Anton Samsonov

Psychologische Hilfe & Coaching

a.samsonov@thepsychologist.de

Schlagwort: Selbstkontrolle

  • Selbsterkenntnis – Lerne dich kennen

    Selbsterkenntnis – Lerne dich kennen

    Joel Staveley

    SÄULEN DER GLÜCKSELIGKEIT UND ZUFRIEDENHEIT – FOLGE 9

    Dinge, die wir kennen, langweilen uns. Deshalb suchen wir. Im Internet. In Zeitschriften. In Büchern. In Gesprächen. In unserer Arbeit. Aber wonach suchen wir? Das ist eine Frage, die kein Experte für uns beantworten kann. Die Suche nach der Antwort ist die Hauptaufgabe unserer Existenz.

    LÜCKENTEXT DES LEBENS

    Das Leben ist wie ein Lückentext – man kann sich nie sicher sein, was in die Lücken soll, denn so viel ist möglich. Einige schreiben vom Nachbar ab und leben in fremden Welten mit fremden Wünschen. Einige trauen sich in eigenen Welten zu leben und nach ihren eigenen Antworten zu suchen. Wie würdest du die Lücken füllen?

    Ich bin auf der Suche nach                                und glaube,  dass ich dadurch                               erreiche, obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich vielleicht lieber nach                                  suchen will.


    Foto von Anthony Martino auf Unsplash

    KENNST DU DICH SELBST?

    Hast du den Text ausgefüllt? Oder einfach drüber weg gelesen? Hast du diesen Widerstand gefühlt und gedacht: „Ne, das mach ich jetzt nich“. In solchen Momenten sträubt sich etwas in uns. Dieser Widerstand ist an und für sich gesund und sorgt dafür, dass wir auf unserem Kurs bleiben. Nicht ständig etwas Neues ausprobieren und die komfortablen Pfade verlassen.

    Schlussendlich ist es deine persönliche Entscheidung, ob du deinen aktuellen Kurs beibehalten oder ändern möchtest. Willst du die Antworten in deinem Lückentext verändern oder bist du damit zufrieden?

    All diese Fragen und Gedanken zielen auf Selbsterkenntnis ab. Dieser Beitrag versucht dich anzuregen, mehr über dich selbst erfahren zu wollen. Wie gut kennst du dich selbst? Weißt du, was dir gut tut? Weißt du, was dir Schmerzen bereitet? Wir sprechen über Selbsterkenntnis.

    KONTROLLE UND SELBSTERKENNTNIS

    Wir sind in einer Welt, die zugleich unglaublich schön und unfassbar hässlich ist. Eine Welt, die keine Garantien bietet und zu jeder Zeit unser Glück und unser Leben beenden kann, ohne, dass wir dagegen etwas tun könnten. Vieles in diesem Leben können wir nicht kontrollieren.

    Was wir allerdings zum größten Teil kontrollieren können, sind wir selbst. Das, worüber wir uns täglich Gedanken machen. Das, worüber wir uns Sorgen machen. Das, worüber wir uns täglich aufregen. Das, was wir täglich tun. All das liegt in unserer Macht.

    Selbsterkenntnis ist das Fundament unseres Glücks und unserer Zufriedenheit. Wenn du dich selbst und deine Bedürfnisse nicht kennst, wie kannst du oder jemand anders, dich dann glücklich machen?


    Photo by Guilherme Stecanella on Unsplash

    IM ZENTRUM

    Ein Zitat von Jon Kabat-Zinn spiegelt wider, worüber wir hier sprechen: „Wherever you go, there you are.“ Wohin du auch gehst – da bist du. Du bist das Zentrum deines eigenen Universums. Du bist das Zentrum deines Glückes und deiner Probleme. Dein Glück und dein Unglück beginnen mit dir und hören mit dir auf.

    Lerne dich selbst besser kennen. Bemühe dich um eine tiefere Selbsterkenntnis. Kenne deine Schwächen. Setze auf deine Stärken. Wir können nicht kontrollieren was uns widerfährt, aber wir können immer entscheiden, wie wir damit umgehen.

    QUELLEN:

    Fordyce, M. W. (1981). The psychology of happiness: A brief version of the fourteen fundamentals.

     

    ERFAHRE MEHR ÜBER DICH SELBST

    Nutze den verlinkten Fragebogen, um dich besser kennenzulernen

    Link zum Fragebogen

  • Erfolg durch Selbstdisziplin im Sport

    Erfolg durch Selbstdisziplin im Sport

    Victor Freitas

    Disziplin schafft Leistung

    Im letzten Beitrag haben wir festgestellt, dass Erfolg in der Schule und im Studium wesentlich von Selbstdisziplin mitbestimmt werden. Es zeigt sich auch, dass disziplinierte Menschen im Schnitt ein längeres und gesünderes Leben vor sich haben.

