Anton Samsonov

Psychologische Hilfe & Coaching

a.samsonov@thepsychologist.de

Schlagwort: Selbstbestimmungstheorie

  • Mehr Zeit in Gesellschaft – Glücklich in Gruppen

    Mehr Zeit in Gesellschaft – Glücklich in Gruppen

    Priscilla Du Preez

    MEHR ZEIT IN GESELLSCHAFT

    Glückliche Menschen suchen Nähe zu anderen (Fordyce, 1981). Intuitiv wissen sie, dass der Kontakt zu anderen gut für sie ist. Welchen Wert haben Häuser, Autos, Geld, Fotos und Handys, wenn man es nicht teilen kann?

    Die Antwort liegt auf der Hand – an und für sich sind diese Dinge gar nicht so wertvoll. Wenn du der letzte Mensch auf diesem Planeten wärst, hätte dein Handy und dein Geld gar keine Bedeutung mehr. Sie wären wertlos.

    Personen Menschen Wald Bäume Sonne Gemeinsam Gemeinschaft

    SOZIALE WESEN

    Auf der Suche nach beruflichem, sportlichem und persönlichem Erfolg vergessen wir manchmal, warum wir das eigentlich machen. Um es mit anderen teilen zu können, um Siege gemeinsam zu feiern, um Anerkennung zu bekommen.

    Diejenigen, die selten darüber nachdenken, wissen natürlich auch, dass wir soziale Wesen sind. Körperliche und emotionale Nähe anderer Menschen sind für uns essentiell.

    Wir benötigen Wertschätzung und Zuneigung, um gesund und glücklich zu sein. Spätestens nach den Experimenten von Harlow mit Babyäffchen, denen Zuneigung und sozialer Kontakt entzogen wurde, wissen wir, dass Isolation uns wortwörtlich verkrüppeln kann. Sieh dir das Video an, um mehr zu erfahren.

    https://www.youtube.com/watch?v=_O60TYAIgC4

    Einsamkeit fühlt sich nicht nur schlecht an, sie kann zu Krankheit führen. Einsamkeit ist schädlich. Doch muss jemand, der alleine ist, einsam sein? Und anders – kann jemand, der nicht alleine ist, sich einsam fühlen?

    Einsamkeit beschreibt nicht die objektive Wirklichkeit, sondern die persönliche Empfindung. Es kommt darauf an, wie wir unsere Welt interpretieren und nicht, was uns widerfährt. Wir kennen diejenigen, die sehr viel Zeit alleine verbringen, ohne sich einsam zu fühlen.

    Auf der anderen Seite kennen wir aber auch die, die sich über Einsamkeit beklagen, obwohl sie augenscheinlich viele Verwandte und Freunde haben. Es ist nicht logisch. Es ist psychologisch.

    DU entscheidest, ob du glücklich bist. DU entscheidest, ob du dich einsam fühlst. Nur DU kannst entscheiden, wie du deine Situation interpretierst.

    UMGEBE DICH MIT MENSCHEN, DIE DU MAGST

    Mit welchen Personen verbringst du gerne deine Zeit? In welcher Gesellschaft fühlst du dich wohl und mit wem möchtest du mehr von deiner Zeit verbringen? Glückselige verbringen gerne Zeit in Gesellschaft, die ihnen gut tut – schließe dich uns an.

    QUELLE

    Fordyce, M. W. (1981). The psychology of happiness: A brief version of the fourteen fundamentals.

  • Motivationales Klima im Sport

    Motivationales Klima im Sport

     Timothy Eberly

    Es reicht nicht aus, motiviert zu sein, um im Sport exzellente Leistung zu erbringen. Mehrere Faktoren müssen zusammenkommen, damit sich Erfolg einstellt. Das psychologische Klima in einem Team ist ein solcher Faktor (Keegan et al., 2014). Trainer, die ein positives, unterstützendes Klima schaffen können, stellen die Weichen für Erfolg. Was machen solche Trainer richtig?

