Normal ist das, was jetzt ist – Resilienz in der Pandemie

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In einem digitalen Seminar über Resilienz sprach ich mit meinen Teilnehmern über psychische Widerstandskraft – den mentalen Panzer, den wir brauchen, um Krisen zu überstehen und mit den Herausforderungen des Lebens zurechtzukommen.

Und Herausforderungen gibt es reichlich. Mehr als genug für jeden. Auch viel Schönes ist dabei – keine Frage. Aber über das Schöne reden wir gerade nicht.

Denn, wenn wir über Resilienz sprechen, dann sprechen wir nicht über das Gute. Zum Duschen im 4-Sterne-Hotel nach dem All-Inclusive-Abendessen brauchen wir keine Resilienz. Höchstens ein weiteres Loch im Gürtel.

Resilienz zeigt sich in Krisen. Gut, dass wir seit Jahren eine Krisengeschichte schreiben. Live dabei seit 2020. Am Anfang der Pandemie versuchten einige so zu tun, als ob alles normal wäre. Normal?

Normal, sofern es ein normal jemals gab, ist vorbei. Wir sind im Unnormalen angekommen. Im Ungewöhnlichen. Vielleicht wird es ist Zeit, sich vom Normalen zu verabschieden. Bye Bye, Normal.

Hallo, Ausnahmezustand. Alarmstufe Rot – das ist das neue Normal. Was machen wir damit?

Mit dieser Frage nähern wir der Resilienz und der Einstellung von resilienten Menschen, die psychisch unbeschadet durch Krisen gehen.

Annehmen, was ist. Nicht das Leugnen und Wünschen, dass etwas so ist, wie es nicht ist. Zuerst kommt das Annehmen. 

Normal geht nicht mehr. Die Hoffnung, wieder zurück zu können, zum Normalen, ist verständlich. Verständlich und naiv.

Die Welt im Ausnahmezustand kämpft ums Überleben, während wir die Abstellkammer füllten. Mit Toilettenpapier. Das Kuriose ist in Erinnerung geblieben und verrät uns, dass wir falsch lagen. Es kam anders als wir erwartet hatten.

Ein Bleiben-Sie-Zuhause Sprint wurde zu einem Lassen-Sie-Uns-Schauen-Was-In-Den-Nächsten-Jahren-Passiert Marathon. Ein Planen, Improvisieren, Verwerfen, Fluchen und Hinnehmen.

Das unsichtbare, geruchlose, widerliche Virus, das so viele Menschen in eine Welt gerissen hat, die (fast) jeder von uns fürchtet. Die Welt, die uns eines Tages begrüßen wird. Eine Welt hinter unserer Welt, die vielleicht keine Welt ist.

Resilient zu sein, bedeutet, das Unausweichliche anzunehmen. Das Jetzt zu akzeptieren. Das Fürchterliche, das wir nicht ändern können, zu begrüßen. Nicht zu wünschen, dass alles wieder normal wird.

Normal ist, was jetzt ist.

Resilienz ist, das Beste aus dem Schlimmsten zu machen.