Anton Samsonov

Psychologische Hilfe & Coaching

a.samsonov@thepsychologist.de

Schlagwort: Teamkommunikation

  • Teams, die Unmögliches vollbringen – Entwicklung von Hochleistungsteams

    Teams, die Unmögliches vollbringen – Entwicklung von Hochleistungsteams

    Zusammenfassung

    Teams bestehen aus mehreren Menschen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen. Hochleistungsteams, die das Unmögliche erreichen wollen, müssen in einem Klima des Vertrauens arbeiten, die die Leader schaffen. Der Großteil der Teamentwicklung besteht aus gemeinsamen Aktivitäten, die das Team zusammenschweißen.

    „If you want to go fast, go alone. If you want to go far, you need a team.” John Wooden

    Teams können Unmögliches vollbringen. Aber nur dann, wenn Sie aufeinander eingespielt sind. Sie entstehen nicht einfach so. Um zu einem Hochleistungsteam zu werden, muss sich das Team erst entwickeln. Wir sehen uns an, wie solche Teams entstehen.

    Wie baut man den längsten Tunnel der Welt?

    Die Dunkelheit verschleiert die unfassbare Länge des Tunnels in den Schweizer Alpen. Da, wo die Luft seltsam trocken und kühl ist. Mehr als 57 Kilometer lang. Der längste Eisenbahntunnel der Welt – der Gotthard-Tunnel. Wie kann man so etwas schaffen?

    Mithilfe von mehr als 6.000 Menschen, die daran Tag und Nacht gearbeitet haben. Dabei wurden mehr als 20 Millionen Tonnen Material abgebaut. Unzählige Teams haben daran mehr als 17 Jahre gearbeitet (Link).

    Für das Unmögliche brauchen wir Teams

    Das ist einer der größten Projekte und Erfolge der Menschheit. Einzelne Personen schaffen so etwas nicht, denn für ein solches Projekt werden die unterschiedlichsten Fähigkeiten benötigt. Um die Finanzierung und das Management kümmerten sich die Führungsteams.

    Mit dem Abbau des Materials beschäftigten sich die Architekten und Teams von Handwerkern. Für das Sprengen waren Spezialistenteams zuständig. Für das Unmögliche brauchen wir eben Teams und deshalb finden wir sie auch fast in allen Bereichen unserer Welt wieder.

    Teams sind überall

    Teams finden wir in Büros, wo sie an neuen Produkten und Dienstleistungen arbeiten. Teams arbeiten in Restaurants, die wir besuchen – dort kochen und servieren sie unser Essen.

    Teams operieren uns im Krankenhaus. Entwickeln Medizin. Beschützen unsere Freiheit. Stellen Geräte her, die wir täglich benutzen. Um große und kleine Aufgaben zu lösen, arbeiten wir in Teams.




    Handwerk
    Pharma

    Was ist ein Team?

    Ein Team entsteht, wenn zwei oder mehr Personen an etwas arbeiten. Sie verfolgen ein gemeinsames Ziel – versuchen etwas zu erreichen. Gemeinsame Ziele und Aufgaben machen ein Team aus.

    Es kann ein zeitlich begrenztes, kurzfristiges und/oder ein langfristiges Miteinander sein. Die Ingenieure, die am Plan des Gotthard-Tunnels gearbeitet haben, waren z.B. ein Team, das miteinander langfristig gearbeitet hat.

    Vorteile von Teams

    Der Einsatz von Teams kann eine Reihe von Vorteilen haben:

    • Kosten werden gesenkt – Aufgaben werden schneller erledigt
    • Innovative Lösungen für Probleme geschaffen
    • Probleme werden schnell erkannt und gelöst
    • Die Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit wird gesteigert

    Wie Teams entstehen

    Ein Team entsteht, sobald mehrere Personen versuchen ein Ziel zu erreichen. Das Phasenmodell von Tuckman (1965) beschreibt wie sich die meisten Teams entwickeln. Diese Phasen werden aber nicht von allen Teams durchlaufen – der Prozess unterscheidet sich von Team zu Team.

    Nach der Bestimmung von Teammitgliedern lernen sich alle zunächst kennen und erfahren über ihre Ziele (Forming). Sie beginnen miteinander zu arbeiten. Sie gewöhnen sich aneinander, passen sich an und streiten sich. Über die Zeit verfeinern sie so ihre Zusammenarbeit (Storming).

