Ich wurde eingeladen, beim Eiskunstlauf mitzumachen. Mit meinen Schlittschuhen und Jogginghosen bewaffnet, betrat ich einen Raum, der voller Frauen war. Ich, ein Mann mittleren Alters, fiel beim Eiskunstlauf auf, wie eine weibliche Besucherin im Stripclub.
Wir gingen aufs Eis. Schön fahren. Wir wollen keine hektischen Bewegungen. Die Bewegungen sind sanft, gefühlvoll wie warmer Honig. Die Beschleunigung läuft wie eine Welle ab, man bringt den Körper nach oben und dann wieder nach unten. Das Bremsen soll weich sein und aus der Drehung des Körpers entstehen.
Doch mir fiel vor allem das Hochnehmen und Ausbreiten meiner Arme schwer, wie bei Titanic, während ich auf dem Eis gleitete. Nicht körperlich schwer, sondern mental. Es fühlte sich so unnatürlich und so unmännlich an.
Und es ging nicht nur mir so. Unter den dreißig Kunstläufern war auch ein anderer Mann dabei, der keine Anstalten machte, die Arme irgendwohin zu bewegen. Wie Gardinen blieben sie bei ihm neben dem Körper hängen.
Inspiration und Ermutigung fand ich bei einer jungen Dame, die graziös dahin gleitete. Sie sah dabei so überzeugt aus. Selbstverständlich nahm sie ihre Arme hoch, breitete sie aus und brachte Spannung in ihre Haltung. Sie glaubte daran und ich glaubte ihr. Ihre Haltung drückte Schönheit und Dynamik aus. She owned the room.
Gelassenheit und Eiskunstlauf haben dabei mindestens eine Gemeinsamkeit – die mentale Haltung spielt eine Rolle. Wir entscheiden, wie wir uns geben, wenn wir im Leben dahingleiten, wie wir uns fühlen und mit welcher Haltung wir unsere Tage bestreiten. Und wenn wir schon auf dem Eis des Lebens sind, dann könnten wir versuchen, es wie Kunst aussehen zu lassen.