    Im Gegensatz dazu kann ein Leben ohne Selbstdisziplin eine Reihe von Problemen mitbringen. Gestörtes Essverhalten, Alkoholsucht oder Neigung zu Drogen, Aggression und Kriminalität, Rauchen oder ungeschützter Sex. Man könnte auch sagen, dass Selbstdisziplin eine Fähigkeit ist, die uns vor dem Kontrollverlust schützt.

    https://thepsychologist.de/erfolg-durch-selbstdisziplin-teil-1

    Selbstdisziplin als Kampf

    Schlagen wir nun eine Brücke zum Sport. Es ist 17 Uhr abends und du stehst vor einer Entscheidung, zum Training gehen oder nicht gehen? Dein Gewissen spricht dafür, aber du bist müde und lustlos. Es fühlt sich so an, als würdest du gegen dich selbst kämpfen. Wie entscheidest du dich?

    Täglich bestreiten wir solche Kämpfe gegen uns selbst. Es betrifft wie viel wir essen, wie viel wir uns bewegen, wie wir mit anderen Menschen umgehen, wie wir Geld handhaben, wie diszipliniert wir im Straßenverkehr sind und wie wir unsere Zukunft planen.

    Der Ausgang dieser Kämpfe entscheidet mit, wie sich unser Leben entfaltet und was wir aus uns machen. Wir sprechen von Selbstdisziplin und meinen damit die Fähigkeit, uns selbst zu steuern.


    Selbstdisziplin kann uns vor uns selbst schützen. Im Sport ist diese Fähigkeit fundamental.

    Kontrollverlust

    Zwei Boxer stehen sich gegenüber. Auf dem Spiel steht der Weltmeistertitel. In der dritten Runde beißt Mike Tyson in das Ohr seines Gegners. Der Kampf wird beendet, der Weltmeistertitel bleibt bei seinem Gegner. Mike Tyson wird seine Boxlizenz aberkannt. Finde den Fehler.

    Disziplinierte Sportler = erfolgreiche Sportler?

    Welche Bedeutung nimmt Selbstdisziplin im Sport ein? Sind erfolgreiche Sportler disziplinierter als weniger erfolgreiche? Können wir mit einer kurzen Befragung feststellen, wer besonders viel Selbstdisziplin besitzt und damit auch die sportliche Leistung vorhersagen und damit Talente entdecken?

    Toering, Elferink-Gemser, Jordet und Visscher (2009) versuchten diese Frage zu klären und befragten junge Fußballspieler (Profis und Amateure) nach den einzelnen Facetten von Selbstdisziplin, darunter Selbstreflexion und Planungsfähigkeit. Die Profis hielten sich im Durchschnitt für reflektierter als die Amateurspieler.

    Selbstreflexion definierten die Forscher als eine Fähigkeit, vergangene Erfahrungen zu reflektieren, daraus zu lernen, um das nächste Mal besser zu sein. Reflexionsfähigkeit könnte also eine Komponente sein, die zwischen den guten und den besten Athleten unterscheidet, so die Forscher.

    Experten reflektieren

    Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch Jonker, Elferink-Gemser und Visscher (2010). Auch sie befragten Profi- und Amateursportler und folgerten aus ihren Ergebnissen, dass die Reflexionsfähigkeit mit dem Expertenstatus korreliert.

    Mit anderen Worten, je reflektierter ein Sportler ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass er|sie sich zu einem Experten entwickelt. Das klingt plausibel, denn wer sich regelmäßig reflektiert, könnte regelmäßige Anpassungen vornehmen und gibt sich damit die Chance, besser zu werden. 

    Sieht man bei den Schwimmern nach, dann zeigt sich auch dort die Tendenz zur aktiven Selbststeuerung von Profis. Anshel und Porter (1996) verglichen professionelle jugendliche Schwimmer mit gleichaltrigen Jugendlichen.

    Auch sie haben erwartet, dass die beiden Gruppen sich in ihrer Selbstdisziplin unterscheiden. Nach der Auswertung ihrer Befragungen stellte sich heraus, dass professionelle Schwimmer sich mehr Gedanken über die Selbststeuerung machten, während und nach einem Wettbewerb.

    Amateure machen sich offenbar weniger Gedanken und steuern sich weniger bewusst als erfahrene Athleten. Wir könnten annehmen, dass eine Vielzahl an Erfahrungen den Profis die Möglichkeit bietet, sich im Training und Wettbewerben besser kennenzulernen und die Fähigkeit zu erwerben, sich selbst zu steuern und zu reflektieren.