    Irgendwann kristallisieren sich Normen heraus, die dem Team erleichtern, miteinander zu arbeiten (Norming). Bestimmte Regeln und Umgangsformen geben dem Team Struktur und Orientierung. Mit der Zeit entwickelt sich das Team zu einer Einheit, die Leistung erbringt (Performing).

    Normales Team oder ein Hochleistungsteam?

    Ein Team ist schnell geschaffen – es entsteht mit einem Ziel: Baut den längsten Tunnel der Welt. Dann beginnt die Entwicklung des Teams. Die Entwicklung sollte daran angepasst werden, was das Team können muss.

    Soll ein normales Team entstehen, das normale Aufgaben löst? Oder soll ein Hochleistungsteam entstehen, das Unmögliches vollbringt?

    Der Prozess ist mit der Wahl eines Autos vergleichbar. Brauche ich ein bequemes Auto für den Alltag, um einkaufen zu gehen? Oder muss es eine Hochleistungsmaschine sein, mit der ich Unmögliches vollbringen möchte?

    Hochleistungsteam?

    Normales Team?

    Diese Frage sollte klar beantwortet sein, bevor die Entwicklung des Teams beginnt, denn der Entwicklungsprozess für diese Teams sieht unterschiedlich aus.

    Normale Teams mit einfachen Aufgaben müssen keine langen Entwicklungsprozesse durchlaufen, so wie es bei den Hochleistungsteams zu empfehlen ist.

    In diesem Beitrag geht es in erster Linie um Hochleistungsteams und um dessen Entwicklung. Hier findest du grundlegende Infos zur Entwicklung von normalen Teams und zu Teamerfolg.

    Ein Team ist keine Maschine

    Natürlich ist ein Team keine Maschine, die man zusammensetzen, reparieren oder in Form bringen kann. Ein Team kann man nicht dazu zwingen, sich zu entwickeln.

    Entwicklung benötigt Zeit und geschickte Führung. Ein Leader, der sich den Erfolg des Teams wünscht, muss die Entwicklung des Teams ernst nehmen.

    Teams bestehen aus Personen, die ihre Persönlichkeit, Erfahrungen, Werte, persönlichen Ziele, Erwartungen, Ängste und Hoffnungen mitbringen. Es lässt sich zwar zusammenstellen aber man kann es nicht zu Höchstleistungen zwingen.

    Ein Team ist wie eine Pflanze –

    es braucht Aufmerksamkeit wenn es gedeihen soll. Früchte der Teamarbeit erntet nur der, der für den Wachstum sorgt.

    Darf ich alles sagen?

    Kein Vertrauen – kein Hochleistungsteam. Der Leader muss dafür sorgen, dass jeder das Gefühl hat, alles sagen zu dürfen – wir nennen es psychologische Sicherheit. Wenn im Team Angst herrscht, belächelt oder bestraft zu werden, dann kann ein Team nicht optimal funktionieren.

    Welche gravierenden Folgen das Klima der Angst haben kann (Gegenteil von psychologischer Sicherheit), zeigte sich bei der Firma Boeing. 2018 starben mehr als 300 Menschen bei zwei Abstürzen der Boeing Maschinen (Link).

    Im Unternehmen herrschte eine Kultur der Vertuschung und Angst, Fehler einzugestehen. Von psychologischer Sicherheit kann da keine Rede sein. Der große Leistungsdruck führte zu Fehlern, die zu technischen Defekten in den Flugzeugen beitrug. 

    Ein Hochleistungsteam kann das Unmögliche nur dann erreichen, wenn jeder seine Ideen einbringen und seine Bedenken frei äußern kann. Leader sind dafür verantwortlich, ein Klima des Vertrauens zu schaffen.