    Einbeziehen

    Bereits einfache Gewohnheiten können zum Ziel führen. Zum Beispiel die Fähigkeit der Trainer, ihre Entscheidungen zu erläutern und auf Vorschläge einzugehen, kann der Motivation einen positiven Schub geben.

    Das sollte nicht sonderlich überraschen, wenn wir uns an die Selbstbestimmungstheorie (SDT) erinnern. Damit wird das Gefühl der Selbstständigkeit (Autonomie) und Kompetenz gefördert. Vielleicht möchtest du dir den Beitrag zum Thema Motivation und SDT noch einmal ansehen.

    Motivation – Was treibt uns an

    Warum hat das Eingehen auf Vorschläge der Sportler einen positiven Effekt auf die Motivation? Weil man nach ihrer Meinung fragt. Weil sie sich einbringen dürfen. Weil sie ihre Ideen mitteilen können. Weil sie sich gehört und verstanden fühlen – und dabei ist erstmal nicht entscheidend, ob diese Ideen in die Tat umgesetzt werden. Frage aktiv nach den Ideen der anderen und versuche sie zu verstehen, um ein positives, motivationales Klima zu schaffen.

    Gehört und verstanden

    Jeder von uns möchte gehört und verstanden werden. Das ist ein psychologisches Grundbedürfnis und wir tun gut daran, es zu kennen (Ryan & Deci, 2000). Zum gegensätzlichen Effekt trägt das Gefühl bei, kontrolliert zu werden – Athleten , die das Gefühl haben, kontrolliert zu werden, zeigen eine geringere Motivation (Calvo et al., 2010).

    Keegan et al. (2014) befragten Sportler, Eltern und andere Mitstreiter zu Verhalten, das sie motiviert. Was fanden sie heraus? Eine Übersicht, was zu tun und was zu lassen ist, wäre super gewesen, aber eine eindeutige Liste mit ToDos konnte nicht erarbeitet werden.

    Miteinander sprechen

    Denn es kommt auf viele Faktoren an. So kann ein Kompliment des Trainers bestärkend, aber auch hinterlistig interpretiert werden, je nach Beziehung zum Trainer und je nach Situation.

    Bestimmtes Verhalten führt also nicht zu eindeutigen Veränderungen in der Motivation. Die effektivste Maßnahme zur Förderung von Motivation durch Trainer? Mit den Sportlern sprechen.

    Quellen

    Calvo, T. G., Cervelló, E., Jiménez, R., Iglesias, D., & Murcia, J. A. M. (2010). Using self-determination theory to explain sport persistence and dropout in adolescent athletes. The Spanish Journal of Psychology, 13(2), 677-684.

    Keegan, R. J., Harwood, C. G., Spray, C. M., & Lavallee, D. (2014). A qualitative investigation of the motivational climate in elite sport. Psychology of Sport and Exercise, 15(1), 97-107.

    Ryan, R. M., & Deci, E. L. (2000). Self-determination theory and the facilitation of intrinsic motivation, social development, and well-being. American psychologist, 55(1), 68.

  • Motivation – Was treibt uns an

    Motivation – Was treibt uns an

    Warum liest du diesen Text? Was treibt dich dazu an, diese Zeilen zu lesen? Minuten deines Lebens damit zu verbringen, Textzeilen auf dem Bildschirm eines Monitors zu betrachten?

    Es ist eine Frage nach deiner Motivation. Was motiviert dich? Mehr als hundert Jahre nach der Entstehung der ersten Motivationstheorien können wir mit Sicherheit sagen, dass die menschliche Motivation komplexer ist, als das man sie so umschreiben könnte: „Nach Glück streben und Schmerz vermeiden“.

    Es ist eine gute Erklärung, wenn es darum geht festzustellen, warum wir unsere Hände nicht dauerhaft auf heiße Herdplatten legen und Ratgeber kaufen, die uns die Formel des Glücks versprechen. Diese einfache Theorie kann uns aber nicht erklären, warum Menschen die Schmerzen eines Marathons auf sich nehmen oder weshalb es Männer gibt, die American Football spielen und sich Schmerz zufügen lassen. Sehen wir uns eine populäre Theorie an.