    Auch die Arbeit von Berliner (1994) geht auf Fähigkeiten von Experten ein und betont das feinere Gespür für die Feinheiten von Herausforderungen. Experten sind flexibler in ihrer Planung und sie reflektieren mehr als Amateure, wenn es um Lernen und Lernprozesse geht.

    Halten wir nun ein paar Dinge fest, die wir bisher gelernt haben – Selbstdisziplin besteht aus mehreren Facetten wie Planungsfähigkeit, Selbstreflektion, Fähigkeit sich selbst zu steuern und noch weitere. Dabei könnte insbesondere die Selbstreflektion ein Indikator für sportlichen Erfolg sein.


    Selbstreflektion ist eine Facette von Selbstdisziplin.

    Lässt sich Selbstdisziplin trainieren?

    Einige Forscher vertreten die Ansicht, dass Selbstdisziplin eine stabile Eigenschaft unserer Persönlichkeit ist, die uns unser Leben lang begleitet. Sie ist zu einem bestimmten Teil von unseren Eltern und Vorfahren vererbt (Hagger, 2014). Diejenigen, die sich mit Psychologie der Persönlichkeit beschäftigt haben, wissen dass eine Änderung einzelner Persönlichkeitseigenschaften meist nur in geringem Maße möglich ist.

    Im Fall von Selbstdisziplin ist eine Steigerung durch Training aber möglich und wurde durch Baumeister et al. (2006) gezeigt. In ihrer Studie machten die Teilnehmer an einem Sportprogramm von zwei Monaten mit. Durch regelmäßigen Sport trainierten sie nicht nur ihre Muskeln und Kondition, sondern auch ihre Selbstdisziplin.

    Wieso? Durch die wiederholte Überwindung kräftigten sie ihre Selbstdisziplin wie einen Muskel. Durch die wiederholte Nutzung ihrer bisher unterentwickelten Selbstdisziplin konnten sie die Stärke ihrer Selbstdisziplin steigern. Gute Nachrichten, oder?

    Ein bestimmtes wissenschaftliches Programm muss man dafür nicht durchlaufen. Es reicht schon, sich selbst regelmäßig zu Aktivitäten zu überwinden. Klein anfangen und Stück für Stück steigern. Wenn es leicht klingt, dann täuscht der Eindruck. Leicht fällt nur das Reden danach.

    Quellen

    Anshel, M. H., & Porter, A. (1996). Self-regulatory characteristics of competitive swimmers as a function of skill level and gender. Journal of Sport Behavior, 19(2), 91.

    Baumeister, R. F., Gailliot, M., DeWall, C. N., & Oaten, M. (2006). Self‐regulation and personality: How interventions increase regulatory success, and how depletion moderates the effects of traits on behavior. Journal of personality, 74(6), 1773-1802.

    Berliner, D. C. (1994). Expertise: The wonders of exemplary performance. In John N. Mangieri and Cathy Collins Block (Eds.), Creating powerful thinking in teachers and students (pp. 141-186). Ft. Worth, TX: Holt, Rinehart and Winston.

    Hagger, M. S. (2014). The multiple pathways by which trait self-control predicts health behavior. Annals of Behavioral Medicine, 48(2), 282-283.

    Jonker, L., Elferink-Gemser, M. T., & Visscher, C. (2010). Differences in self-regulatory skills among talented athletes: The significance of competitive level and type of sport. Journal of Sports Sciences, 28(8), 901-908.

    Toering, T. T., Elferink-Gemser, M. T., Jordet, G., & Visscher, C. (2009). Self-regulation and performance level of elite and non-elite youth soccer players. Journal of sports sciences, 27(14), 1509-1517.

  • Erfolg durch Selbstdisziplin

    Erfolg durch Selbstdisziplin

     Aaron Burden

    Selbstdisziplin, Selbstbeherrschung, Selbstkontrolle – alles Begriffe, die uns bekannt sind. Doch sind sie relevant für unser Leben, unsere Arbeit und unseren Sport? In diesem Beitrag möchte ich diese Frage beantworten und andere Fragen aufwerfen.

    Trägt Selbstdisziplin (SD) zum Erfolg im Leben und im Sport bei?

    Ist SD anerzogen, angeboren oder antrainiert?

    Und wenn sie trainierbar ist, wie kann man sie trainieren?

    Selbstdisziplin ist die Fähigkeit zur Selbststeuerung und beeinflusst, wie du dein Verhalten in guten und in schlechten Zeiten steuerst. Vor allem bei mehreren Zielen, die miteinander im Konflikt stehen, spielt Selbstdisziplin eine wichtige Rolle [1].

    Wie entscheidet sich die Frau im Bild unten? Traut sie sich ins Wasser und geht das Risiko ein, dass sie einem Hai begegnet? Oder verweigert sie sich jetzt den Spaß und widmet ihre Aufmerksamkeit etwas anderem? Falls sie sich gegen das Schwimmen entscheidet, spricht das für die Stärke ihrer Selbstdisziplin?

    Gehen oder nicht gehen? Ein Zielkonflikt, der Selbstdisziplin erfordert, falls sie nicht ins Wasser geht – Photo by Lubo Minar on Unsplash

    Warum interessieren wir uns für Selbstdisziplin?

    Wenn wir über Erfolg in der Schule, bei der Arbeit und im Leben sprechen – was hat mehr positiven Einfluss, Intelligenz oder Selbstdisziplin? Einige Studien legen nahe, dass Selbstdisziplin die Nase vorne hat.

    So zeigten z.B. Duckworth und Seligman (2005), dass SD die Noten von Achtklässlern besser vorhersagt als Intelligenz [2]. Der Notendurchschnitt war bei den disziplinierten Schülern im Durchschnitt besser als bei den intelligenteren Schülern.

    Für diejenigen unter euch, die ein paar Zahlen sehen wollen: die Korrelation zwischen Selbstdisziplin und Notendurchschnitt lag bei r =.67; zwischen Intelligenz und Notendurchschnitt bei r =.32. Mit anderen Worten, ein Kind, das sehr diszipliniert ist, dafür aber weniger intelligent, wird im Durchschnitt bessere Noten haben, als ein Kind, das zwar intelligenter ist, aber wenig Selbstdisziplin besitzt.

    Die Forscher fassen ihre Ergebnisse folgendermaßen zusammen:  „Selbstdisziplin hat mehr Einfluss auf schulische und akademische Leistung, als Intelligenz“ (Duckworth & Seligman, 2005, S.943). Starke Worte. Wie sieht es bei Erwachsenen aus?

    Lang lebe die Selbstdisziplin – Langlebigkeit bei Erwachsenen

    Es gibt auch Hinweise dafür, dass Selbstdisziplin zu einem langen Leben beiträgt = disziplinierte Menschen leben länger (Weiss & Costa, 2005) [3]. Und wieso? Die Forscher nehmen an, dass selbstdisziplinierte Menschen sich proaktiv (frühzeitig und aktiv) um ihre Gesundheit und um ihr Wohlbefinden kümmern und Aktivitäten vermeiden, die ihnen schädlich sein können. Beispiele?

    Verletzt trainieren
    Texten und Fahren
    Andere Dinge tun, die gefährlich aussehen

    Die aufgeführten Beispiele sollen demonstrieren, dass ein Mangel an Selbstdisziplin zu schädlichem oder sogar tödlichem Verhalten beitragen kann. Mir geht es hier allerdings nicht um den moralischen Zeigefinger – ich möchte nicht sagen, was gut oder schlecht ist. Ich möchte lediglich den Punkt verdeutlichen, dass Selbstdisziplin sich auf schulischen Erfolg, Gesundheit und sogar unser Überleben auswirken kann. Die Fähigkeit, kurzfristigen Belohnungen zu widerstehen, um sich langfristige Vorteile zu erarbeiten, kann zu einem erfolgreichen und langen Leben führen. Auch in der Studie von Kern und Friedman (2008) zeigte sich, dass der Zusammenhang zwischen Langlebigkeit und Selbstdisziplin bedeutend ist (r =.11) und übrigens auch größer ist, als der Zusammenhang zwischen Langlebigkeit und Intelligenz (r =.07) [4]. Auch hier zieht Intelligenz den Kürzeren, soll aber nicht heißen, dass Intelligenz keine wichtige Rolle spielt. Nach wie vor zählt IQ zu den psychologischen Konstrukten, die das menschliche Verhalten bedeutend vorhersagen können. Wir führen uns allerdings vor Augen, dass einige Fähigkeiten, wie Selbstdisziplin, darin noch besser sein können. 

    Erfolg durch Selbstdisziplin im Sport

    Quellen

    [1] Baumann, N. & Kuhl, J. (2018). Selbstdisziplin. In M. A. Wirtz (Hrsg.), Dorsch – Lexikon der Psychologie. Abgerufen am 04.12.2018, von https://m.portal.hogrefe.com/dorsch/selbstdisziplin/

    [2] Duckworth, A. L., & Seligman, M. E. (2005). Self-discipline outdoes IQ in predicting academic performance of adolescents. Psychological science, 16(12), 939-944.

    [3] Weiss, A., & Costa Jr, P. T. (2005). Domain and facet personality predictors of all-cause mortality among Medicare patients aged 65 to 100. Psychosomatic medicine, 67(5), 724-733.

    [4] Kern, M. L., & Friedman, H. S. (2008). Do conscientious individuals live longer? A quantitative review. Health psychology, 27(5), 505.