    Geheimnisse von Hochleistungsteams

    Zeit, die man zusammen verbringt, ist das Wasser und Licht der Pflanze, die wir Team nennen. Die Entwicklung des Teams beginnt und endet mit gemeinsamen Aktivitäten. Hochleistungsteams haben folgendes gemeinsam:

      • Jeder kennt die Teamziele und Vision – Was wollen wir erreichen?
      • Die Rollen und Verantwortlichkeiten sind geregelt – Wer arbeitet mit wem an was?
      • Kundenorientierung wird von jedem gelebt – Wie gehen wir mit unseren Kunden um?
      • Klare Regeln der Zusammenarbeit sind ausgearbeitet – Wie wollen wir miteinander umgehen?
      • Die Teammitglieder sprechen regelmäßig miteinander – Was will ich dir sagen?
      • Die Aufgaben des Einzelnen sind präzise definiert – Was wird genau von mir erwartet?
      • Diskussionen können unbesorgt geführt werden – Darf ich sagen, was ich denke?
      • Besprechen unterschiedlicher Sichtweisen und Konflikte – Lassen wir mehrere Standpunkte und Sichtweisen zu?
      • Teammitglieder vertrauen einander – Machst du das, was du sagst?
      • Vereinbarungen werden als verbindlich gesehen – Muss das wirklich gemacht werden?
      • Unvorhergesehenes wird flexibel aufgenommen – Wie offen sind wir für Neues?

    Die dem Tod trotzen

    Im Militär hat Teamarbeit Priorität. Nur Teams, die miteinander funktionieren, würden im Ernstfall überleben. Aus einem Haufen von Fremden soll ein Team entstehen, das einheitlich handelt, denkt und einander vertraut.  

    Ab dem ersten Tag werden neue Soldaten dafür ausgebildet, im Team zu arbeiten. Sie verbringen Zeit miteinander, lösen Probleme im Team und fügen sich den Teamzielen.

    Auch im Militär müssen wir zwischen normalen Teams und Hochleistungsteams unterscheiden. Soldaten, die für grundlegende Aufgaben geplant sind, durchlaufen nicht dieselbe Teamentwicklung wie Spezialkräfte.

    Die Spezialkräfte verbringen wesentlich mehr Zeit in Ausbildung, müssen häufiger, intensiver und präziser im Team arbeiten, um für den schlimmsten Ernstfall gewappnet zu sein. Die Methoden zielen darauf ab, Hochleistungsteams zu entwickeln.

    Um Hochleistungsteams zu entwickeln, können Methoden und Erkenntnisse der Spezialkräfte genutzt werden, um Teams zu einer Einheit zu formen, die Unmögliches vollbringt.

    Was können Leader tun?

    Leader werden dafür bezahlt, Menschen zu führen. Nicht alle von ihnen sind der Aufgabe gewachsen, Hochleistungsteams eigenständig zu entwickeln. Das ist keine Schande – jedes Team, das Unmögliches erreichen muss, ist ein Unikat.

    Dafür gibt es keine Vorlage, die aus der Schublade rausgeholt werden könnte. Mithilfe einer durchschnittlichen Schablone entsteht kein überdurchschnittliches Team. Leader, die ein Hochleistungsteam entwickeln möchten, sollten Unterstützung holen und einen Plan für die Entwicklung ihres Teams erstellen.

    Zusammenfassung

    Teams bestehen aus mehreren Menschen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen. Hochleistungsteams, die das Unmögliche erreichen wollen, müssen in einem Klima des Vertrauens arbeiten, die die Leader schaffen. Der Großteil der Teamentwicklung besteht aus gemeinsamen Aktivitäten, die das Team zusammenschweißen.

    Hochleistungsteams entwickeln

    Brauchst du Unterstützung, um ein Hochleistungsteam zu entwickeln?

    Nimm Kontakt auf

    Quellen

    Hofert, S., Visbal, T. (2021). Teams & Teamentwicklung. München: Vahlen.

    Nerdinger, F. W., Blickle, G., Schaper, N., & Schaper, N. (2008). Arbeits-und Organisationspsychologie (Vol. 429). Heidelberg: Springer.

    https://www.houseofswitzerland.org/de/swissstories/geschichte/das-gotthard-maerchen

    https://rework.withgoogle.com/print/guides/5721312655835136/

    https://www.bbc.com/news/business-54174223

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  • Kommunikation – Die stille Kunst

    Kommunikation – Die stille Kunst

     Marc Rafanell López

    Regelmäßig führen wir Gespräche mit Trainern und Spielpartnern, tauschen uns mit anderen aus und stehen in einem mentalen Dialog mit uns selbst. Die genannten Beispiele lassen sich unter dem Punkt Kommunikation zusammenfassen – die Kommunikation mit anderen und mit uns selbst. Im Sport wird diesem Thema eher selten eine Hauptrolle eingeräumt, weder beim Training, noch bei den Wettkampfvorbereitungen.