    „Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie.“

    Kurt Lewin

    Selbstbestimmungstheorie – Self determination theory (SDT) ist eine  Theorie der Motivation. Laut dieser Theorie hat jeder Mensch drei grundlegende psychologische (intrinsische) Grundbedürfnisse, die er befriedigen möchte – unser Fokus liegt also auf der intrinsischen Motivation.

    #1 Autonomie

    Das Streben nach Autonomie und Unabhängigkeit ist ein Grundbedürfnis.

    Die Autonomie können wir auch als Unabhängigkeit bezeichnen. Dahinter verbirgt sich der Wunsch selbstständig zu denken, zu handeln und zu sein. Es äußert sich in dem Wunsch aus dem Elternhaus auszuziehen, anderen Menschen zu widersprechen, eigene Ideen und Haltungen abseits der Mainstream-Meinung zu hegen oder sich selbstständig zu machen.

    Lieber Leser, ohne Zweifel wirst du die natürliche Tendenz nach eigener Eigenständigkeit spüren, wenn man für dich entscheidet, was du zu tun und zu denken hast. Die menschliche Angst davor, kontrolliert und manipuliert zu werden, ist groß.

    Wir streben nach finanzieller, persönlicher und emotionaler Unabhängigkeit und fühlen uns in Situationen überdurchschnittlicher Abhängigkeit eher unwohl. Welche Handlungen werden noch durch das Bedürfnis nach Autonomie ausgelöst? Was fällt dir noch ein?

    #2 Soziale Eingebundenheit

    Es ist ein zentrales menschliches Bedürfnis einer Gruppe anzugehören.

    Es ist die Suche nach Kontakt und Verbindung mit anderen Menschen und der Wunsch nach körperlicher und psychologischer Nähe. Die soziale Eingebundenheit ist der Klebstoff unserer Gesellschaft, der uns auch in schwierigen Zeiten zusammenhält.

    Deine genetische Veranlagung diktiert, dass du dich ausdrückst, sei es durch deinen Gesichtsausdruck oder mit deinen Wörtern. Du möchtest gehört und gesehen werden und den Menschen nah sein, die dir wichtig sind.

    Dieses Grundbedürfnis ist so fundamental und so grundlegend, dass es beinahe lächerlich ist, Beispiele dafür zu nennen. Der Kontakt zu deinen Eltern und Freunden durch ein persönliches Gespräch oder am Telefon, die Beteiligung an Vereinen und Events, die Besuche von Partys, Museen und Parks.

    Unter uns gibt es Menschen, die Phasen der Einsamkeit durchleben und sich in Einsamkeit hüllen. Sie erfahren die Grausamkeit der Einsamkeit, für die unser Geist und unser Körper nicht geschaffen sind. Wir sind soziale Tiere und brauchen Kontakt zu Mitmenschen.

    #3 Kompetenz

    Die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und an Kompetenz zu gewinnen, fühlt sich gut an. Es ist intrinsisch motivierend.

    Das Bedürfnis, sich kompetent zu fühlen, ist die dritte Komponente der Motivationstheorie. Kannst du dich damit identifizieren? Stelle dir bitte die Frage, welches Grundbedürfnis mit dem Lesen dieses Textes befriedigt wird? Die Antwort liegt klar auf der Hand, oder? Es ist der Wunsch nach neuem Wissen und neuen Erkenntnissen, die dich dazu motiviert, sich hinzusetzen und zu lesen. Also der Wunsch nach Kompetenz.

    Erkennst du, dass dahinter der Wunsch steckt, sich zu entwickeln, zu verbessern, zu optimieren? Es ist natürlich auch einer der Gründe warum es Psychologen, Coaches und Trainer gibt, deren Aufgabe es ist, das Bedürfnis nach Kompetenz ihrer Klienten zu befriedigen und ihnen beim Wachsen zu helfen.

