
Bei dem letzten Training zum Thema Gelassenheit habe ich Sonnencreme mitgebracht, um das zu verdeutlichen, wie unsere Psyche funktioniert. Den Sonnenbrand auf der Haut können wir sehen, den Sonnenbrand auf unserer Psyche können wir nicht sehen.
Deshalb sind so viele Menschen in der Lage, ihre Stresssymptome (zunächst) zu ignorieren: die andauernden Kopfschmerzen, die Magenschmerzen, die Lustlosigkeit, ihren miserablen Schlaf und ständige Gereiztheit.
Sie können das nicht direkt sehen. Aber selbst, wenn sie es sehen könnten (wie den Sonnenbrand), selbst dann denken einige, dass das nicht weiter schlimm ist: „Das härtet ab“; „Was einen nicht umbringt, das macht einen stark“.
Hält man sich extrem lange in der Sonne auf, kann das schädlich sein. Das gleiche gilt für mentale Stressoren, denen wir uns aussetzen: Aufgaben, die dich überfordern; Menschen, die dich wütend machen; Gewohnheiten, die dich krank machen oder wenn du hart zu dir selbst bist und das nicht einmal bemerkst.
Lange Zeit kann das gut gehen. Es können Jahrzehnte vergehen, ohne dass du überhaupt bemerkst, dass dein Körper und deine Psyche am Rand ihrer Limits sind. Krankheiten können plötzlich auftreten, auf die du überhaupt keine Lust hast.
Ich begegne Menschen mit psychischen und physischen Krankheiten in meinen Trainings und psychologischen Beratungsgesprächen und versuche ihnen zu helfen, sich zu reflektieren, ihre destruktiven Gewohnheiten zu suchen und zu ändern.
Creme dich mit Sonnencreme ein, um dich physisch zu schützen. Creme dich mit „mentaler Sonnencreme“ ein, um dich psychologisch zu schützen. Tue regelmäßig das, was dir guttut und dich gesund macht – so cremst du dich mental ein. Nimm Zeit für dich selbst, du darfst auch ein wenig egoistisch sein.
Das mentale Eincremen ist das Teetrinken, bevor du aus dem Haus gehst, es ist der kurze Spaziergang, bevor du ins Büro gehst, es ist die Yoga-Session, die du schon seit Monaten verschiebst und der Besuch der Therme, zu dem du nicht kommst, obwohl du ein Gutschein dafür hast.
Gelassenheit beginnt damit, dass du Zeit für dich findest, wo gar keine da ist.