    Kommunikation bedeutet nicht „Sprechen“

    Viel wäre damit erreicht, wenn wir uns dem Thema öffnen. Zunächst ein paar Gründe, warum es sich lohnt, darüber nachzudenken:

    • Kommunikation im Team hat eine Auswirkung auf die Emotionen der Personen (Tenenbaum & Eklund, 2007, S.46).
    • Kommunikation wirkt sich positiv auf das empfundene Gemeinschaftsgefühl (Teamkohäsion) und Leistung des Teams aus (Tenenbaum & Eklund, 2007, S. 118).
    • Inspirierende und motivierende Kommunikation des Kapitäns oder Trainers gehört zu einflussreichen Faktoren, die das Verhalten der Teammitglieder langfristig beeinflussen (Tenenbaum & Eklund, 2007, S.127)

    Foto von Xuan Nguyen auf Unsplash

    Kommunikation wirkt sich auf unsere Gefühle, Gedanken und unser Verhalten aus. Kurzfristig und langfristig. Der Einfluss der sprachlichen, aber auch der körpersprachlichen Kommunikation ist daher ein wichtiger Anknüpfungspunkt, um die Leistung des eigenen Teams zu verändern. Doch die Selbstverständlichkeit, mit der wir im Sport kommunizieren, macht uns blind für ihre Wichtigkeit.

    In diesem Beitrag möchte ich die Aufmerksamkeit auf einen speziellen Ausschnitt der Kommunikation richten – auf den Prozess des Zuhörens und Wahrnehmens. Wenn wir über Kommunikation sprechen, dann denken wir zuerst an die aktive Rolle des Sprechens, doch mindestens genauso wichtig ist die Rolle des Zuhörens.

    Im Teamsport

    In welchen Momenten ist die Kommunikation zwischen dir und den anderen Teammitgliedern von großer Bedeutung? In welchen Situationen bist du auf die Informationen der anderen angewiesen, um deinen „Job“ besonders gut zu machen? Agierst du und die anderen Spieler als ein Ganzes?

    Natürlich gibt es immer wieder Kommunikationsschwierigkeiten und Missverständnisse. Allerdings kann die gezielte Übung der eigenen Wahrnehmung die Fähigkeit verbessern, die Rufe oder Zeichen der eigenen Mitspieler zu sehen und entsprechend zu agieren. Die Aufnahme von solchen Zeichen kann spielentscheidend sein.

    Im Einzelsport

    In welchen Momenten kann die Kommunikation mit sich selbst von Vorteil sein? Wann solltest du dich selbst befragen? Z.B. „Soll ich den Time-Out jetzt nehmen oder noch etwas warten?“ In welchen Momenten ist diese Aufmerksamkeit nicht notwendig und vielleicht sogar schädlich? Es zeigt sich, dass das Starten eines inneren Dialogs in Drucksituationen nicht förderlich ist.

    Dadurch können die aufgebauten Automatismen gestört werden und die eigene Leistung negativ beeinflussen. Zum inneren Zuhören gehört auch das Nachdenken und Grübeln über die eigenen Fehler – sei dir dessen bewusst, dass es in vielen Situationen kontraproduktiv ist, mit dem Nachdenken anzufangen, während du im Spiel bist.

    Das Zuhören als Übung begreifen

    Wie gut kannst du deinem Trainer, deinen Teamkollegen und dir selbst zuhören? Mach es dir zur Aufgabe, aufmerksam zu sein und deinen Gesprächspartnern konzentriert zuzuhören. Wann bist du auf die Informationen der anderen angewiesen, um Punkte zu erzielen oder zu verhindern? Führe dir vor Augen, in welchen Situationen das Zuhören besonders wichtig ist und bereite dich auf diese Situationen mental vor.

    „The true professional in every field performs from a base of solid faith in his potential to act successfully.

    He doesn’t listen to self-doubt.“

    Matthew Syed – Bounce

    Quellen

    Syed, M. (2010). Bounce. New York, NY: HarperCollins.

    Tenenbaum, G. & Eklund, R. C. (2007). Handbook of sport psychology.