    Das Gleiche gilt natürlich auch für körperliche Betätigung, wo man sich kompetent und fähig fühlen möchte. Durch Siege, Erfolge, Medaillen, Anerkennung befriedigen wir das Bedürfnis nach eigener Kompetenz. Deshalb streben wir primäre nicht nach Medaillen, sondern eher nach der Anerkennung (soziale Eingebundenheit) und Selbstsicherheit (Kompetenz), die dahinter steckt.

    In der Grafik sind die drei intrinsischen menschlichen Grundbedürfnisse dargestellt.

    Psychologische Grundbedürfnisse im Konflikt

    Im Sport können die Bedürfnisse im Konflikt zueinander stehen, beispielsweise die Autonomie und soziale Eingebundenheit im Teamsport, die man vereinfacht als zwei Gegensätze eines Kontinuums sehen könnte. Der Fußballer vor dem gegnerischen Tor steht vor einem Konflikt – den Torschuss selbst versuchen oder den Pass an einen Mitspieler geben.

    Der Drang nach Kompetenz, Autonomie und sozialer Eingebundenheit ist universell und taucht in jedem Lebensbereich auf. Versuche, die weiter unten aufgelisteten Handlungen den Bedürfnissen zuzuordnen, um dein Verständnis zu vertiefen. Jede Handlung ist natürlich eine Mischung aus mehreren Grundbedürfnissen und kann nicht nur einem einzigen Bedürfnis zugeordnet werden :

    • Für die olympischen Spiele trainieren.
    • Profisportler werden.
    • Trainingsstunde versäumen, um mit der Freundin ins Kino zu gehen.
    • Zum Training gehen, obwohl man nicht motiviert ist.
    • In den Urlaub fliegen.
    • An einem Turnier teilnehmen.
    • Einem Freund beim Umzug helfen.
    • Einem Freund beim Umzug nicht helfen.
    • Aus einem Flugzeug springen (mit Fallschirm).
    • Streit mit dem Trainer anfangen.
    • In die Diskussion mit dem Gegner über die Regeln des Spiels geraten.

    Vielleicht konntest du beim Beantworten dieser Fragen feststellen, dass die Antworten nicht ganz eindeutig sind und noch weitere Bedürfnisse eine Rolle spielen. Hunger, Durst, Schmerz – Überleben. Nicht alles lässt sich diesem Beitrag festhalten.

    Insbesondere die Surfer der großen Wellen bewegen sich häufig auf einem schmalen Pfad des Überlebens.

    Glücklicherweise sind wir Menschen sehr neugierige Wesen und probieren sehr viel aus. Wir können sehr unbeständig sein und das trifft auf unsere berufliche Laufbahn, unsere Ess- und Schlafgewohnheiten, aber auch unsere Sportroutinen zu. Diese Sprunghaftigkeit hat ihre Vorteile, aber auch ihre Schattenseiten. Diese Unbeständigkeit, die einem zum Ausprobieren von Neuem verleitet, ist ein schlechter Ratgeber, wenn es darum geht, Höchstleistung zu erreichen.

    Gewohnheiten und Systeme laufen automatisch ab und sind deine Freunde auf dem Weg zur Höchstleistung. Die Schwierigkeit dabei – ein System der Verbesserung und Exzellenz zu erschaffen und in deinen Tagesablauf zu implementieren. Es ist zugleich eine Wissenschaft und eine Kunst.

    „Losers have goals.

    Winners have systems.“

    Scott Adams

    Die Idee ist simpel. Und dennoch zeigt sich, dass simple Dinge nicht immer einfach auszuführen sind. Es ist die langfristige Ausrichtung unseres Handelns, die uns die meisten Schwierigkeiten bereitet – unser Gehirn tut sich damit schwer, nachhaltig und langfristig zu denken. Wenn du großartig werden möchtest, dann brauchst du ein großartiges System, das deine Motivation berücksichtigt. 

    Quellen

    https://de.wikiquote.org/wiki/Kurt_Lewin

    https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstbestimmungstheorie