf ihrem Weg. Doch wofür werden sie bezahlt? Weiß man, ob Sportpsychologie wirkt? Logisch, dass wir es als Sportpsychologen behaupten. Man muss uns nicht glauben – man kann es einfach überprüfen.

    Eine Metaanalyse, die 35 sorgfältig durchgeführte Studien und Experimente zusammengestellt und analysiert hatte, zeigt, dass Sportpsychologie zur Leistungssteigerung beiträgt (Brown & Fletcher, 2017). In den folgenden Sportarten zeigte die sportpsychologische Intervention einen bedeutenden Effekt: Fußball, Reiten, Baseball, Tennis, Laufen, Bowling, Bogenschießen, American Football, Radfahren, Hockey, Golf, Volleyball.

    Dabei verglich man die Leistung von zwei Gruppen, die erste Gruppe, die mit einem Sportpsychologen gearbeitet hatte und die zweite Gruppe, die keine Intervention bekam. Die Unterschiede waren mittelstark bzw. moderat, was für psychologische Effekte beachtlich ist. Besonders effektiv schnitt das mentale Training ab ∆ = .57 (Delta als Maß für die Effektstärke), ∆ = .48 bei Self-Talk, ∆ = .43 bei Teamentwicklung, ∆ = .34 bei Zielsetzung.

    Was bedeuten diese Zahlen und die Ergebnisse?

    Sportpsychologische Maßnahmen, bei denen man beispielsweise Ziele erarbeitet und vor dem Training erprobte Techniken zur Visualisierung trainiert, steigern die sportliche Leistung. Nicht mit allen Trainern, Psychologen und Coaches funktionieren sie gleich gut – einige schneiden dabei besser ab als andere.

    Überraschend ist es nicht – gegnerische Teams, die Qualität der Beratung, Zusammensetzung des Teams und weitere Rahmenbedingungen beeinflussen das Endergebnis. Psychologische Maßnahmen sind eben nur ein Baustein, der zur Leistung addiert wird. Allerdings ist es ein Baustein, das nachweislich zur Leistungssteigerung beiträgt. Sportpsychologie wirkt.

    Quelle

    Brown, D. J., & Fletcher, D. (2017). Effects of psychological and psychosocial interventions on sport performance: A meta-analysis. Sports Medicine, 47(1), 77-99.

  • Eine kritische Haltung

    Eine kritische Haltung

     energy.gov | Public domain |  via Wikimedia Commons

    Warum sind die Dinge so, wie sie sind? Warum haben wir zwei Augen und nicht vier? Warum spüren wir nicht die Bewegung der Erde, obwohl sie sich immer dreht? Warum haben wir manchmal Angst? Warum gibt es Krieg? Wir stellen Fragen und versuchen sie zu beantworten.

    Das ist unsere Natur. Diese Neugier, Dinge und Prozesse zu verstehen, bringt auch dich dazu, diesen Beitrag zu lesen. Dieselbe Neugier bewegt auch die Wissenschaft. Die Wissenschaft versucht Dinge, die wir wahrnehmen, zu erklären, zu verstehen und zu verändern. Für das wissenschaftliche Arbeiten reicht die Neugier natürlich nicht aus.


    Die Neugier ist der Ursprung der Wissenschaft – Photo by Alex Block on Unsplash

    Kritische Haltung – eine Komponente, die in der Wissenschaft eine besondere Stellung einnimmt und unsere Aufmerksamkeit verdient. Nach dem Lesen des Buches von Richard Feynman komme ich nicht umher, etwas darüber zu schreiben (Surely You’re Joking, Mr.Feynman!, 1985).

    Der Autor ist ein renommierter Physiker, Nobelpreisträger, der unter anderem für seine Arbeit zur Quantenelektrodynamik bekannt ist, von der ich nicht die geringste Ahnung habe. In seinem Buch prägt er den Begriff der Cargo-Kult-Wissenschaft und meint damit eine Wissenschaft, die nur so tut, als sei sie eine – eine scheinbare Wissenschaft.

    Eine solche Wissenschaft, verwendet die „richtigen“ wissenschaftlichen Methoden und erfüllt die Kriterien, bleibt ansonsten aber leer und sinnlos. Das bloße Kopieren von Methoden ergibt noch keine Wissenschaft.

    Bloß weil man einen weißen Kittel trägt, objektive Fragebögen entwickelt und inferenzstatistische Methoden verwendet, muss dieses Vorgehen nicht zu gültigen wissenschaftlichen Erkenntnissen beitragen. Genauso wenig, wie das Kopieren von Bewegungen eines Golfprofis dazu beiträgt, dass man selbst zu einem Golfprofi wird.

    Beim Lesen musste ich zwangsweise an meine eigenen Disziplinen der Psychologie und Sportpsychologie denken. Psychologie ist eine Wissenschaft. Sie erfüllt auch die formalen Kriterien einer Wissenschaft, sie sollte sich aber dennoch immer wieder kritisch hinterfragen, um nicht bloß eine Scheinwissenschaft zu sein.

    Das gilt für andere Wissenschaften in gleicher Weise. Sind wir in der Lage, eine kritische Haltung gegenüber unserer eigenen Wissenschaft einzunehmen? Können wir die etablierten Prinzipien und Vorgehen hinterfragen, um die Qualität der Erkenntnisse zu sichern? Diese Qualitätssicherung fängt mit unserem Denken an.

    „You must not fool yourself – and you are the easiest person to fool” | Surely You’re Joking, Mr.Feynman!, 1985

    Hinterfrage dich selbst. Diese Aufforderung gilt einer Wissenschaftsdisziplin wie Psychologie, genauso wie jedem einzelnen von uns, dem Wissenschaftler und der einzelnen Person. Hinterfragen wir unsere eigenen Theorien, Annahmen und Hypothesen. Und ich füge hinzu – hinterfragen wir auch uns selbst.

    Quellen

    Feynman, R. P. (1985). Surely you’re joking, Mr. Feynman. Vintage, London, UK.https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Feynmanhttps://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschafthttps://de.wikipedia.org/wiki/Cargo-Kult-Wissenschafthttps://de.wikipedia.org/wiki/Cargo-Kult